Bluthunde
gewesen.
»Wege trennen sich«, brummte er und blickte nach vorne.
Kleingeld. Was ihm zum Abtauchen fehlte, war das nötige Kleingeld. Einen neuen Pass gab es nicht umsonst. In Thailand zu leben war billig, aber man musste erst mal da hinkommen. Das ging jetzt leider doch alles ein bisschen plötzlich. Aber er wusste, wo er an die nötige Kohle herankommen würde. Da hatte noch jemand Schulden bei ihm.
Er winkte ein Taxi heran, stieg ein und nannte die Adresse. Zehn Minuten später waren sie am Ziel. Sven Schmitz wartete, bis der Taxifahrer mit seiner Droschke um die Ecke gebogen war, trat an die Haustür und klingelte.
»Was willst du denn hier?«, fragte ein überraschter Manfred Freese.
»Erst mal reinkommen«, sagte Schmitz und schob sich an Freese vorbei.
Freese warf einen Blick über die Straße, konnte nichts Auffälliges entdecken und folgte seinem … Gast.
»Was soll der Mist? Was tauchst du hier auf? Ich hab dir im
Uerige
doch lang und breit erklärt, dass sich unsere Wege trennen müssen, Kerl.«
»Ich brauche Kohle. Sofort.«
»Was heißt sofort? Und welchen Teil von trennen hast du nicht verstanden? Ich …«
Mit einem harschen Wink verschaffte Schmitz sich Ruhe. »Die haben die ganze Hundegang hochgehen lassen. Alle festgenommen. Ich hatte Glück, ich muss untertauchen. Dafür brauche ich Kohle.«
Freeses Handy klingelte. Er drückte den Ton weg. Keine Zeit jetzt. Der kräftige Schmitz konnte ein ernstes Problem werden. Verdammt, wie hatte er gehofft, diesen Trottel abgeschüttelt zu haben. »Was genau stellst du dir vor?«
»Zwanzigtausend.«
Freese lachte bleckend. »Wie soll ich an zwanzigtausend Euro kommen, du Witzbold?«
Schmitz strich sich durch die kurzen Haare. »Ich weiß, dass du noch eine Menge Koks bunkerst. Verkauf das Zeug und ich will einen Anteil.«
»Du bist bekloppt. Ich …«
Schmitz riss eine Hand hoch. Wie Schraubstöcke umschlossen seine dicken Finger Freeses Kehle. Mit weiten Schritten drückte er seinen Partner gegen die Wohnzimmerwand. Ganz nah ging er ran, als er flüsterte. »Ich brauche die Kohle. Ich hab noch nicht mal Zeit, mit dir zu diskutieren. Die sind mir am Hacken. Du …
weißt
, dass ich verschwinden muss!«
Freeses Gesicht lief rot an. Er selbst war kräftig, aber die Hände von Schmitz waren verfluchte … Schraubstöcke. »Sven, ich muss überlegen!«
Der lockerte den Griff. »Aber beeil dich damit!«
Wieder klingelte Freeses Handy. Freese blickte aufs Display, erkannte den Anrufer und hatte eine Idee. »Ich geh kurz ran, könnte wichtig sein.«
»
Ich
bin für dich wichtig!«, brummte Schmitz.
»Hängt zusammen«, erklärte Freese und meldete sich.
»Hallo? Ja, ich kenne die Nummer … Natürlich, da kann ich weiterhelfen… Wann? Jetzt sofort?«
Sven Schmitz wurde hellhörig. Der optimistische Tonfall seines Partners gefiel ihm. Gefiel ihm außerordentlich!
Eine Stunde später rümpfte Sven Schmitz die Nase. »Boah, stinkt das hier. Warum ausgerechnet hier in Hamm an der Kläranlage?«
Freese grinste verschlagen. »Weil sich aus genau diesem Grund hier niemand länger als nötig aufhält.« Er deutete nach links und rechts den menschenleeren Deich entlang. »Außerdem kann man hier meilenweit gucken, ob die Luft rein ist.«
»Die Luft ist nicht rein«, meckerte Schmitz und freute sich ein bisschen über sein gelungenes Wortspiel.
Tatsächlich, musste Schmitz einräumen, war hier auf dem Deich keine Menschenseele zu sehen und auch keine zu erwarten. Weder auf dem Deich, noch auf den Deichwiesen, die sich im Halbdunkel der Fastvollmondnacht als steile Böschung Richtung Rhein absenkten. Große Strahler vom weitläufigen Kläranlagengelände neben ihnen schienen bis hier herüber auf den Deich und ließen ihre Körper lange Schatten werfen.
Manni Freese hatte sich auf die Schnelle mit einem guten Kunden verabredet, der zufällig zum genau richtigen Zeitpunkt angerufen hatte. Und zwar hier hin ans Rheinufer, Hammer Deich, in Höhe der Düsseldorfer Kläranlage. Der Kunde war ein guter Kunde, weil er zugesagt hatte, eine größere Menge Koks abzunehmen und bar zahlen zu wollen. Auf keinen Fall würden zwanzigtausend Flocken dabei rausspringen, aber immerhin die Hälfte und somit hoffentlich genug, damit Schmitz endlich seine Klappe halten und verschwinden würde.
»Ich hab schon häufiger seine Partys mit Stoff beliefert«, erklärte Freese.
»Ich wusste gar nicht, dass der kokst.«
»Hast du dir seine Lieder schon mal angehört?«,
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