Bluthunde
»Ich will ja nicht bremsen, aber, äh, was meinst du Struller, sollen wir los?«
»Wohin wollt ihr?«, fragte Lurchi lauernd, der wie immer über alles informiert sein wollte.
»Lurchi, wir gehen noch einen Mörder fangen«, grinste Struller.
Als Jensen und Struller den Bunker verließen, stießen sie am Eingang mit Doc Stich zusammen.
»Ah, der Doc. Auch schon da? Sehr gut. Sie wissen, was Sie zu tun haben?«, fragte Struller.
Des Gerichtsmediziners Augen verengten sich. In den Schlitzen blitzte es gefährlich, Jensen schluckte.
»Ich soll gefährlichen Hunden ins stinkende Maul gucken, richtig?«
Struller nickte. Das traf es. In etwa. Der Doc wusste, was er zu tun hatte …
Eine knappe halbe Stunde später sprangen Struller und Jensen die Steinstufen hoch in die dritte Etage. Weil gute Dinge ihre breiten Schatten weit voraus warfen, war auch im Präsidium schon die Hölle los. Für die zahlreichen Vernehmungen wurden die Büros hergerichtet, Dolmetscher in die Lage eingewiesen und in der ersten Etage der große Presseraum für die Konferenz am Vormittag vorbereitet.
Struller erkannte Markus. »Super, dass ihr so mitgezogen habt!«
»Hey, hat super Spaß gemacht.«
Jensen stutzte. In der zweiten Etage stand die Tür zu einem der Büros offen. »Pit, guck mal hier.«
Struller folgte seinem Praktikanten in das Büro. Den stämmigen Mann, der in Handschellen am Schreibtisch saß, erkannte er sofort.
»Was machst du denn hier?«, grüßte er einen der drei Müllwagenfahrer, die Rempes Leiche gefunden hatten.
Der blickte ihn an, überlegte einen Moment und erkannte dann seinerseits den merkwürdigen Polizisten, der am Dienstag ihren Müllwagen beschlagnahmt und mitgenommen hatte. »Was ich hier mache? Das würde ich auch gerne wissen. Festgenommen haben die mich!«
»Die?«, fragte Struller und runzelte die Stirn.
»Grüne. Also Bullen. Grün sind die ja nicht mehr.«
Struller schüttelte den Kopf und setzte sich auf den Schreibtisch. »Wieso? Interessiert mich jetzt.«
»Ich fahre durch Düsseldorf, werde kontrolliert und schon guck ich in einen Pistolenlauf. Ich soll einen Haftbefehl offen haben. Die haben mich festgenommen. Ich hab aber keinen Haftbefehl offen. Das ist eine verfickte Verwechslung!«
Ein Streifenbeamter schob sich durch die Tür ins Büro. »Hoppla, Zuwachs? Kann ich helfen?«
»Struhlmann, KK 11. Ich kenne den Mann zufällig. Der soll gesucht werden und einen Haftbefehl offen haben?«
»Zwei Jahre. HB aus Juli 2012. Bewaffneter Raubüberfall auf die Stadtsparkasse in Oldenburg.«
»Ich habe nie was geraubt. Bewaffnet«, beschwerte sich der Gefangene.
Struller blickte Jensen an, der räusperte sich. »Schmitz war der Name, oder? Sven Schmitz?«
»Ja, genau«, maulte Schmitz und fügte lautstark sein Geburtsdatum hinzu. »Ich war in meinem ganzen Leben noch nicht in Oldenburg. Ich weiß noch nicht mal, wo das ist.«
Jetzt schüttelte Jensen den Kopf und erklärte dem verdutzten Polizisten. »Hör mal, wir haben mit dem Mann in einer Mordsache zu tun gehabt, er war ein wichtiger Zeuge. Ich habe den auf Herz und Nieren gecheckt, der war sauber und hatte ganz bestimmt keinen Haftbefehl von Juli 2012 offen.«
»Soll ich ihn dir zeigen?«, schniefte der Kollege beleidigt.
»Ich meine, bist du sicher, dass
dieser
Sven Schmitz hier gemeint ist? In manchen Gegenden Deutschlands ist Schmitz kein Nachname, sondern ein Sammelbegriff. Das muss eine Verwechslung sein.«
»Genau!«
»Geh das noch mal checken, Kollege«, brummte Struller. »Und beeil dich, wir sind hier nur auf der Durchreise und haben eine Menge zu tun.«
Der Kollege rauschte mit roten Wangen davon. Struller schlug sich eine Zigarette aus der Schachtel, erinnerte sich ans Rauchverbot und quetschte sie wieder zurück in die Schachtel. »Der Mord ist übrigens fast aufgeklärt.«
»Hä?«, fragte Schmitz.
»Der Tote aus dem Müllwagen. Wir haben gerade in Gerresheim eine echt miese Bande von Gaunern festgenommen. Die Ärsche haben Hundekämpfe veranstaltet, im Gerresheimer Bunker.«
Der stämmige Sven Schmitz wurde blass.
»Ja, ekelig. Der Tote aus dem Müllwagen war ein Journalist, der der Bande auf die Schliche gekommen war. Deshalb musste er sterben und wurde in dem alten Sofa entsorgt.«
»Das ist ja wie im Krimi«, stammelte Schmitz entsetzt.
»Ja, aber wir haben die Burschen gekriegt. Wie viele Festnahmen waren das, Kollege?«
»Achtundzwanzig«, antwortete Jensen.
Struller grinste zufrieden.
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