Blutige Erde Thriller
tun. Es war nicht ihr Verbrechen.
Wieder einmal bewies sie ihre unheimliche Fähigkeit, seine Gedanken zu lesen. »Es wird alles gutgehen, Josh. Das verspreche ich dir.«
Sie legte eine Hand auf das Steuer, um es ruhigzuhalten, während der Wagen vor dem Haupttor des Gefängnisses zum Stehen kam. Ein Soldat trat vor den Land Cruiser, richtete seine Waffe auf sie und schrie, dass sie aussteigen sollten. Josh wollte dem Befehl gerade Folge leisten, als Annika sein Handgelenk packte und ihrerseits den Soldaten auf Xhisa anschrie.
Er kam näher, und obwohl er auch weiterhin die Waffe auf sie gerichtet hielt, wirkte er immer unsicherer. Annika beugte sich durch die Öffnung, wo die Windschutzscheibe gewesen war, und reichte ihm zwanzig Euro. Nachdem sie noch ein paar Worte gewechselt hatten, nahm er das Geld und öffnete das Tor.
»Fahr los«, sagte Annika, und Josh beschleunigte vorsichtig. Er spürte, wie der Land Cruiser leicht auf und ab federte, als der Soldat auf die hintere Stoßstange sprang.
Josh hielt sich so weit wie möglich von den Gefangenen fern, um im Niemandsland zwischen ihnen und den Wachen zu bleiben, während der Mann auf der Stoßstange sich durch das kaputte Heckfenster beugte und unverständliche Anweisungen gab.
»Er sagt, dass wir zum mittleren Gebäude müssen«, erklärte Annika. »Fahr so nah ran wie möglich.«
Josh parkte den Wagen parallel zu einer schweren Holztür, wobei er gerade so viel Platz ließ, dass Annika und er sich durch die Beifahrertür ins Freie schieben konnten. Der Wachmann hämmerte mit seinem Gewehrkolben gegen das Tor, das einen Augenblick später von
einer weiteren Wache geöffnet wurde. Doch anstatt sie einzulassen, begannen die Männer eine scheinbar ernste und komplizierte Diskussion, die fast vollkommen vom Lärm der Gefangenen übertönt wurde. Diese steigerten sich in eine Raserei hinein, die die Waffen ihrer Bewacher bald schon nutzlos machen würde.
»Was zum Teufel geht da vor?«
»Sie verhandeln«, sagte Annika.
»Worüber?«
»Ich musste dem Wachposten, der mit uns gekommen ist, alles anbieten, was wir noch hatten. Zwanzig Euro, damit er uns durch das Tor lässt, und den Rest, wenn wir wieder sicher draußen sind. Sämtliche Ausgaben dazwischen muss er aus eigener Tasche bezahlen.«
Der Mann, der die Tür bewachte, deutete auf Josh und Annika, und seine Stimme wurde immer lauter. Die hitzige Diskussion dauerte an, während Annika Josh die Übersetzung ins Ohr flüsterte. Die Quintessenz war, dass die Soldaten sich weniger um die Unwägbarkeiten des politischen Zusammenbruchs sorgten als darum, wie sie am meisten davon profitieren konnten. Nach einer Verzögerung, die sich wie eine Stunde anfühlte, in Wahrheit aber wohl nur ein paar Minuten gedauert hatte, konnten sich die beiden einigen, und Josh und Annika wurden ins Innere des Gebäudes geführt.
Zuerst konnte er nur die Rücken der Wachen erkennen, doch als sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, sah er die Zellen, die sich an den Wänden aneinanderreihten. Sie waren alle gleich dreckig, die Böden starrten vor Schmutz, und die Gitterstäbe waren aus denselben Bauabfällen gefertigt worden, aus denen man anscheinend das ganze Land errichtet hatte.
Die meisten Zellen waren leer, und in denen, die nicht leer waren, schienen Leichen zu liegen. Die Hitze wurde
überwältigend. Annika hakte sich bei ihm unter, als sie immer tiefer in diesen Ort vordrangen, der der Hölle ziemlich nahe kommen musste.
Sie fanden Fawn Mardsen am Ende des Korridors, wo sie sich an die Rückwand ihrer winzigen Zelle drückte. Der Dreck, der überall auf ihren zerrissenen Kleidern klebte, roch nach Tod und Exkrementen, und ihre rechte Hand war mit einem blutigen Lappen umwickelt. Ihr Kopf hob sich, und die verfilzten Haarsträhnen gaben den Blick auf ihr Gesicht frei, als sie zu den beiden aufsah.
»Josh?«, fragte sie, wobei ihr diese eine Silbe fast im Hals stecken blieb. »O mein Gott. Bist du es wirklich?«
Der Soldat löste das Seil, das die Zellentür verschloss, und Josh löste sich von Annika. »Bleib hier draußen.«
»Josh?«, wiederholte Fawn und machte einen unsicheren Schritt auf ihn zu. Er hatte erwartet, dass sie ihn anschreien und vielleicht sogar versuchen würde, ihn zu erwürgen. Bei Gott, er hätte es verdient gehabt. Doch stattdessen fing sie an zu weinen. »Bitte, Josh. Lass mich nicht hier. Bitte hilf mir.«
»Ist schon gut«, sagte er, zog ihren Arm über seine Schultern und
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