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Blutige Küsse und schwarze Rosen

Blutige Küsse und schwarze Rosen

Titel: Blutige Küsse und schwarze Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irina Meerling
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Elias. Nico wollte mit ihm zusammenziehen? Er wollte bei ihm – mit ihm – leben? Das Herz in seiner Brust machte einen Salto, obwohl ihn sein Verstand ermahnte, dieser Schritt müsse nicht zwangsläufig bedeuten, dass Nico tiefere Gefühle für ihn entwickelt hatte.
    „Ich werde nicht mit euch kommen.“ Naferias Aussage kam plötzlich und schnell, als hätte sie Angst gehabt, diese andernfalls nicht aussprechen zu können. „Ich kann nicht. Es geht nicht. Ich muss zurück.“
    „Zurück?“, riefen Elias und Nico wie aus einem Munde, bevor letzterer fortfuhr: „Das kannst du nicht. Es ist viel zu gefährlich, selbst ohne Sânge und seinem Plan für dich! All die Mitglieder …“
    „Sie sind nicht gefährlich“, widersprach Naferia und lächelte nun sanft. „Ganz und gar nicht. Das Gegenteil ist der Fall: Ohne ihren Anführer sind sie völlig verloren. Wie kleine Kinder, die plötzlich auf sich allein gestellt sind. Habt ihr gehört, was sie sagten? Dass sie eine Leere fühlen? Das liegt daran, dass Sânge sie alle kontrolliert hat. Und nun hängen sie leblos in der Luft und wissen nichts mit sich anzufangen. Wegen mir. Nein, warte.“ Die Hände gehoben, bat Naferia Elias, der gerade etwas einwerfen wollte, zu schweigen. „Ich weiß ja jetzt, dass ich das Richtige gemacht habe, was Sânge betrifft. Selbst wenn ich nach wie vor nicht verstehe, wie er mir das antun konnte … Ich dachte, er liebt mich …“ Die Trauer war Naferias Augen anzusehen. Sie hatte wegen Sânge geweint. „Dennoch trage ich nun die Verantwortung für den Zirkel. Das wurde mir im Wald klar und ich konnte keine Minute länger untätig dort bleiben. Mit den mir verliehenen Fähigkeiten werde ich nicht in Gefahr geraten, und schon bald werden mir alle Mitglieder aus freien Stücken folgen und mich akzeptieren. Meine Sünde bringt Wiedergutmachung mit sich. Nur so kann ich mir selbst vergeben. Nur so kann mir meine Kirche vergeben.“
    Jeder Versuch einer Umstimmung war zum Scheitern verurteilt. Naferia hatte ihre Entscheidung gefällt und würde Sânges Platz einnehmen – die Zirkelmitglieder Cornrowls führen. Jedoch mit anderen Mitteln als ihr Vorgänger dies getan hat. Naferia setzte auf Ehrlichkeit und gegenseitigen Respekt. Das wusste Elias.
    „Was ist mit dem Fluch?“, wollte er wissen, als er und die anderen beiden ein Buch nach dem anderen in einem großen Bettkissenbezug verstauten, den sie aus der Ladefläche hatten. Naferia wollte den bislang noch kurzen Rückweg zu Fuß – durch die freie Natur – zurückkehren. „Am See hast du erzählt, der Zirkel lebt aus Überzeugung bei Nacht. Vielleicht hob Sânge den Fluch bloß deshalb nicht auf: weil er ihn nicht beeinträchtigte und es ihm die Mühen nicht wert waren. Aber … sollte er zu brechen sein, steht das nur in einer der Schriften.“
    „Und sobald ich davon lese, werde ich euch finden“, versicherte die Vampirin und warf den gefüllten Kissenbezug über ihre Schulter, um ihn besser tragen zu können. „Sânge hat die Rosen, die Nicos Blut tranken, aufbewahrt. Er nahm sie an sich, während wir drei draußen am See waren. Den Bildern und Erinnerungen zufolge benötigte er sie für Schwarze Magie. Mir werden sie selbst in Jahrhunderten den Weg zu euch weisen. Seid unbesorgt.“
    Mit diesem Versprechen nahmen sie voneinander Abschied. Abschied auf unbestimmte Zeit. Vielleicht auf ewig. Aber kurz bevor Naferia außer Hörweite war, fiel Elias eine Frage ein, die er noch loswerden musste:
    „Elisabeth war nicht die Einzige, die sich innerhalb des Zirkels umbenannte!“, rief er und dachte an Sânges Worte zurück: … legt euer altes Dasein ab. Eure menschlichen Namen . „Wie ist dein gebürtiger Name?“
    Ein letztes Mal drehte sich Naferia ihm und Nico zu. Ihre Augen strahlten verträumt, als sie antwortete: „Ich heiße Daria! Das bedeutet die Schützerin, die Besitzerin des Guten und auch die Mächtige. Hoffen wir mal, dass meine Eltern recht behalten werden.“

Kapitel 24
    R EGEN
     
    Ein frischer Luftzug strich über Elias’ Wangen und ließ ihn sanft aus der Welt der Träume gleiten.
    Es war tiefste Nacht, finster und wolkenverhangen. Regenwolken. Sie bedeckten den ganzen Himmel und sandten Milliarden kleiner Tropfen zur Erde hinab. Leise prasselten sie nieder und erfüllten die Nacht mit ihrem rhythmischen Rauschen.
    Elias streckte seine Glieder, um die Müdigkeit aus ihnen zu vertreiben und richtete sich in seinem weichen Bett auf. Er sah zum Fenster.

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