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Blutige Nacht: Roman (German Edition)

Blutige Nacht: Roman (German Edition)

Titel: Blutige Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trevor O. Munson
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einen darin ein wie einen Amontillado in seinem Fass, und alles, was einem zu tun bleibt, ist warten. Also wartet man.
    Ziemlich bald platscht das Pelletsäckchen in die Schüssel, und schwefelsäurehaltiges Wasser und Zyanide vermischen sich zu Ranken von Blausäure, die wie Efeu durch die Löcher im Stuhl an einem hinaufklettern. Man weiß, dass man kurz davor ist, zu sterben, aber man hat es noch nicht wirklich begriffen.
    Sie raten einem, im eigenen Interesse von Anfang an tief einzuatmen. Es schnell zu Ende zu bringen. Sein Leiden zu verkürzen. Aber das tut man nicht. Man kämpft vielleicht nicht, aber man kann verdammt noch mal die Luft nicht einfach nur einsaugen wie an einem fröhlichen Sommertag. Also hält man den Atem an. Man hält ihn an trotz des brennenden Napalmkusses von Gas auf der Haut. Man hält ihn selbst dann noch an, wenn die geschlossenen Augen brennen und tränen. Obwohl es keinerlei Sinn hat und völlig nutzlos ist.
    Man hält ihn an.
    Bis die Lungen um Atem ringen und man es einfach nicht mehr aushält. Und dann saugt man dieses Höllenfeuer voll Schwefel in seine Lungen, und der richtige Horror fängt erst an. Wie durch einen unerwarteten Schlag in den Bauch wird einem mit diesem ersten Atemzug die Fähigkeit genommen, weiterzuatmen. Es brennt. Verflucht, es tut höllisch weh, während es einen von innen heraus verbrennt. Aber es bringt einen nicht um. Betäubt einen noch nicht einmal. Was es stattdessen hervorruft, nennt sich Hypoxie, was nur eine nette Umschreibung dafür ist, dass die Sauerstoffzufuhr zum Gehirn unterbrochen wird. Hängen oder Erschießen ginge schneller, aber das steht nicht zur Auswahl. Nicht menschlich genug. Hellwach, mit brennenden Lungen, erstickt man stattdessen. Jeder Muskel im Körper zieht sich krampfhaft und unter höllischen Schmerzen zusammen, wenn das Gift in die Blutbahn gelangt und die Venen sich entfachen wie die Zündschnur eines Pulverfasses. Hellwach und um einen weiteren Atemzug ringend, der unmöglich ist, stirbt man.

    Der Bundesstaat Kalifornien hat mich am 14. März 1946 um zehn Uhr morgens hingerichtet. Keiner hat Anspruch auf die Leiche erhoben. Keiner kam zur Beerdigung. Man begrub mich in zwei Metern Tiefe auf dem Gefängnisfriedhof in einem Kiefernholzsarg. Ich war 33 Jahre alt.
    Zum Vampir zu werden ist nicht so, wie es in den Filmen dargestellt wird. In den Filmen sieht es so aus, als würde man gebissen, und, simsalabim, im Handumdrehen ist man ein Vampir. Falsch. Völlig falsch. Tatsächlich läuft es folgendermaßen ab: Zuerst wird man gebissen, wodurch die Infektion übertragen wird, dadurch wird man selbst zum Überträger, bis man irgendwann stirbt. Und danach, abhängig davon, wie lange man selbst Überträger war, beginnt ein Reifeprozess ohne jedwedes Bewusstsein. Und dann, ganz langsam, schrittweise, nimmt man die Welt um sich herum wieder wahr wie ein neugeborenes Baby. Das unterschwellige Licht in der Dunkelheit. Den Geruch feuchter Erde und seiner eigenen Verwesung. Die beengten Räumlichkeiten seines Kiefernholzsargs. Und natürlich ein stetig wachsender, unmenschlicher und unvorstellbarer Durst. Es ist der Durst, der sich wie der Druck im Teekessel in einem aufbaut und einen schließlich dazu treibt, sich aus dem Grab zu befreien, sich zu erheben und zu jagen.
    Verängstigt und verwirrt entstieg ich drei Monate nach meinem Tod wie Jesus seinem Grab. Endlich befreit, kollabierte ich neben meinem Grab, so schwach wie ein neugeborenes Füllen, und fand heraus, dass die ganze Welt sich verändert hatte, während ich weg war.
    Oder vielleicht war auch ich derjenige, der sich verändert hatte.
    Obwohl mein Tastsinn zu beunruhigender, lepraartig ausbreitender Taubheit abgestumpft war, waren alle anderen Sinne um ein Hundertfaches geschärft. Ein Tausendfaches. Dicke Wolken verdunkelten den Mond, tauchten die Nacht in Schwärze, aber eine neu entdeckte Infrarotsicht erlaubte es mir, trotzdem zu sehen. Ich konnte den Herzschlag allen Lebens um mich hören. Konnte das Blut riechen, das durch Arterien und Venen gepumpt wurde. Ich nahm die Welt auf neuartige, raubtierhafte Weise wahr. Jedes Lebewesen schien für mich Beute zu sein.
    Ich roch sie, noch ehe ich sie sah oder hörte. Der Gestank ihrer süßen Fäulnis erfüllte meine Nase, als sie sich in dem tiefliegenden Nebel materialisierte, der sich um die billigen, staatlich finanzierten Grabsteine gelegt hatte.
    Coraline.
    »Hallo, Geliebter.«
    Ihre Stimme erklang hinter mir und

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