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Blutige Nacht: Roman (German Edition)

Blutige Nacht: Roman (German Edition)

Titel: Blutige Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trevor O. Munson
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mich neben sie, nehme ihr den Hut und den Schleier ab. Ich starre in ihre geschmolzenen Augen. Ich kann nicht sagen, ob sich Liebe oder Hass darin widerspiegelt. Vielleicht ist das für eine Frau wie Coraline ja auch alles dasselbe.
    Als ich den primitiven Pflock über ihrem Herzen anbringe, greift sie nach oben und umklammert schwach mein Handgelenk. »Tu mir einen Gefallen und verstreu die Asche dieses Mal, Geliebter«, sagt sie leise flüsternd. »Ich möchte so nicht wieder zurückkommen.«
    Ich nicke einmal. Dann ramme ich den Pflock in sie. Unnachgiebig.

Kapitel 26
    I ch gehe Reesa über den Strand hinterher. Das ist ganz einfach, ich muss nur den Spuren im Sand folgen. Ich kann sehen, wie sie weiter vorn am Wasser entlangrennt, den Rock hochgehoben, damit sie nicht über ihn fällt. Im Mondlicht sieht ihr Haar wie gesponnenes Blut aus, so bezaubernd, dass mir das Wasser im Mund zusammenläuft.
    Sie schreit, als meine Hand ihren Nacken berührt. Sie hat mich nicht kommen hören. Sie dreht sich um und kämpft. Ihre Fäuste trommeln auf mein Gesicht und meine Brust, bis ich nach ihnen greife und sie festhalte. Einen Moment lang wehrt sie sich, dann erlischt ihr Kampfgeist.
    »Bring mich doch um. Das ist mir egal. Dann werde ich einfach zu dem, was ich ohnehin sein will. So wie du.«
    Ich starre in ihre trotzigen Augen. Ich jage keine Frauen. Ich nähre mich nicht von ihnen. Ich füge ihnen keine Schmerzen zu. Keine Frauen, keine Kinder, keine Unschuldigen, das sind die Regeln. Meine Regeln. Ohne sie würde ich zu dem werden, wovor ich mich am meisten fürchte – zu einem Monster.
    Aber sie hier, sie ist nicht unschuldig. Sie ist bereits infiziert, trägt den Virus schon in sich. Jetzt stellt sich die Frage, ab wann ein Vampir zu einem richtigen Vampir wird? Vielleicht gibt es darauf ebenso keine Antwort wie auf die Frage, ab wann ein Fötus zu einem Baby wird. Aber jemand muss das entscheiden, oder etwa nicht? Jemand muss die Verantwortung übernehmen, denn manchmal ist eine Abtreibung notwendig. Wenn man wissen würde, mit Sicherheit wissen würde, dass aus einem Kind ein Hitler oder ein Ted Bundy oder eben eine Coraline wird. Dann rechtfertigt das vielleicht, eine Regel zu brechen. Dann gleicht es das wieder aus.
    Ich sehe sie an. Wende den hypnotischen Blick an. »Lass uns zum Haus zurückgehen«, sage ich.
    Furcht und Trotz verschwinden aus ihrem Blick und lassen einen leeren Ausdruck zurück.
    »Zurück«, murmelt sie.
    Das Mondlicht schimmert im feuchten Sand wie eine weiße Kreidelinie um eine Leiche. Wir gehen Hand in Hand zurück zum Strandhaus. Jeder, der uns jetzt sehen würde, würde uns für ein Liebespaar bei einem romantischen nächtlichen Spaziergang halten.
    Wir lassen den Sand hinter uns, betreten verwittertes Holz, gehen knarzende Treppenstufen nach oben und treten wieder ein.
    »Leg dich hin und schließ die Augen«, sage ich leise.
    Die Sonne geht auf. Ich spüre ihr Herannahen wie Fieber. Ich muss mich jetzt beeilen.
    Reesa geht zu ihrem orientalischen Teppich, legt sich darauf und schließt die Augen, wie ich es ihr aufgetragen habe. Während ich sie betrachte, meldet sich mein Gewissen, aber ein Gewissen zu haben bedeutet nicht, sich nach ihm richten zu müssen. Es bedeutet nur, dass man sich selbst am Morgen danach nicht gerade gernhaben wird.
    Das ist es also.
    Ich beuge mich nach unten und küsse diese perfekten Lippen. Danach stehe ich auf, zünde mir eine Zigarette an und frage mich, wie zum Teufel ich mich selbst dazu bringen kann, das zu tun, was getan werden muss …
    Letzten Endes ist es genauso einfach, wie ein Streichholz fallen zu lassen.

Anmerkung des Autors
    D ie Idee zu Blutige Nacht und dem Protagonisten Mick Angel hatte ich irgendwann im Jahr 2005. Zu diesem Zeitpunkt verband mich bereits eine lang andauernde Liebesbeziehung mit Vampiren, aber ich hatte noch nichts in diesem Genre geschrieben. Für mich war es nur dann ein erstrebenswertes Unternehmen, wenn ich mit etwas Neuem, Frischem im Vampirmythos aufwarten könnte. Die Idee für eine solche hard-boiled Noir-Vampirstory hatte ich, nachdem ich erneut Dracula, gefolgt von einem Roman von Raymond Chandler, gelesen habe. Die beiden Genres zu vermischen, die ich am meisten mochte, um einen blutsaugenden Philip Marlowe zu schaffen, der in den Vierzigern zum Vampir verwandelt wurde und als lebendiger Anachronismus in der Gegenwart weiterlebte, schien das Potenzial zu haben, genau zu dieser Geschichte zu werden.
    Der

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