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Blutige Seilfahrt im Warndt

Blutige Seilfahrt im Warndt

Titel: Blutige Seilfahrt im Warndt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Schwab
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Ebenso sein eigener. Denn er spürte, dass seine Situation aussichtslos war. Er war gefesselt an einem Ort, den er nicht kannte.
    »Weißt du, wie ich dahintergekommen bin?«
    Grewe schüttelte den Kopf.
    »Deine Herumfragerei hat mich gewarnt«, antwortete Remmark. »Kein Bergmann quetscht einen anderen so aus wie du. Keiner salbadert so eine Psychoscheiße daher wie du.«
    Grewe schloss die Augen vor Verzweiflung. Die Fragerei war Bestandteil seiner Undercoveraktion – nicht das Schilderfahren. Also hatte er sich dämlich drangestellt und war für solche Einsätze nicht der Richtige. Er stöhnte.
    »Da staunst du, was?«
    Grewe fühlte sich wie eine Maus kurz vor der Mausefalle. Irgendetwas musste über Tage geschehen sein.
    »Was ist passiert, dass du dieses Risiko eingehst?«, fragte er.
    »Glaubst du, ich merke nicht, wie sich das Netz der Polizei immer enger um mich spannt?«, fragte Remmark zurück. »Ich warte nicht, bis es zu spät ist.«
    Da fiel Grewe wieder ein, wie sich die Bergleute auf Sohle fünf über Schacht Lauterbach gestritten hatten.
    »Bist du also verantwortlich für alle diese Todesfälle in den letzten elf Jahren?«, platzte es aus Grewe heraus.
    Remmark wich zurück, als hätte Grewe ihm eine Ohrfeige verpasst. Böse funkelte er sein Gegenüber an und knurrte: »Weiter seid ihr nicht gekommen? Dann ist es kein Wunder, dass die Verbrecher auf der Straße tanzen.«
    Grewe wusste nicht, was er meinte. Doch lange sollte es nicht dauern. Remmark klärte ihn auf: »Ich habe doch nicht meine Kameraden getötet. Wo denkst du hin? Das waren Unfälle.«
    »Und Fechter und Winni Bo?«
    Remmark kratzte sich am Kopf, überlegte eine Weile, bis er sich entschloss zu sagen: »Was soll’s? Du kannst die Wahrheit ruhig mit ins Grab nehmen.« Er lachte und fügte an: »Ins schwarze Grab – würdig beerdigt an deiner letzten Wirkungsstätte.«
    Grewe wartete auf eine Antwort.
    »Also gut. Fechter war ein verdammt guter Steiger. Das muss ich ihm lassen. Nur hat er es mit seiner Moral etwas übertrieben.«
    Grewe nickte, obwohl er nicht wusste, was Remmark meinte.
    »Wir hatten hier unten eine perfekte Ausgangsbasis, um den Stoff von Frankreich nach Deutschland rüberzuschaffen. Keiner kontrolliert die Grenzen unter der Erde. Das Geschäft lief gut. So gut, dass wir bald Drogen aus allen möglichen Ländern geliefert bekamen. Abnehmer gibt es ja genug. Doch als Fechter dahinterkam, wollte er uns überreden, mit dem Geschäft aufzuhören.« Remmark schnaubte verächtlich. »Das fiel uns im Traum nicht ein. Wir wussten doch, dass die Gruben bald schließen würden. Also wollten wir uns ein finanzielles Polster anschaffen, damit unser Lebensabend ein bisschen feudaler ausfällt. Von wegen Umschulung! Nicht mit uns.« Remmark schnaubte. »Aber Fechter war nicht zu überzeugen. Eines Tages drohte er, zur Polizei zu gehen.«
    Grewe ahnte etwas.
    »Er war gerade in der Gezähekammer. Alle anderen waren gegangen. Nur Fechter und Winni Bo standen noch dort und überlegten, was sie mit dem Stollen machen könnten, der nicht mehr weiter vorangetrieben werden sollte«, berichtete Remmark weiter. »Die ersten Rationalisierungen fanden damals gerade statt. Es war schon einige Jahre die Rede von Grubenschließungen. Und mit diesem Richtstollen, der nicht mehr fertiggestellt werden sollte, hatten wir den Beweis dafür, dass die Politiker Ernst machten.«
    Remmark ging einige Schritte auf und ab und sprach dann weiter: »Die Gelegenheit war so günstig.« Er lachte. »Die beiden saßen in der Falle. Ich habe die Türen zugeschlossen und überlegt, was ich jetzt machen sollte.«
    »Warum waren dort Türen?«, fragte Grewe. »Ein Richtstollen braucht doch keine Türen.«
    »Du bist ein helles Köpfchen«, brummte Remmark. »Der Baustopp dieses Stollens war schon länger beschlossen. Es war der Markscheider, der uns vorgeschlagen hatte, eine Tür einzumauern und den Gang anderweitig zu nutzen.«
    »Aber wie konntest du den Schachthauer mit den Fahrmarken der beiden übers Ohr hauen?«
    »Gar nicht! Ich habe oben einfach nur Bescheid gesagt, dass die beiden sich der nächsten Schicht angeschlossen hätten. Dieser Fechter war so ehrgeizig, auch mal bei der nächsten Schicht mitzuarbeiten. Und Winni Bo klebte an ihm wie eine Klette. Wo der eine war, war auch der andere.«
    »Und der Schachthauer hat dir das so einfach abgenommen?«
    »Klar! Es war nicht das erste Mal, dass Fechter das gemacht hat. Keiner wäre auf die Idee

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