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Blutige Seilfahrt im Warndt

Blutige Seilfahrt im Warndt

Titel: Blutige Seilfahrt im Warndt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Schwab
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hochgefahren sind, müssen sie sich dort zuerst duschen, bevor sie das Gelände verlassen. Also erwischen wir sie noch.«
    Sie gingen zum Dienstwagen auf der Rückseite der Kaffeeküche, wo sich die ehemaligen Pferdeställe befanden, die inzwischen zu Garagen umgebaut worden waren. Anke übernahm das Steuer, was Andrea ihr mit einem Grinsen überließ. In bedächtigem Tempo fuhren sie los.
    Auf dem Grubengelände Warndt erwartete sie dasselbe Bild. Schwarz verschmutzte Männer, die lachend und diskutierend die Waschkaue ansteuerten. Im Gegensatz zu Velsen befand sich hier eine Duschgelegenheit, weshalb die Männer von Velsen mit schwarzen Bussen zum Warndt transportiert werden mussten, um sich dort zu duschen. Nach und nach trafen die ersten ein und die Menschenmassen wurden immer größer.
    Anke und Andrea mischten sich unter die Bergarbeiter, die ihnen bereitwillig Auskunft geben wollten. Doch niemand hatte Grewe oder Bonhoff in den letzten Stunden gesehen.
    Nun wurde es beunruhigend.
    Sie warteten weiter, obwohl sie inzwischen selbst nicht mehr daran glaubten, dass die beiden immer noch unter der Dusche waren. Als die letzten Männer in Freizeitkleidung aus der Waschkaue kamen, den Platz überquerten und den Parkplatz ansteuerten, war immer noch kein bekanntes Gesicht unter ihnen.
    Entmutigt schauten sich die beiden Kolleginnen an.
    »Und jetzt?«, fragte Anke.
    »Auf der Dienststelle Bescheid sagen«, meinte Andrea mit hängenden Schultern. Plötzlich klingelte ihr Handy. Auf dem Display stand der Name ihres Vorgesetzten.
    »Naja! Wenn man von Teufel spricht«, meinte sie und drückte auf den Lautsprecher.
    »Warum höre ich nichts von euch?«, fragte Schnur mit gehetzter Stimme.
    »Weil wir immer noch hoffen, dass Grewe einer der Letzten ist, der hochfährt.«
    »Heißt das, ihr habt kein Lebenszeichen von ihm gesehen?«
    »Genau das!«
    »Kommt zurück. Wir müssen uns beraten.«

    Remmark wollte sein Triumphgefühl gern auskosten – Tonys hilflosen Anblick, als er ihn in der Sprengkammer zurückgelassen hatte.
    Doch das gelang ihm nicht. Er fühlte sich beobachtet.
    Die Strecke, die er zurücklegen musste, um unbemerkt zum Gustavschacht zu gelangen, war an dieser Stelle einsam und finster. Er befand sich auf der vierten Sohle, auf der schon seit Jahren keine Kohle mehr abgebaut wurde. Deshalb konnte er nichts erkennen. Wenn er sich umdrehte, sah er nur Schwarz. Immer wieder hörte er ein scharrendes Geräusch. Vermutlich Mäuse, die sich ausgebreitet hatten. Eine andere Erklärung gab es dafür nicht, sagte er sich. Trotzdem fühlte er sich nicht wohl. Er beschleunigte seine Schritte. Die Schachttür kam in Sicht.
    Auf den letzten Metern bemerkte er, dass er keinerlei Geräusche mehr hinter sich hörte. Es waren wohl doch nur Mäuse. Er schalt sich selbst einen Feigling. Dass er sich von diesen fantastischen Spinnereien über ein Phantom hatte anstecken lassen, gab ihm zu denken. Seine Nerven lagen blank. So kurz vorm Ziel wollte er nicht noch alles verlieren.
    Seit sie wussten, dass der Bergbau im Saarland bald Geschichte sein würde, hatten sie sich andere Geldquellen besorgt. Der Handel mit den Drogen war wirklich lukrativ. Was kümmerte es ihn, was später damit geschah. Ihm war nur das Geld wichtig. Und das hatte er sicher angelegt. Bei ihm konnte auch ruhig jemand einbrechen, denn bei ihm würde er nichts finden. Er hatte schon immer vorausgedacht, hatte auch den Kameraden dazu geraten. Aber sie hatten alle die Situation unterschätzt.
    Bis vor knapp zwei Wochen hatte nie jemand etwas bemerkt. Einige Kameraden waren zwar unter mysteriösen Umständen gestorben. Doch so tief unter Tage wollte niemand wirklich nach dem Rechten sehen. Dort herrschten andere Regeln, galten andere Gesetze. Bis dorthin drang niemand vor.
    Die Verluste seiner Kameraden hatten Remmark erschüttert. Seine Zukunftspläne hatte er deshalb aber nicht aus den Augen verloren. Es war ihm immer wieder gelungen, die anderen Jungs davon zu überzeugen, weiterzumachen. Denn es wäre keinem geholfen, aus der Tragödie eines anderen die eigene zu machen. Und sie waren alle vernünftig geblieben.
    Doch dann musste es Peter Dempler ausgerechnet auf diese auffallende Art und Weise treffen. Aufsehenerregender ging es nun wirklich nicht mehr. Seitdem hatte er die Polizei am Hals. Dazu noch einen Maulwurf unter Tage.
    Aber sie hatten Remmark unterschätzt. Er verlor niemals sein Ziel aus den Augen. Er würde sich mit dem Geld ein schönes Leben

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