Blutige Seilfahrt im Warndt
will, dass Erik nach weiteren Einbrüchen in der Gegend im Warndt sucht.«
»Warum? Ist das für uns wichtig?«
»Ja«, meinte Schnur. »Sollte das der einzige Einbruch gewesen sein, könnte ein Zusammenhang mit Demplers Tod bestehen.«
Andrea reichte ihm ihren Notizzettel und meinte: »Das ist der Hausarzt von Peter Dempler. Die Kollegen können ihn fragen, ob er wirklich krank war oder nicht.«
»Danke! Was wäre ich nur ohne dich?«, fragte Schnur und gab die Anweisungen an seine Mitarbeiter im Büro weiter.
Kurze Zeit später steuerte die Polizeibeamtin das Grubengelände Warndt an. Sie parkten den Wagen auf dem großen Platz vor der Kantine, stiegen aus und schauten sich um. Das Foto aus Demplers Wohnung kam ihnen wieder in den Sinn. Die detailgetreue Abbildung sahen sie nun in echt vor ihren Augen. Das große Gelände wurde durch den weithin sichtbaren und markanten Förderturm dominiert, der mit Glas, Stahl und Beton eingefußt war. Ebenso die ihn umgebenden Gebäude, in denen sich Waschkaue, Lampenkaue, Zechensaal und Versammlungsraum befanden. Direkt am Eingang lag das Pförtnerhaus.
Es dauerte nicht lange, schon sahen sie aus einer der vielen Hallen, die sich unter dem hohen Förderturm duckten, einige Männer auf den Platz treten. Sie erkannten Georg Remmark, der allen voran auf sie zukam.
»Was wollen Sie schon wieder hier?«, fragte er unfreundlich. »Ich dachte, wir wären uns einig, dass unser Kamerad verunglückt ist.«
»Sie sind sich vielleicht einig. Wir nicht!«, gab Schnur zurück. »Und da wir dafür bezahlt werden, Klarheit zu schaffen, werden wir wohl noch öfter hier aufkreuzen.«
»Das wird Ihnen nicht viel nützen.«
»Heißt das, dass Sie vorhaben unsere Arbeit zu behindern?«
Remmarks Gesicht wurde schlagartig blass. Etwas leiser und unsicherer als zuvor stammelte er: »So war das nicht gemeint.«
»Wie denn?«
»Ich meinte, dass Sie nichts finden werden, was auf einen Mord schließen lässt. Den müsste einer von uns begangen haben. Aber wir tun so etwas nicht.«
»Das Hohelied der Kameradschaft unter den Bergleuten«, mischte sich Andrea in das Gespräch ein. »Euer Berufsethos, nicht wahr?«
»Genauso ist es«, bestätigte Remmark mit einem Blitzen in den Augen. »Wir helfen uns gegenseitig und bringen uns nicht um. Sowas ist Ihnen wohl fremd, was?
»Nein, ich frage mich nur, welchen Grund Sie hatten, uns anzulügen, als Sie behauptet haben, Peter Dempler sei krank gewesen und trotzdem mit Ihnen unter Tage gefahren.«
»Wer sagt, ich hätte gelogen?«, fragte Remmark fassungslos.
»Das sagt niemand«, bekannte Schnur. »Nur hat Demplers Frau Ihre Behauptung nicht bestätigt. Laut ihrer Aussage war ihr Mann kerngesund.«
Gemurmel entstand unter den Bergleuten.
»Wissen Sie«, begann Remmark, »die Frauen sind nicht immer so genau über ihre Männer informiert. Pitt wollte nicht, dass jeder mitbekommt, was mit ihm los war.«
»Vor den Kameraden könnte ich so ein Verhalten verstehen. Aber nicht vor der eigenen Frau«, widersprach Schnur.
»So sind wir Bergleute halt.«
Die anderen Männer brummten zustimmend.
»Hat er Ihnen gegenüber den Einbruch in sein Haus erwähnt?«, fragte Schnur weiter.
Remmark rang mit sich, bis er zugab: »Ja. Weil nichts gestohlen wurde, wollte er den Einbruch nicht melden.«
Plötzlich kam Schnur ein Gedanke. Er erinnerte sich an einen alten Fall. Dort war ebenfalls ein Einbruch nicht gemeldet worden. Sofort sprudelte es aus ihm heraus: »Oder der Einbrecher hat Diebesgut gefunden, das eigentlich nicht in Peter Demplers Haus gehört.«
Remmark kratzte sich an seinem Haarkranz und murrte: »Ich habe ihm gesagt, er soll den Einbruch melden. Aber dazu kam es nicht mehr, da war er schon tot. Mehr kann ich Ihnen nicht dazu sagen.« Er drehte sich um und fragte die Kameraden: »Weiß jemand von euch, was in Pitts Haus gestohlen wurde?«
Allgemeines Kopfschütteln war die Antwort. Das gab Schnur zumindest die Gewissheit, dass alle von dem Einbruch wussten. Aber genauso erkannte er, dass er hier nicht weiterkam. Er ahnte, dass diese Männer sich bereits abgesprochen hatten, was sie der Polizei sagen wollten und was nicht.
Kaum waren sie im dritten Stock der Kriminalpolizeiinspektion angekommen, eilte ihnen Erik entgegen und berichtete: »Ich habe mit dem Hausarzt gesprochen. Peter Dempler war nach seinen Angaben wirklich kerngesund. Er kam regelmäßig zur Nachuntersuchung und es hat nie Befunde gegeben.«
Schnur nickte.
»Und was habt
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