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Blutige Seilfahrt im Warndt

Blutige Seilfahrt im Warndt

Titel: Blutige Seilfahrt im Warndt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Schwab
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vorgestellt. »Wir sind fast dreißig Jahre verheiratet. Das wirft man nicht einfach so weg.«
    »Das wusstest du aber schon, als wir uns kennengelernt haben.«
    Schnur sagte nichts dazu.
    »Erklär mir doch bitte deinen Sinneswandel«, forderte die Staatsanwältin auf. »Ich habe nämlich das Gefühl, dass mir etwas entgangen ist.«
    »Dir ist nichts entgangen.« Schnur wand sich, musste sich weiter auf das Autofahren konzentrieren. »Meine Frau hat herausbekommen, was ich treibe.«
    »Was ist daran falsch? Sie kann es doch ruhig wissen.«
    »Eben nicht!«
    »Wenn du meinst, dass ich deine Launen einfach so hinnehme, hast du dich getäuscht. Ich bin kein Spielball, den man wegwirft, wenn man genug davon hat.«
    Schnur spürte, wie seine Hände am Lenkrad feucht wurden.
    »Das hat doch mit Wegwerfen nichts zu tun.«
    »Was ist passiert, dass du plötzlich auf Ehemann machen willst?«
    »Nicht plötzlich«, wehrte sich Schnur. »Es ist nur so, dass meine Frau mich vor ein Ultimatum stellt.«
    »Besser geht es doch nicht.«
    Schnur schaute zerknirscht auf die Autobahn, während er versuchte, die richtigen Worte zu finden: »Ich kenne meine Frau schon seit der Schulzeit. Ich will sie nicht verlieren.«
    »Und was ist mit mir? Was hast du für mich vorgesehen?«
    Nervös rieb sich Schnur über sein Kinn. Erst jetzt erkannte er, dass er wirklich nicht wusste, was er wollte.
    »Überleg dir gut, was du tust«, kam es drohend von Ann-Kathrin. »Ich werde mich nicht einfach so abservieren lassen. Für solche Spielchen hast du dir mit mir die falsche Frau ausgesucht.«

    Das Gebäude der Rechtsmedizin war ein alter, zweigeschossiger Bau mitten auf dem Universitätsgelände in Homburg. Schnur parkte den Wagen direkt davor. Sie stiegen aus und eilten durch den stärker werdenden Regen hinein. Nach wenigen Stufen steuerten sie durch einen kleinen Flur auf ein Büro zu, in dem sie sich anmeldeten. Dort wurden ihnen blaue Plastikschürzen, Kappen und Mundschutz gereicht, die sie sich schweigend überzogen. Erst dann durften sie den Sezierraum betreten.
    Dr. Thomas Wolbert stand an einem hohen stählernen Tisch, der übersät war mit Stücken in unterschiedlichen Größen, deren Anblick an ein Schlachthaus erinnerte. In der Mitte des Tisches verlief eine Mulde, durch die das Wasser ablief, mit dem die Körperteile gereinigt wurden. Die Flüssigkeit war rot und dominierte den stählernen Tisch. Erst bei genauem Hinsehen konnte Schnur einen Arm mit einer unversehrten Hand erkennen. Auch einen Kopf, der jedoch nur zur oberen Hälfte unbeschadet war. Dort, wo dunkle Haare ein wachsweißes Gesicht einrahmten.
    Wolbert hielt in seiner behandschuhten Hand ein Skalpell, das er anhob, um den beiden Besuchern damit zuzuwinken, die gerade eintraten.
    »Ihr wollt euch das wirklich zumuten?«, fragte er durch den Mundschutz.
    Schnur beschloss, lieber nichts zu sagen. Er ahnte, dass es nicht leicht werden würde. Die Staatsanwältin meinte nur: »Wir lieben die Herausforderung.« Dabei warf sie einen vielsagenden Seitenblick auf den Kriminalkommissar.
    Der Pathologe widmete sich wieder den menschlichen Überresten, die vor ihm auf dem Tisch lagen. Erst beim zweiten Hinsehen konnte Schnur erkennen, dass die Teile so angeordnet waren, dass sie den Mann an einem Stück darstellten.
    »Was kannst du uns schon sagen?«, fragte er hastig, um sich von dem Anblick abzulenken. »Ist der Mann durch die Quetschung gestorben oder war er schon tot, als er hochgezogen wurde?«
    »Nur langsam«, bremste Wolbert den Eifer des Polizeibeamten.
    »Wir haben nicht ewig Zeit«, drängte Schnur. »Von dieser kleinen Kleinigkeit hängt es nämlich ab, ob wir den Fall überhaupt bearbeiten müssen oder nicht.«
    »Trotzdem muss ich mich zuerst absichern! Erst dann werde ich dir das Ergebnis sagen. Keine Sorge. Es dauert nicht mehr lange.«
    »Was kannst du uns sagen?«
    »Organisch kann ich nicht mehr viel feststellen, weil die Organe alle zerquetscht worden sind – außer einer Niere und die war gesund. Sein Kopf ist am Unterkiefer zertrümmert.«
    »Wie das?«
    »Vielleicht durch ein seitliches Herabhängen«, überlegte Wolbert laut. »Dadurch ist leider auch die Halswirbelsäule zerstört – ebenso die Haut, das Gewebe und die Kapillaren an dieser Stelle.«
    »Wäre das von Bedeutung gewesen?«
    »Durch Würgen kann ein Mensch ohnmächtig werden, das ist aber nicht mehr festzustellen«, antwortete Wolbert. »Und so, wie er an dem Seil hing, als er hochgezogen

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