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Blutige Seilfahrt im Warndt

Blutige Seilfahrt im Warndt

Titel: Blutige Seilfahrt im Warndt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Schwab
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gekommen. Wir müssen herausfinden, wie das passieren konnte.«
    »Wer ist es?«
    »Gleich kommen Polizeibeamte, die Ihnen sagen, wer es ist. Sie werden Ihnen einige Fragen stellen, die wichtig für die Ermittlungen sind«, wich Ann-Kathrin der Frage aus.
    »Ermittlungen? Liegt ein Verbrechen vor?«
    »Wie sonst sollte jemand unter Maschinen geraten, die nur dem Zweck der Vorführung dienen?«, fragte die Staatsanwältin zurück.
    Wieder wurde es unruhig in der Truppe, bis einer alle übertönte und sagte: »Für das Erlebnisbergwerk ist Arthur Hollinger zuständig. Wenn er nicht in der Kaffeeküche ist …« Der Satz blieb unvollendet.
    »Ich habe Schorsch schon lange nicht mehr gesehen«, meinte Tremante plötzlich mit unsicherer Stimme.
    »Mit Schorsch meinen Sie Ihren Steiger Remmark?«, hakte die Staatsanwältin nach.
    Tremante nickte.
    »Sie alle bleiben hier, bis die Beamten der Kriminalpolizei mit Ihnen gesprochen haben«, rief sie laut den Männern zu.

    »Die Männer wollen wissen, wer der Tote ist.« Ann-Kathrin kehrte zu der Gruppe von Polizeibeamten zurück.
    »Es ist aller Wahrscheinlichkeit nach Arthur Hollinger«, sagte Robert Ollig, der inzwischen wieder mit Westernjacke und Stiefeln in seinem üblichen Outfit war.
    »Können wir mit Sicherheit davon ausgehen?« Mit dieser Frage richtete sich Schnur an die schillernde Gestalt, die er immer noch für seinen Scherz auf dem Kieker hatte.
    Der große, hagere Mann zwirbelte an seinem viel zu langen Oberlippenbart und meinte: »Der Name steht auf dem Helm, der neben dem Walzenschrämlader liegt.«
    »Und Sie konnten das lesen?« Schnur staunte.
    »Ich kann Ihnen ja den Helm zeigen. Dort steht sein Name dran.«
    »Danke! Das wird nicht nötig sein.« Schnur atmete tief durch bei der Erinnerung daran, was er gesehen hatte. »Aber wie konnten Sie den Namen entziffern? Ich habe nichts erkannt.«
    »Wer lesen kann, ist klar im Vorteil!«
    Es brodelte in Schnur. Wie sollte mit diesem Mann eine vernünftige Zusammenarbeit möglich sein, fragte er sich. Er durfte jetzt nicht an den guten alten Theo Barthels denken – den Vorgänger dieser Buffalo-Bill-Karrikatur.
    Als er seinen Blick auf Anke und Erik richtete, sagte Erik schon, ohne gefragt worden zu sein: »Wir haben überall nach Arthur Hollinger gesucht. Er wurde nirgends gesehen. Aber sein Auto steht noch an seinem Platz.«
    »Dann findet heraus, wer ihn zuletzt gesehen hat und mit wem!«, befahl Schnur.
    Die beiden wollten gerade gehen, als er noch anfügte: »Da fällt mir gerade noch etwas ein: Gestern sagte er, er hätte heute einen Termin für eine Einzelführung. Ein potenzieller Sponsor für die Erhaltung des Erlebnisbergwerks hätte Interesse bekundet. Geht der Sache mal nach.«
    »Und wie?«
    »Indem ihr euch den Terminkalender von Hollinger zeigen lässt und euch die Namen von möglichen Firmen raussucht, die als Sponsoren in Frage kommen. Anschließend fragt ihr die Bergleute, ob sie was wissen oder gesehen haben«, antwortete Schnur ungehalten. »Und vielleicht ein bisschen mitdenken. Wie wär das?«
    »Die Bergleute fragen wir besser zuerst«, schlug Erik mit einem Wink in die Richtung der immer lauter werdenden Menschengruppe vor. Damit überging er Schnur letzten bissigen Kommentar einfach.
    »Tu das«, gab Schnur nach und erkannte selbst, dass er seine Wut über diesen Ollig an dem Falschen ausließ. »Wir wollen die Geduld dieser Männer nicht überstrapazieren.«

    »Du hättest nicht mitfahren sollen«, wiederholte Grewe seine Bedenken. »Es ist mein Job. Wenn ich in Gefahr gerate, ist das okay. Aber für dich wäre das unverantwortlich.«
    »Warum sollte ich in Gefahr geraten, wenn ich dich nach Feierabend im Auto begleite?«, fragte Michael Bonhoff gereizt zurück. »Es ist doch wohl meine Sache, was ich nach Feierabend mache.«
    »Aber nicht in einer Zeit wie jetzt, in der so viel passiert.«
    Bonhoff drehte sich auf dem Beifahrersitz zu Grewe um, der gerade auf den Parkplatz der Landespolizeidirektion abbog und fragte: »Kann es sein, dass du dir wirklich Sorgen um mich machst?«
    Verwundert über diese Frage murkste Grewe seinen Wagen schon ab, bevor er in der Parklücke stand. Genervt startete er den Motor neu und stellte dann das Auto korrekt ab, bevor er sich zu Bonhoff umdrehte. Das ebenmäßige, schmale Gesicht übte immer noch einen besonderen Reiz auf ihn aus. Nichts hatte der Ausstrahlung dieses Mannes in den letzten zwanzig Jahren anhaben können. Das Gegenteil war der Fall.

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