Blutige Seilfahrt im Warndt
dass Grewe wusste, was er tat.
»Du bringst Verstärkung mit, wie ich sehe«, rief er.
Erschrocken drehten sich die beiden Männer um und schauten ihn an. Grewe lachte und meinte: »Michael wollte es so. Frei nach dem Motto mitgefangen, mitgehangen .«
»Bergmänner«, meinte Schnur grinsend dazu. »Okay, dann wollen wir mal. Wir treffen uns alle in meinem Büro.«
Zu dritt durchschritten sie den langen Flur. Anke, Andrea, Erik, die Staatsanwältin und Norbert Kullmann schauten ihnen aus dem Büro entgegen.
»So«, rief Schnur, als er die Tür schloss, »jetzt sind wir vollzählig. Die Besprechung kann beginnen.«
Nur ein Stuhl war noch frei und stand für Grewe bereit. Erik sprang auf, verließ das Zimmer und kehrte mit einem weiteren Stuhl zurück.
»Heißt das, dass ich an einer Besprechung der Polizei teilnehmen darf?«, fragte Bonhoff überrascht.
»Was den Teil des Bergbaus betrifft, sind Sie als Zeuge unentbehrlich«, antwortete Schnur. »Andrea Westrich wird nach der Besprechung Ihre Zeugenaussage schriftlich festhalten.«
Bonhoff nickte und ließ sich auf dem angebotenen Stuhl nieder.
»Fangen wir damit an, was Anke und Erik heute in Velsen herausgefunden haben«, leitete Schnur die Besprechung ein und schaute die beiden Angesprochenen an.
»Also. Wir wissen, dass Arthur Hollinger heute einen Termin mit einem Mitarbeiter der Firma Karkasse und Kautschuk aus Saarbrücken hatte. Diese Firma stellt Autoreifen her.«
»Welcher Mitarbeiter?«, drängte Schnur.
»Nachdem wir den Termineintrag in Hollingers Kalender gesehen haben, haben wir in der Firma angerufen. Dort weiß niemand etwas von einer Sponsorenangelegenheit mit dem Erlebnisbergwerk.«
»Nun wissen wir schon mal, wie es für den Täter möglich war, Hollingers Vertrauen zu gewinnen«, brummte Schnur. »Und jetzt zum nächsten Punkt: Hat irgendwer auf dem Gelände der Grube Velsen jemanden gesehen, der mit Hollinger in das Erlebnisbergwerk hineinging? Oder der deplatziert wirkte? Oder der vielleicht überstürzt weggefahren ist?«
»Nein! Nichts!«
»Das Bergwerk war doch abgeschlossen?«, fragte Schnur weiter. »Wisst ihr etwas über Hollingers Schlüssel?«
»Das ist ja das Seltsame«, gab Anke zu. »Hollingers Schlüssel hing im Verwaltungsgebäude des EBW an seinem Platz.«
»Also ist der Mann überhaupt nicht aufgefallen«, brummte Schnur missmutig. »Spaziert nach seinem Mord einfach ins Büro und hängt den Schlüssel wieder an seinen Platz.«
»Er ist ein Insider«, schlussfolgerte Erik.
Betretenes Schweigen trat ein, das Grewe mit einem Räuspern unterbrach. »Ich habe Hollinger heute Morgen gesehen.«
»Wann? Wo?«, horchte Schnur auf.
Alle starrten erstaunt auf den Kollegen, dessen Gesicht nicht komplett von der Kohlenschwärze gesäubert war.
»Als ich von der Befragung hier bei euch zurückgefahren bin, habe ich die Auszubildenden am Parkplatz der Grube Velsen abgesetzt. Die Jungs hatten ihre Autos dort abgestellt.«
Schnur nickte.
»Es war – glaube ich – halb zehn. Ich habe Hollinger in Begleitung eines Mannes gesehen, der einen Anzug und einen Bergmannshelm trug. Nur deshalb ist er mir überhaupt aufgefallen. Er wirkte in dieser Kluft sehr merkwürdig.«
»Wie sah der Mann aus?«
»Das ist ja das Doofe! Ich habe ihn nur von hinten gesehen. Die haben sich kein einziges Mal umgedreht.«
»War er groß, klein, dick, dünn, alt oder jung?«
»Groß und schlank. Aber von seinen Haaren war nichts zu erkennen, sodass ich sein Alter nicht schätzen kann.«
»Dr. Wolbert hat als Todeszeit zwischen zehn und elf Uhr angegeben. Der tote Körper war sehr lange den laufenden Maschinen ausgesetzt, deshalb auch dieser schreckliche Zustand. Wir können also davon ausgehen, dass das sein Mörder war«, erklärte Schnur und rieb sich nervös über das Kinn.
»Und vielleicht sogar der Mörder all dieser Männer, wenn deine Theorie stimmt und alle diese Männer Mordanschlägen zum Opfer gefallen sind«, fügte die Staatsanwältin hinzu.
Schnur warf einen prüfenden Blick auf den Besucher Michael Bonhoff und stellte fest, dass dessen Gesicht immer blasser wurde.
»Ist unser Steiger wieder aufgetaucht?«, fragte Grewe, der sich ebenfalls nicht mehr sonderlich wohl fühlte, nachdem das Gespräch diese Wendung genommen hatte.
»Ja«, antwortete Anke. »Er hat den Materialbestand überprüft.«
»Kann man nachprüfen, wann er das gemacht hat?«, fragte Schnur.
»Nein. Warum?«, fragte Grewe zurück.
»Für das Alibi! Es
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