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Blutige Spuren

Blutige Spuren

Titel: Blutige Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Liemann
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mal. Woran arbeitest du gerade? «
    Er sah sie an. Und es wurde ihm seltsam bewusst, dass es seine Tochter war, die er betrachtete.
    » Kann es sein, dass du mich das das erste Mal fragst, Töchterchen? Ich meine, es ist eigentlich ganz egal, was ich mache. Aber dass du mich fragst … Ich hab’ das Gefühl, du bist plötzlich erwachsen. «
    » Komm zurück auf den Teppich! Also? «
    » Es ist … Ein sonderbarer Fall.« Er nahm seine leere Kaffeetasse, die leere Teetasse Anjas und den leeren Aschenbecher. Er schob sie so zusammen, dass sie in einem Dreieck zueinander standen. » Wir untersuchen den Tod von drei Männern. Haben sie im Grunewald gefunden. Erstochen. Alle drei. Hast du davon gelesen? «
    Sie schüttelte den Kopf.
    » Wir dachten zuerst an einen Amokläufer. Hat eine Weile gedauert, bis uns klar wurde, dass es gar keinen Täter gibt, der auf die drei Männer eingestochen hat, sondern dass sie sich gegenseitig ermordet haben. Komischerweise gab es in Franken einen ähnlichen Fall. Vor tausend Jahren. Egal. «
    Seine Tochter sah auf die beiden Tassen und den Aschenbecher. » Du glaubst, drei Männer bringen sich gegenseitig um? Stechen aufeinander ein? «
    » Genau. «
    » Aha. Ihr dachtet zuerst, jemand hätte die drei – einen nach dem anderen – umgebracht? «
    » Ja. Wir glaubten, dass jemand die Männer zufällig getroffen hat. Aber die drei kannten sich. So ist die Hypothese vom Täter, den wir suchen müssten, einfach geplatzt. Passiert manchmal. Weißt du, ich glaube, es war ähnlich wie mit deinen Ermittlungen zu unserer jüdischen Vergangenheit … «
    » Ja … « Sie verdrehte die Augen. » Kann sein, dass ich da auf dem Holzweg war. Es gibt trotzdem Ungereimtheiten. «
    Er machte ein paar Gesten wie bei einem kurz bevorstehenden Handelsabschluss, wenn kleine Differenzen keine Rolle mehr spielen sollen.
    Anja kräuselte die Stirn und malte mit dem Finger Kreise auf den Tisch. » Die Tatsache, dass deine Eltern dir nicht gesagt haben, sie wären Juden, ist nicht ausreichend, Dad … «
    » Wenn ich mit meinen Fällen durch bin, klären wir das alles, okay? Ich glaube es einfach nicht. Ich weiß, dass in unserem Stammbaum einmal der Name ›Sternberg‹ auftaucht, aber … «
    Anja war sehr gefasst. » In den Transport-Listen gibt es Sternbergs … «
    Er sah ihr beim Kreisemalen zu.
    Plötzlich tippelte sie mit dem Finger und malte nichts mehr. » Woher wisst ihr, dass es keinen Mörder gibt? «
    Eine wunderhübsche Blonde fragte sie beide, ob sie eine Zeitung abonnieren wollten.
    » Wir haben drei Messer, wir haben die Fingerabdrücke von je einem der Toten, wir haben das Blut der jeweils anderen an ihrer Kleidung … «
    Die Blonde hörte gebannt zu.
    » … wir haben die DNA , nur mit dem Motiv hapert’s noch. Wir wissen nicht, worüber sie gestritten haben. «
    » Mein Vater abonniert nur bei Rothaarigen « , sagte Anja, und die Blonde ging enttäuscht, weil sie gern die Fortsetzung gehört hätte.
    » Und es gibt keine Spuren am Tatort, die auf eine vierte Person schließen lassen? «
    Er wischte die Frage weg. » Es sind zu viele Spuren auf den Waldwegen, außerdem haben Wildschweine den Boden kurz danach durchpflügt. «
    » An der Kleidung und an den Messern gibt es keine anderen Fingerabdrücke? «
    » Seit wann bist du bei der Staatsanwaltschaft, Töchterchen? Es gibt andere Abdrücke. Auf den Messern nicht, aber an der Kleidung gibt es so viele Fusseln und Haare von anderen Menschen … Sieh dir unsere Mäntel da drüben an, die hängen zwischen all den anderen, schon da gibt es Störspuren. «
    » Das heißt, einen Täter könntet ihr jedenfalls nicht aufgrund der Spuren ausschließen? Ihr tut es aber, weil ihr meint, dass sie ein Motiv hatten, sich gegenseitig zu ermorden. Aber dieses Motiv kennt ihr nicht. Meinst du es so? «
    Jetzt war es Kai Sternenberg, der Kreise malen wollte. Er war verwundert, dass Anja ihn zu einem Fall befragte. Ein dreifaches, gegenseitiges Erstechen. Ohne klares Motiv. Der Kampf um eine tausendjährige Jungfrau …
    Noch mehr wunderte ihn – und dieser Gedanke wurde immer drängender –, dass Anjas Fragen so klar auf der Hand lagen und dass sie sich dennoch nicht geschmeidig beantworten ließen. Warum hatten sie so schnell ausgeschlossen, dass es einen Täter gab? Tareks schnelle Begeisterung …
    » Nimmst du noch einen Kaffee, Dad? «
    » Hm? – Ähm, nein. Ich glaube, ich muss auch mal wieder ins Büro. «
    » Was ist? Du siehst nachdenklich

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