Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutige Stille. Thriller

Blutige Stille. Thriller

Titel: Blutige Stille. Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Castillo
Vom Netzwerk:
es hängen vier Durchschläge dran.«
    John Tomasetti unterschrieb auf der gepunkteten Linie.

7 . KAPITEL
    Als Glock und ich die Zooks verlassen, hat sich die Oktobersonne bereits einen Weg durch die Wolken gebahnt. Auf der Fahrt werfe ich einen Blick nach Norden, wo in ungefähr einer Meile Entfernung die Plank-Farm liegt. Das Scheunendach und das Getreidesilo sind zu sehen, doch die Apfelbäume am Zaun versperren die Sicht auf Haus, Hof und Nebengebäude.
    »Ein Zeuge wäre nicht schlecht gewesen«, sagt Glock.
    »Das Glück hat man bei Mordfällen selten.«
    Er blickt sich um. »Wir fahren zurück zur Plank-Farm?«
    »Ich wollte vorher gern auf David Troyers Farm vorbei-schauen.«
    »Ein Nachbar?«
    »Der Bischof.«
    Glock zieht die Augenbraue hoch.
    »Die amische Version eines Pfarrers.«
    »Ach so.« Er hält inne. »Glauben Sie, er weiß etwas?«
    »Die Amischen reden mit ihrem Bischof. Sie beichten. Wenn irgendetwas bei den Planks los war – wenn es eine Krise oder Probleme gab –, dann weiß er bestimmt davon.«
    »Hoffentlich ist er ein guter Bischof.«
    »Ist er.« Ich weiß das, weil er schon Bischof in diesem Kirchenbezirk war, als ich noch ein Kind war. Er hatte damals angeordnet, dass ich unter
Bann
gestellt wurde, als ich mich weigerte, meine Sünden zu beichten. Was ich ihm aber niemals verübelt habe.
    Wir finden Troyer im Maisfeld vor seinem Haus, wo er rittlings auf einem uralten Drescher sitzt, den seine beiden grauen Percheron-Wallache ziehen. Der Drescher ist ein klobiges Gerät, das Maishalme abschneidet und bündelt. Ein paar Meter dahinter legen die drei erwachsenen Söhne des Bischofs die Bündel in gerade Reihen, von denen schon Dutzende über das ganze Feld verteilt liegen. Offensichtlich arbeiten sie seit den frühen Morgenstunden hier draußen.
    »Sie wollen vor dem Regen fertig sein«, sage ich.
    Glock blickt in den wolkenlosen Himmel. »Woher wissen Sie, dass es Regen gibt?«
    »Habe heute Morgen im Internet das Wetter gecheckt.«
    »Und ich hab schon geglaubt, Sie würden mir jetzt das uralte Geheimnis amischer Wettervorhersagekunst offenbaren.«
    Wir müssen beide grinsen. Es ist der erste Anflug von Humor an diesem Morgen und eine willkommene Ablenkung.
    Ich parke auf dem Seitenstreifen; wir durchqueren den Wassergraben und bleiben am Zaun stehen, wo wir den Männern bei der Arbeit zusehen. Die Erntezeit ist bei den Amischen immer sehr arbeitsintensiv, mit langen Tagen, an deren Ende man das Gefühl hat, der Rücken würde einem durchbrechen. Obwohl die Frauen hauptsächlich im Haus arbeiten – Einmachen, Saubermachen, Nähen und Backen –, hatte ich es immer geschafft, meinem
Datt
auf dem Feld zu helfen. Ich habe es nie jemandem erzählt, aber insgeheim liebte ich den Schweiß, den Dreck und die körperliche Arbeit – ein weiteres Indiz, dass ich nicht dazupasste.
    Als Bischof Troyer uns sieht, winkt er und bedeutet mit der Hand, dass er bei der nächsten Runde die Zügel einem seiner Söhne übergeben und zu uns kommen wird.
    »Ist er an irgendeine Verschwiegenheitspflicht gebunden?«, fragt Glock kurz darauf. »Ich meine, so wie ein Pfarrer an das Beichtgeheimnis?«
    Ich schüttele den Kopf. »Wenn er etwas weiß, wird er es uns sagen.«
    Die Pferde brauchen fünfzehn Minuten für eine Runde auf dem Feld. Bei der nächsten übergibt Troyer seinem Sohn die Zügel und kommt zu uns.
    Bischof Troyer gehört zu jenen Menschen, die immer gleich aussehen, ganz egal, wie viele Jahre vergehen. Er hat volles graues Haar, stumpfgeschnitten über dicken Augenbrauen, und einen vollen graumelierten Bart. Sein runder Bauch zeugt von reichhaltiger Kost. Ich erinnere mich, als Kind meinen
Datt
gefragt zu haben, warum seine Beine so krumm sind.
Datt
antwortete, dass Bischof Troyer als junger Mann viele Stunden damit zugebracht hatte, Pferde zuzureiten. Im Nachhinein glaube ich, dass er mich nur davon abhalten wollte, auf unserem alten Ackergaul stundenlang über die Felder zu streifen.
    »
Wei geth’s alleweil
?« Wie geht’s heute? Der Bischof nimmt seinen flachkrempigen Hut ab und wischt sich mit einem Taschentuch den Schweiß von der Stirn.
    »
Ich bin zimmlich gut
«, erwidere ich.
    Er blickt zum Himmel. »Wir versuchen, dem Regen zuvorzukommen.«
    »Sieht nach einer guten Ernte aus.«
    »Die beste seit sechs Jahren.« Sein Blick wandert zu Glock und zurück zu mir. Sein Gesicht wird ernst. »Reuben Zimmerman war vor einer Stunde hier und hat mir von der Familie Plank

Weitere Kostenlose Bücher