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Blutige Stille. Thriller

Blutige Stille. Thriller

Titel: Blutige Stille. Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Castillo
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Mona grinsend. »Wir versuchen, das Fenster aufzukriegen.«
    »Es ist heiß hier drin«, fügt Lois hinzu.
    »Sie hat wieder die fliegende Hitze.«
    Lois wischt sich mit der Hand über die Stirn. »Wenn ich nicht bald abkühle, muss ich die Feuerwehr rufen.«
    Ich ignoriere die Anspielung auf die fliegende Hitze. »Ihr seht aus wie zwei Gefängnisinsassen bei einem Fluchtversuch.« Ich greife über den Schreibtisch hinweg in mein Nachrichtenfach und nehme die Telefonzettel heraus. »Mona, haben Sie schon was von Lancaster County gehört?«
    Sie kommt zu mir herüber, wobei ich die schwarze Strumpfhose, den roten Minirock und die kurzen schwarzen Stiefel geflissentlich übersehe. »Das Sheriffbüro hat die Namen telefonisch überprüft und Deputys zu ein paar amischen Farmen geschickt. Bis jetzt habe ich noch nichts von ihnen gehört.«
    »Rufen Sie noch mal an. Irgendwo müssen die Planks doch Verwandte haben.« Die Angehörigen zu informieren gehört zu den schwersten Aufgaben meines Jobs. Ich finde es allerdings ebenso schlimm, wenn jemand aus den Sechs-Uhr-Nachrichten vom Tod eines Familienmitglieds erfährt.
    »Schon irgendwelche Journalistenanfragen?«, will ich wissen.
    »Steve Ressler«, erwidert Mona, »Regionalkanal 82 in Columbus, Radiosender in Wooster. Die üblichen Verdächtigen also.«
    Lois seufzt. »Ich schwöre, die Klatschtanten dieser Stadt sind die am besten informierten Menschen auf der ganzen Welt. Jede hat von jeder die Kurzwahl gespeichert.«
    » SMS ist schneller«, kommentiert Mona, lässt sich auf ihrem Schreibtischstuhl nieder und setzt das Headset auf.
    »Unsere offizielle Stellungnahme lautet:
Kein Kommentar
«, lasse ich die beiden wissen.
    Mona legt die Hand auf das Mundstück des Headsets. »Und die inoffizielle?«
    »Wir haben keinen blassen Schimmer.«
    Sie schenkt mir ein Lächeln.
    »Heute Nachmittag gebe ich eine Pressemitteilung heraus.« Ich wende mich Lois zu. »Glock macht Ihnen das Fenster auf.«
    »Und wenn er’s nicht schafft, kann er ja immer noch draufschießen.« Sie versetzt dem Fenster einen letzten Schlag, dann sieht sie mich weise an. »Gibt’s schon irgendeinen Hinweis, wer die arme Familie umgebracht hat?«
    »Der Teufel persönlich, wenn Sie mich fragen«, antworte ich und gehe in mein Büro.
     
    Eine Stunde später sitze ich immer noch am Schreibtisch und denke über unterschiedliche Verbrechen nach. Zehn Monate zuvor hatte ich meinen ersten wirklich schwierigen Fall. Die Ermittlungen im Schlächter-Fall brachten mich an meine Grenzen, professionell wie auch persönlich. Doch die Tatsache, dass es sich um einen Serienmörder handelte, machte es einigermaßen berechenbar. Ich kannte sein Motiv, seinen Modus Operandi, ich wusste, dass er nicht aufhören konnte. Und dass der dunkle Zwang, der ihn beherrschte, irgendwann dazu führen würde, dass er einen Fehler machte. Der Fall hätte mich fast das Leben gekostet, aber am Ende habe ich den Mörder gefasst.
    Diesmal ist es anders. Es gibt nichts, woran ich mich orientieren kann. Kein Motiv, keinen Verdächtigen, nur eine niedergemetzelte Familie, ein Tatort mit kaum verwertbaren Spuren und einen Haufen offener Fragen.
    »Sie sehen aus, als könnten Sie das hier brauchen.«
    Glocks Stimme reißt mich aus meinen Gedanken, ich blicke auf und sehe ihn in meinem Zimmer stehen, eine braune Tüte vom Diner in der Hand. »Wenn Sie auf eine Gehaltserhöhung spekulieren, sind Sie auf dem richtigen Weg«, erwidere ich.
    »Verheiratet zu sein hat mich zwei Dinge gelehrt, Chief.«
    Ich lächele. »Nur zwei?«
    Er erwidert mein Lächeln. »Eine Frau zu verstehen heißt, zu wissen, was sie will, noch bevor sie es gesagt hat.«
    »Nicht schlecht.« Ich nehme ihm die Tüte ab. »Und das Zweite?«
    »Im Zweifelsfall immer was zu essen mitbringen.«
    »Sie sind ein kluger Mann, Glock.«
    »Findet meine Frau auch.« Er nimmt auf einem der beiden Besucherstühle Platz. »Zumindest manchmal.«
    Als ich die Papierservietten, den Plastiklöffel und Styroporbehälter aus der Tüte nehme, steigt mir der Duft von Chili in die Nase. In dem Moment kommt der Rest meines Teams zur Tür herein. Skid sieht aus, als hätte er zwei Tage nicht geschlafen. Ich weiß, dass ihm die Nachtschicht zusetzt, aber mir war nichts anderes eingefallen, um ihn für sein Fehlverhalten im Umgang mit einer alkoholisierten, randalierenden Frau zu maßregeln. Pickles riecht nach Zigarettenrauch. Er zieht einen Stuhl hinter sich her und sieht so zufrieden aus wie ein

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