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Blutige Stille. Thriller

Blutige Stille. Thriller

Titel: Blutige Stille. Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Castillo
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Steuer, startete den Motor und fuhr los. Im Rückspiegel sah er Staub aufwirbeln, der im Schein des Rücklichts rot leuchtete, und vor ihm zeichneten sich die Umrisse des massiven Farmhauses und Getreidesilos in der einsetzenden Morgendämmerung ab. Von dieser Bilderbuchfarm hätte Skid nun wirklich keine Probleme erwartet. Er lebte schon seit vier Jahren in Painters Mill, und abgesehen von ein paar unbedeutenden Ordnungswidrigkeiten – einmal hatten sich zwei Jungen mit ihren Buggys auf der Hauptstraße ein Rennen geliefert –, waren die Amischen nahezu perfekte Bürger. Aber Skid war schon lange genug Polizist, um zu wissen, dass es für jede Regel auch Ausnahmen gab.
    Vor dem Haus parkte er hinter dem Buggy, wobei sein Scheinwerfer das »Langsam fahrendes Vehikel«-Schild anleuchtete. Das Wohngebäude zu seiner Rechten lag im Dunkeln, und es sah nicht so aus, als wäre schon jemand darin aufgestanden. Er wandte sich Zimmerman zu. »Wie sind Sie reingekommen?«
    »Die Hintertür ist nicht abgeschlossen«, antwortete er.
    Skid griff sich die Stablampe und stieg aus. Auf dem Weg holte er seine .38er aus dem Holster. Auf der hinteren Veranda klopfte er mit der MagLite an die Tür. »Hier ist die Polizei«, rief er. »Machen Sie auf.«
    In dem Moment fiel sein Blick auf die dunkle Schmiere am Türknauf. Er richtete den Strahl der Lampe darauf. Es sah aus wie Blut. Ein Handabdruck. Skid leuchtete über die Veranda. Da war noch mehr Blut. Dunkle Tropfen glänzten im Schein des Mondes. Auf den Stufen führten blutige Fußspuren hinunter zum Gehweg, der zur Scheune führte.
    »Mist!« Skid drehte den Knauf und stieß die Tür auf. Mit klopfendem Herzen betrat er die Küche. Adrenalin durchflutete seinen Körper, und die Adern unter der Haut pulsierten wie Gleichstrom. »Hier ist die Polizei«, rief er wieder. »Mr und Mrs Plank?«
    Das Haus war so still und dunkel wie ein Film aus den zwanziger Jahren. Skid wünschte, es gäbe irgendwo einen Lichtschalter, und verfluchte die Ablehnung der Amisch-Leute von modernem Komfort. Graues Mondlicht fiel durch das Fenster über der Spüle, ließ einfache Holzschränke und einen Tisch mit blauweiß karierter Decke erkennen, in dessen Mitte eine dunkle Laterne stand.
    »Hallo? Hier ist die Polizei. Ist jemand zu Hause?« Auf halbem Weg durch die Küche bemerkte er den unangenehmen Geruch, der aber nicht an vergammelte Lebensmittel, Müll oder Haustiere erinnerte, sondern an ein verstopftes Klo.
    Skid betrat das Wohnzimmer. Hier war der Gestank noch intensiver. Ein kalter Schauder lief ihm über den Rücken, als der Strahl seiner Taschenlampe auf eine Männergestalt fiel. Ein Amischer in blauem Arbeitshemd, Hosen mit Hosenträgern, auf dem Bauch liegend, der zur Seite gedrehte Kopf in einer tellergroßen Blutlache.
    »Verdammte Scheiße.«
    Skid starrte den Mann wie gebannt an. Er hatte eine große Wunde am Hinterkopf, Blut sickerte von seinem linken Ohr in den Vollbart und tropfte weiter in die Lache auf dem Boden. Seine blutige Zunge hing aus dem offenen Mund wie eine fette Schnecke.
    Er hoffte, dass Zimmerman sich in der Anzahl der Opfer geirrt hatte und dort hinten auf dem Boden Wäsche zum Flicken lag; oder Futterbeutel, die jemand aus der Scheune hereingeholt hatte. Doch die Hoffnung wurde zunichtegemacht, als im Schein der Lampe zwei weitere leblose Körper sichtbar wurden. Ein Halbwüchsiger, der schwarze Hosen mit Hosenträgern trug. Und ein kleiner, rothaariger Junge, der in einer so großen Lache Blutes lag, dass sie unmöglich aus diesem schmächtigen Kinderkörper stammen konnte. Beiden hatte man in den Hinterkopf geschossen. Beiden hatte man die Hände auf dem Rücken zusammengebunden. Skid sah sofort, dass sie tot waren, das musste er nicht noch überprüfen.
    Er war schon seit fast zehn Jahren Polizist, zuerst in Ann Arbor, Michigan, und jetzt hier in Painters Mill. Er hatte schon einige Tote gesehen, bei Autounfällen, Schusswechseln oder Messerstechereien. Doch nichts hatte ihn auf diesen Anblick hier vorbereitet.
    »Großer Gott.« Er tastete nach seinem Ansteckmikrophon, überrascht, wie sehr seine Hand zitterte. »Mona, ich bin im Farmhaus der Planks. Ruf den Chief an. Sag ihr, hier hat’s ein Blutbad gegeben, mit mehreren Toten. Alle erschossen.« Seine Stimme versagte. »Scheiße.«
    »Brauchst du einen Krankenwagen?«
    Er sah in die starren Augen und auf die riesige Blutlache und wusste, dass er den Anblick so schnell nicht vergessen würde. »Schick nur

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