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Blutige Stille. Thriller

Blutige Stille. Thriller

Titel: Blutige Stille. Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Castillo
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Denn wenn er es laut aussprach, müsste er akzeptieren, dass es vielleicht wirklich geschah. »Nicht immer.«
    »Von wem träumen Sie sonst noch, John? Wem können Sie nicht helfen? Über wen können Sie mit mir nicht reden?«
    »Über jemanden, der mir wichtig ist.«
    »Ein Partner? Ein Polizist? Eine persönliche Beziehung?«
    »Persönlich.«
    »Okay, das ist ein Anfang. Danke.« Hunt sah ihn eindringlich an. »Sie wissen, dass ich Zugang zu Ihrer Personalakte habe, John. Wegen der Schießerei, an der Sie beteiligt waren. Ich weiß von dem Fall im letzten Januar.«
    »Das meiste davon stand in der Zeitung.«
    »Ich spreche von den Dingen, die nicht in der Zeitung standen.«
    Tomasetti sagte nichts.
    »Hören Sie, ich war auch mal Polizist. Ich weiß, dass sich Partner manchmal sehr nahekommen.«
    »Sie ist nicht mein Partner.«
    »Aber Sie haben mit ihr zusammengearbeitet. Sie waren für längere Zeit dort und hatten enormen Stress.« Hunt konsultierte seine Aufzeichnungen. »Sie haben mit der dortigen Polizeichefin ein Verhältnis angefangen.«
    Da es eine Feststellung und keine Frage war, erwartete er wohl auch keine Antwort. Zumal Tomasetti keine hatte. Er konnte nicht sagen, was zwischen ihm und Kate gerade passierte. Hatten sie eine Beziehung? Es war zwei Monate her, dass er sie das letzte Mal gesehen hatte. Konnte man das eine Beziehung nennen? Vielleicht bildete er sich ja alles nur ein, weil er so oft an sie dachte. Von ihr träumte. Es war alles zu schnell gegangen, und beide hatten sie sich keine Gedanken über die Konsequenzen gemacht. So was passierte, wenn zwei Menschen zusammenkamen, die Beziehungen lieber sabotierten, als sich darauf einzulassen.
    »Träumen Sie von ihr?«, wollte der Doktor wissen. »Ist sie es, der Sie nicht helfen können?«
    »Manchmal.«
    »Möchten Sie über sie reden?«
    »Ich finde, wir haben für heute genug geredet.« Tomasetti erhob sich.
    »Wir haben noch zwanzig Minuten.«
    »Schenken Sie sie dem Nächsten.«
    »Also gut. Vielleicht können wir nächste Woche da weitermachen.«
    Ohne zu antworten, nahm Tomasetti seine Jacke von der Rückenlehne des Stuhls und ging.
    5. Juni
    Ich hab ihn wieder im Park gesehen. Ich hab auf der Bank neben dem Pavillon gesessen und mein Lunch gegessen. Er hat Fotos gemacht. Ich hab so getan, als würde ich ihn nicht sehen, hab ihn aber beobachtet. Er hat das schönste Lächeln, das ich je gesehen habe.
    8. Juni
    Mrs Steinkruger hat mich zurechtgewiesen, weil ich mit offenen Augen träume. Das habe ich nicht verdient. Ich hab früher Mittagspause gemacht. Er war da und hat gefragt, warum ich weine. Ich hab es ihm gesagt, und er hat gelacht. Ich kam mir wie ein Kind vor. Er hat ein Foto von mir gemacht. Die Ordnung verbietet das, du darfst dir kein Bildnis machen und so. Aber er hat gesagt, ich sei fotogen. Das hat mich so glücklich gemacht, dass ich das mit Mrs Steinkruger ganz vergessen habe.
    12. Juni
    Ich hab wieder im Park Mittag gegessen. Er war da und hat mich gefragt, ob ich in seinem Auto mitfahren will. Ich wusste, dass es nicht richtig war, hab’s aber trotzdem getan. Und es hat großen Spaß gemacht. Aber ich hatte Angst, jemand von der amischen Gemeinde würde mich sehen. Den Tag werde ich niemals vergessen!
    25. Juni
    Er hat mich zu Miller’s Pond mitgenommen und Fotos gemacht, während ich mein Mortadella-Sandwich gegessen habe. Ich sehe ihm so gern beim Fotografieren zu, er ist dann so ernst. Wir saßen in seinem Auto und haben Musik gehört. Ich liebe Rock-’n’-Roll-Musik!
    27. Juni
    Er hat gesagt, ich bin etwas Besonderes. Nach dem Mittagessen hat er mir die Kappe abgenommen. Ich weiß, es ist falsch, aber seine Finger in meinen Haaren haben sich so schön angefühlt. Er hat gesagt, ich hab schöne Augen. Ich möchte Mamm und Datt erzählen, dass er mir den Hof macht, aber sie werden das nicht billigen, das weiß ich. Ich möchte, dass er mein Kal ist. Aber er ist kein Amischer, und sie würden bestimmt wollen, dass ich meine Arbeit aufgebe. Und mir verbieten, weiter in die Stadt zu gehen. Deshalb bleibt es jetzt erst einmal mein Geheimnis.
    28. Juni
    Ich hab beim ganzen Gottesdienst an ihn gedacht. Mamm hat mich gefragt, ob ich krank bin. Ich hab gelacht und nein gesagt. Aber er fehlt mir so sehr, dass es wehtut.
    30. Juni
    Ich habe ihn seit zwei Tagen nicht gesehen. Mrs Steinkruger hat gefragt, warum ich immer aus dem Fenster sehe. Ich wünschte, sie wäre netter zu mir.
    6. Juli
    Heute bin ich fünfzehn

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