Blutige Verfuehrung 1
Mareike und Lucky im Chor: "Wow, cool!" Ja, die beiden sind wirklich leicht zu beeindrucken.
Ich grinse nur und sage:
"Wenn es Euch gefällt, werde ich auch an den Türstehern vorbeikommen."
Lucky antwortet:
"Meinst du etwa meine Tür?"
"Nein Lucky, ausnahmsweise heute nicht." Ich werfe ihm einen frechen Blick mit meinen falschen Wimpern zu und ergänze:
"Ich will mich heute nur amüsieren!"
Dann verlasse ich mit meiner Bierdose in der Hand die Wohnung und gehe zur U-Bahn. Ich fahre nach Bogenhausen. Dort kenne ich einen Club, der zum feinsten gehört, was man in der Landeshauptstadt finden kann. Den Türsteher kenne ich und außerdem hatte ich noch nie ein Problem in irgendeine Disco reinzukommen. In diesem Schuppen war ich allerdings noch nicht oft. Das Publikum ist mir eigentlich etwas zu alt und gesetzt. Aber gelegentlich gibt es auch ganz junge frische Typen, die ziemlich unerfahren sind und nur am Tresen abhängen, dabei die Tanzfläche beobachten und sich Mut antrinken, bis sie endlich ein Mädchen ansprechen. Das ist meine Zielgruppe.
In der U-Bahn stehen mir zwei jüngere Typen gegenüber, geschniegelt im Designer Anzug, der eine hat ein zusammengerolltes Börsenblatt in der Hand. Sie unterhalten sich in gedämpftem Ton, so dass ich näher herangehen muss, um zu hören, worum es geht. Ich drehe den beiden meinen Rücken zu und berühre wie aus Versehen den Ellebogen des jüngeren Mannes. Dann drehe ich mich um und entschuldige mich mit einem Lächeln, dabei fällt mir meine Cluch aus der Hand. Der Jüngere fängt sie gekonnt auf. Er sagt mit einem frechen Unterton in der Stimme: "Darf ich die Lady zu einem Feierabenddrink einladen?" Ich versuche meinem Gesicht einen etwas skeptischen Ausdruck zu geben und zögere mit meiner Antwort. Bevor ich dazu komme, sagt der ältere der Beiden:
"Das ist eine gute Idee, wir gehen in eine nette Bar hier in der Nähe, das gefällt Dir bestimmt. Dort sind wir Stammgäste." Ich ziere mich noch etwas, doch dann nicke ich und sage:
"Okay, auf einen Drink komme ich mit!"
Na, das fängt ja gut an. Den Eintritt in die Disco kann ich mir vorerst sparen. Wir steigen zusammen aus, die Herren benehmen sich wie Gentlemen und lassen mir höflich den Vortritt. Dann laufen wir eine Straße weiter und stehen plötzlich vor dem Feinkost Käfer. Es ist innen viel gemütlicher, als es von außen aussieht. Ich hatte keine richtige Bar erwartet, aber im Keller finden wir eine perfekte Nische, wo wir uns niederlassen. Die Beiden werden vom Kellner mit Namen angesprochen:
"Hallo Nicholas, hallo Fred, das Übliche?"
Die Beiden nicken und der Kellner fragt:
"Und für die Dame?" Nicholas, der jüngere schaut mich fragend an. Ich zucke mit den Schultern.
"Was könnt Ihr mir empfehlen?" Nicholas wendet sich wieder an den Kellner:
"Heute machen wir eine Ausnahme, bring uns doch lieber eine Flasche Schampus und drei Gläser!"
Dann grinst er mich frech an. Seine dunklen Augen blitzen und kleine Lachfältchen spielen um seinen vollen Mund. Er hat eine ziemlich dunkle Haut und hier im Kellergewölbe sieht er aus wie ein Mafiosi mit seinem glänzenden Anzug, den er jetzt aufknöpft. Darunter entdecke ich eine Krawattennadel mit einem Brilli.
"Wow, so einen aalglatten, konservativen Typen habe ich noch nie kennengelernt. Aber er gefällt mir irgendwie. Nicholas beugt sich vor und sieht mir dabei in die Augen:
"Verrätst Du mir Deinen Namen?", fragt er mit samtweicher Stimme.
Auf diese Frage hatte ich schon gewartet und ich antworte wie aus der Pistole geschossen:
"Lucia Ferite di Gradara". Stille – Beide Männer schauen mich mit leicht geöffnetem Mund noch immer fragend an. Dann wiederholt Fred:
"Lucia … wie?"
"Man nennt mich Lucy-Ferry, das ist der Name, den meine Freunde benutzen.
"Okay, Lucy-Ferry", sagt Nicholas,
"das ist ein hübscher ungewöhnlicher Name. Bist Du Italienerin?"
Puh, was soll ich darauf antworten. Aufgewachsen bin ich in Deutschland, aber nach meiner Herkunft bin ich wahrscheinlich wirklich Italienerin, nur kann ich kein Italienisch. Deshalb sage ich:
"Ja, schon irgendwie, aber ich lebe schon lange in Deutschland." Sollen sie doch denken was sie wollen. Schließlich kann ich erzählen was ich will.
Doch Nicholas ist noch nicht zufrieden. Er fragt weiter.
"Du bist also Münchnerin?"
Endlich kommt der Kellner und bringt den Champagner. Deshalb bleibt mir die Antwort erspart. Wir stoßen an und Fred sagt:
"Auf einen schönen Abend! Ich hoffe, das bleibt
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