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Blutige Verfuehrung 1

Blutige Verfuehrung 1

Titel: Blutige Verfuehrung 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Cult
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laufe dann doch weiter. Erschöpft falle ich auf eine Sitzbank im ersten Abteil. Der Junge, der mir gegenüber Platz genommen hat, sieht mich interessiert an. Und – spielt nicht ein hämisches Lächeln um seinen Mund? Ich muss mich zusammennehmen, um ihn nicht gleich anzupöbeln. Dann sehe ich mein schwarz verschmiertes Gesicht in der Fensterscheibe. Ach ja – die Wimperntusche war nicht wasserfest gewesen. Ich nehme mein Taschentuch heraus und beginne, mein Gesicht damit abzuwischen. Die herumstehenden Passagiere sehen mir dabei neugierig zu.
    "Was glotzt ihr denn?" entwischt es mir. Ich hasse es, wenn ich von Fremden angestarrt werde. Die Leute sehen betreten zur Seite. An der nächsten Haltestelle steigen viele aus und neue Leute steigen ein. Ich muss bis zur Endstation fahren. Ich mache mich auf meinem Sitz breit, damit niemand neben mir Platz nehmen kann.
    Endlich stehe ich bei Mareike vor der Tür.
    "Hallo Lucy", sagt Mareike und reißt die Tür auf.
    "Was ist denn passiert?"
    Ich lasse meinen Matchsack im Gang fallen und gehe in Mareikes kleine Wohnküche.
    "Bitte mach mir erst mal einen Kaffee, am besten mit Schuss!"
    Mareike sieht mich neugierig an.
    "Mit Schuss?", fragt sie kopfschüttelnd. Was ist denn in Dich gefahren?"
    Ich setze mich auf die schmale Bank vor dem Fenster. Das ist mein Lieblingsplatz. Man kann die Beine hinauflegen und sich auf den Tisch lümmeln. Mareike ist mit der Kaffeemaschine beschäftigt, dann setzt sie sich mir gegenüber.
    "Na, nun leg schon los!", sagt sie gespannt.
    Ich fühle, wie sich meine Gesichtsmuskeln verzerren und ich beinahe wieder in Tränen ausbreche, doch dann nehme ich mich zusammen. Ich versuche keine Miene zu verziehen und sage:
    "Ich heiße jetzt 'di Gradara'." Meine Stimme krächzt.
    "Lucy-Ferry di Gradara", wiederholt Mareike gedehnt. "Aha, interessant!" Sie schüttelt den Kopf und sagt:
    "Wie kommt man denn zu so einem seltsamen Namen?"
    "Seltsam? "mir gefällt er sehr gut! Und genau genommen heiße ich ja Lucia-Ferike di Gradara, Lucy-Ferry ist nur die Abkürzung, die mir meine Großmutter gegeben hat."
    "Luciiiia-Feriiike di Gradaaara", wiederholt Mareike und lässt jeden einzelnen Vokal im Munde zergehen,
    "Na ja, er passt schon zu Dir.", antwortet sie nachdenklich.
    "Er ist so finster wie Dein Outfit, jetzt passt es endlich zusammen, 'Berger' war viel zu freundlich für Dich."
    "Du hast sie doch nicht mehr alle", rutscht es mir heraus.
    "Ich habe gedacht Du bist meine Freundin."
    Mareike lächelt, gießt mir ihren rabenschwarzen Kaffee ein und stellt eine Flasche Cognac auf den Tisch.
    "Den Schuss kannst Du Dir selber geben!" Dabei grinst sie frech.
    "Natürlich bin ich Deine Freundin, aber Du bist schon manchmal schräg drauf, das musst Du zugeben. Und jetzt hast Du von heute auf morgen einen neuen Namen, ich verstehe nicht was das soll."
    "Ich verstehe es selbst kaum", flüstere ich und nehme einen Schluck vom heißen Kaffee. Dann gieße ich einen ordentlichen Schluck Cognac hinein. Ich leere die Tasse in kleinen hektischen Schlückchen und stelle sie mit abgespreiztem kleinem Finger vorsichtig zurück auf den Tisch.
    "Ich bin jetzt eine Adelige und brauche Gefolgsleute!"
    Mareike reißt die Augen auf und klopft sich auf die Schenkel.
    "Jetzt bist Du wohl völlig übergeschnappt." Dann lacht sie, dass die Gläser im Schrank klirren.
    Ich versuche ein würdevolles Gesicht zu machen:
    "Wirklich, das ist kein Witz", sage ich mit Grabesstimme, denn ich weiß jetzt genau was ich will. Ich stehe auf, gehe an den Küchenschrank, hole mir ein Glas heraus und halte es unter den Wasserhahn. Dann trinke ich in großen Zügen das Glas leer und stelle es ins Spülbecken.
    "Ich muss jetzt erst selbst zu mir finden", sage ich, ohne Mareike anzusehen.
    "Wo kann ich schlafen?"
    "Tja, da müssen wir mal sehen. Vielleicht in Bens Zimmer, er ist zurzeit daheim wegen der Semesterferien. Hast Du Bettsachen dabei, oder willst Du auf dem Sofa schlafen?"
    Ich gehe in den Gang und schaue in Bens Zimmer hinein.
    "Das sieht ganz ordentlich aus", sage ich und schnappe mir meinen Matchsack und werfe ihn aufs Bett. Dann drehe ich mich zu Mareike um.
    "Wir könnten doch zum Italiener essen gehen. Ich lade Dich ein."
    Mareike antwortet:
    "Gut, Ihre Durchlaucht, ich bin Ihr gehorsamer Diener."
    Ich muss grinsen.
    "Wunderbar, dann gehen wir."
    Der Italiener um die Ecke sperrt gerade die Türe auf, als wir ankommen. Wir suchen uns den besten Tisch in der Ecke am Fenster aus und

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