Blutige Verfuehrung 6
seine sexuelle Anziehungskraft war stärker als ich es je erwartet hatte. Trotzdem gehörten meine innigsten Gefühle noch immer Nicholas und nur er war mein Fürst.
Ich suchte meinen Vater und fand ihn in seinem Arbeitszimmer. Er studierte dicke Akten und als ich hereinkam, hob er nur kurz den Kopf, um dann weiter Zahlenkolonnen durchzusehen. Doch dann blickte er sofort noch einmal hoch und zeigte auf die Halskette, die ich noch immer trug.
"Das hat er dir geschenkt?", fragte er ungläubig.
"Das ist der wertvollste Teil seines Familienbesitzes. Es ist von unschätzbarem Wert!" Ich zuckte mit der Schulter:
"Es ist hübsch, aber ich bin nicht besonders interessiert an Schmuck." Mein Vater verdrehte die Augen.
"Du solltest es mit Stolz tragen, oder es in den Safe legen.", sagte er und zeigte auf einen großen Metallkasten in einer Ecke seines Büros.
"Darin ist auch unser Familienschmuck, der inzwischen dir gehört. Ich hatte noch gar keine Zeit ihn dir zu zeigen. Doch, das was du am Hals trägst ist kostbarer und schöner." Ich befühlte mit den Fingern den Collier und dachte daran, dass mir Alfonso diese Kostbarkeit nur gegeben hatte, weil er glaubte, dass ich seine Frau werden würde. Deshalb sagte ich zu meinem Vater:
"Wo ist Nicholas, ich will ihn unbedingt sehen. Ihr könnt ihn nicht vor mir versteckt halten." Die Antwort des Fürsten kam prompt:
"Wir verstecken ihn nicht, wir versuchen nur, ihm beizubringen, nicht wie ein Wahnsinniger jeden zu beißen, der ihm begegnet. Und dazu mussten wir leider zu Mitteln greifen, die nicht üblich sind." Ich erschrak.
"Heißt das, ihr habt ihn gefoltert?", fragte ich und mein Vater wich meinem Blick aus.
"Folter ist manchmal die einzige Methode, jemanden zur Besinnung zu bringen, der völlig neben sich steht."
"Er brüllt auch ständig deinen Namen und ich glaube, dass das nichts Gutes bedeutet.", fügte er nachdenklich hinzu.
"Das bedeutet ganz einfach, dass er mich sehen will.", sagte ich:
"Führ mich bitte sofort zu ihm." Ich war inzwischen richtig zornig, denn das waren mittelalterliche Methoden, die ich überhaupt nicht verstehen wollte.
"Ich kann nicht zulassen, dass du ihn frei lässt, so wie du das mit Orlando getan hast.", sagte mein Vater vorwurfsvoll.
"Wohin das geführt hat, haben wir alle gesehen!"
"Nicholas ist nicht Orlando, er ist aus freien Stücken mit mir hierher gekommen, du hast nicht das Recht, ihn einzusperren und zu misshandeln." Mein Vater erhob sich schwerfällig und kam hinter seinem Schreibtisch hervor, er legte mir seinen Arm um die Schulter uns sagte beschwichtigend:
"Er wird so lange an diesem sicheren Ort bleiben, bis deine Hochzeit über der Bühne ist, dann werden wir uns um ihn kümmern. Einen Alpha-Vampir können wir in unserem Clan dringend gebrauchen. Aber er muss noch ein paar Regeln lernen."
Ich gab mich zunächst geschlagen, doch welchen sicheren Ort er meinte, das musste ich unbedingt herausfinden.
Mein Leben war ein Karussell, entweder drehte es sich in die falsche Richtung, oder es fuhr zu langsam oder zu schnell. In jedem Fall kam es immer anders als erwartet. Ich wusste, warum man Nicholas vor mir versteckte. Mein Vater ahnte, dass ich ihn unbedingt wollte und mich Alfonso verweigern würde, wenn auch nur die geringste Aussicht bestand, ihn zu bekommen. Doch so wie sich Nicholas mir gegenüber benommen hatte, standen die Chancen schlecht. Mein Schicksal war so gut wie besiegelt. Wenn ich dann nach 9 Monaten auch noch ein Kind bekommen würde, wäre Alfonso ein stolzer Vater, der bestimmt keinen Zweifel an seiner Vaterschaft aufkommen ließe, egal wie unwahrscheinlich eine Zeugung zwischen Vampiren war.
Ich musste Nicholas finden, denn die Zeit lief mir davon. Ich beschloss, als erstes Lucrezia nach diesem angeblich 'sicheren Versteck' zu fragen. Sie kannte sich in Gradara aus und vielleicht hatte sie über ihre Mutter Ramona oder Fiorina erfahren, wo sie Nicholas hingebracht hatten.
Ich ging am späten Nachmittag zu ihr und fand sie in ihrem kleinen Salon zusammen mit Ramona. Als ich eintrat sprang Lucrezia auf. Sie ging mir ein paar Schritte entgegen und sagte dann:
"Glaubst du, dass es eine gute Idee ist, hier hereinzuschneien?"
Ich war ziemlich überrascht über ihren aggressiven Ton, doch mit einem Blick auf ihre Mutter war mir klar, warum sie so reagierte. Ramona saß stocksteif auf einem Stuhl, ihr Hals und ihr halber Oberkörper waren von einem Verband bedeckt. Ich erschauderte.
Das war also
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