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Blutige Verfuehrung 6

Blutige Verfuehrung 6

Titel: Blutige Verfuehrung 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Cult
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blind und taub, dabei aber sehr lebendig. Sie hielt sich an ihrem Sohn fest und wich nicht von seiner Seite.
    Der Prinz verneigte sich vor mir und küsste mir galant die Hand. Seine flinken Augen hatten mein Kleid und mein Gesicht nur gestreift, aber seine Überraschung konnte er kaum verbergen. Hatte er denn ein hässliches Entlein erwartet? Er war fast einen Kopf größer als ich und ziemlich hager. Seine Wangen erschienen eingefallen und der Schnauzer, der sich über seinem dünnen Mund ausbreitete, dominierte sein schmales Gesicht. Prinz Carlo trug einen schwarzen Frack über einer gestreiften Hose. Seine Haare waren in der Mitte gescheitelt und hinter die Ohren geklemmt, doch seine Ohren erinnerten mich an Vampirflügel und lösten in mir eine Abscheu aus, wie ich sie noch nie gekannt hatte. Diese Ohren waren so widerlich, dass man sie unablässig anstarren musste. Ich versuchte ihn freundlich anzulächeln, aber mir gelang nur eine schräge Fratze. Carlo sagte ein paar Worte auf Italienisch und ich nickte nur zustimmend mit dem Kopf. Ich hatte kein Wort verstanden. Mein Vater, der neben mir stand, legte seinen Arm um meine Schulter und flüsterte mir ins Ohr:
    "Nimm dich bitte zusammen, Prinz Carlo hat dir gerade ein Kompliment gemacht und du hast dich nicht einmal dafür bedankt."
    "Ich habe ihn nicht verstanden. Soll er doch deutsch mit mir reden.", antwortete ich unwirsch. Die Augen meines Vaters blitzten mich böse an. Ich sagte, ohne darauf zu achten, wer neben mir stand:
    "Diesen widerlichen Typen will ich nicht und keine Macht der Welt wird meine Meinung ändern." Der Druck um meine Schultern verstärkte sich und mein Vater zischte mir ins Ohr:
    "Du wirst dich benehmen, sonst wirst du mich von einer anderen Seite kennenlernen!" Aha, jetzt wurde mir schon gedroht wegen diesem Lackaffen. Ich befreite mich aus seiner Umarmung und drehte mich um. Dann ging ich zurück in den Ballsaal. Dort hatten sich jetzt alle versammelt und tranken aus langstieligen Gläsern Blut. Ein kleines Buffet stand auch bereit. Es enthielt auf grünen Salatblättern verschiedene rohe Fleischsorten, unter anderem erkannte ich Leber und kleine Herzen. Wahrscheinlich stammten sie von Kaninchen oder Hühnern. Obwohl ich mich früher vor solchen Dingen geekelt hatte, überkam mich fast Appetit. Normalerweise tranken wir ja ausschließlich Blut und feste Nahrung war ziemlich tabu, doch diese Häppchen waren wirklich anregend.
    Der Prinz stand in der Nähe der Band und unterhielt sich angeregt mit den Mitgliedern seines Clans, die uns in Bran besucht hatten. Ihre Blicke wanderten immer wieder zu mir und ich hatte den Eindruck, dass sie über mich sprachen. Mein rotes Armanikleid, das ich in Gabicce-Mare gekauft hatte, erregte großes Aufsehen. Die Vampirfrauen unseres Clans verblassten gegen mich. Nur Lucrezia trug ein schwarzes Nichts, das ihre schönen Schultern und Beine zeigte. Ich hatte jetzt Gelegenheit, mir die Leute des Visconti-Clans genauer anzusehen. Mit meinem Glas in der Hand mischte ich mich unter die herumstehenden Vampire und prostete dem einen oder anderen freundlich zu. Die Namen hatte ich natürlich wieder vergessen. Aber einer war mir trotzdem im Gedächtnis geblieben. Er war etwa in meinem Alter, aber er trug einen altmodischen Anzug, wie aus dem letzten Jahrhundert. Er stand neben dem Prinzen und sah ständig auf die Uhr. Er hieß Alfonso. Auch er blickte immer wieder zu mir her und an seinem Gesichtsausdruck konnte ich ablesen, dass ihm nicht nur mein Kleid gefiel.
    Mein Vater hatte für den Abend eine Band engagiert, die jetzt endlich zu spielen begann. Es durfte getanzt werden. Bevor ich mein Glas abstellen konnte, stand schon Alfonso vor mir und bat mich um einen Tanz. Er verneigte sich gekonnt in einer Art, wie ich es von alten Kostümfilmen kannte und sagte:
    "Verehrte Principessa, darf ich dich um diesen Tanz bitten?" Das klang so altmodisch, dass ich laut loslachen musste. Er sah mich irritiert an, doch ich nahm mich zusammen und wurde gleich wieder ernst:
    "Bitte, gerne, wenn du keine Angst um deine Zehen hast. Denn diese Tänze kenne ich nicht." Alfonso schmunzelte und legte seinen Arm um meine Taille.
    "Das lernt man ganz schnell", erwiderte er und wirbelte mich im Kreis herum. Mein Haar flog und ich hielt mich an ihm fest, um mit meinen hohen Schuhen nicht abzuheben. Er tanzte einfach fantastisch. Und es war tatsächlich nicht besonders schwierig. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie uns Prinz Carlo

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