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Blutige Vergeltung

Blutige Vergeltung

Titel: Blutige Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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blutrote Fleck im Westen war die Sonne, die endlich unterging. Und die riesige schwarze Rauchfahne, die sich weit in den dunkler werdenden Himmel erhob, war wie ein verfluchtes Neonschild.
    Das Wichtigste zuerst, Jill. Deine Stadt ist in Gefahr. Es könnte eine zweite Beschwörungsstätte geben, und du sitzt hier ohne Auto fest. Was nun?
    Warum waren keine Presse-Hubschrauber zu sehen? Vom Highway aus musste es doch jemand bemerkt haben. Hier draußen in der Wüste konnte man unendlich weit sehen, oder nicht? Eine Rauchsäule mitten am Tag, nur einige Meilen vor der Stadt …
    Purer Instinkt ließ mich den Kopf heben. Über das Tosen der Flammen hätte ich das fahrende Auto nie im Leben gehört. Hinter mir loderte Bannfeuer wie nach einer Explosion empor, und seine bloße Hitze in meinem Rücken war tröstend genug, um mich abermals in die Knie gehen zu lassen.
    Vielleicht war es aber auch der Anblick des grünen Dodge, der in einem Affenzahn vor mir eine Kurve nahm und in einer immensen Staubwolke zum Stehen kam. Weil die Beifahrertür sich öffnete, als ich auf das Auto zurannte, als wäre der Teufel hinter mir her, ging ich davon aus, dass es Leon war, der mich abholen kam.
    Diese vorschnelle Vermutung war mein nächster Fehler. Mündungsfeuer blitzte auf, und etwas traf mich in die Brust wie ein Gummihammer. Und plötzlich fing es an zu brennen, mein Herz verwandelte sich in meiner Brust in ein Flammenmeer.
    Diesmal hatten sie Silber benutzt. Viermal feuerten sie auf mich, und das Letzte, was ich hörte, waren Schritte auf dem knirschenden Sand. Dann umfing mich die Dunkelheit, durchzogen von Blei und Röte. Wie von fern drang noch eine bekannte Stimme an mein Ohr, die Stimme einer Frau.
    „Jetzt haben wir sie an den Eiern. Gib mir das Seil da.“

29
     
     
    Der Nachteil, eine von der Hölle gezeichnete Jägerin zu sein: Silber tut verflucht weh, wenn jemand damit auf einen schießt. Die Wunde schließt sich nur langsam. Es vergiftet mich nicht, so wie es eine Höllenbrut vergiften würde, dafür heilen solche Verletzungen ungefähr dreimal so langsam. Das heißt außerdem, dass ich unnötig Blut verliere, dicke rote Rinnsale, die lange Zeit vergeblich versuchen zu verklumpen.
    Langsam kam ich wieder zu mir, Stück für Stück. Ich spürte etwas Hartes im Rücken, mein Kopf rollte hin und her, meine Augenlider flatterten unruhig. Mein Haar hing in fettigen, feuchten Strähnen herab, in denen silberne Talismane wie seltsame, blau glühende Früchte baumelten.
    „Sie werden bald hier sein. Sie haben gar keine andere Wahl.“ Wieder die Stimme dieser Frau. Dann leise Schmatzlaute -wie von einem nassen Zungenkuss. „Entspann dich, Liebling.“
    „Du hast ja nicht gesehen, was sie getan hat.“ Ein Mann. Auch er klang vertraut, und außerdem völlig verängstigt. In seiner Stimme lag ein klägliches Wimmern, und ich biss die Zähne aufeinander. „Es hätte nicht viel gefehlt, und sie hätte mich erschossen. Und dann der ganze Flugplatz – einfach alles] Als hätte eine Bombe eingeschlagen! Himmel.“
    Wo zum Teufel war ich?! Die Müdigkeit ließ nach, und die Narbe fing an zu prickeln, wummerte unter meiner Haut, fühlte sich noch immer prall und obszön fiebrig an.
    „Ich hab genug gesehen. Sogar Shen hat Angst vor ihr. Aber mach dir nicht so viele Sorgen. Wir sind die Einzigen, die noch Proben übrig haben, dafür habe ich gesorgt. Du kennst die Formel, und wir haben die Jägerin als Druckmittel. Alles wird gut.“ Ein weiterer sanfter, feuchter Kuss, gefolgt von einem kleinen Stöhnen. Wenigstens einer hatte eine gute Zeit. „Solange du tust, was ich dir sage.“
    Die Welt um mich herum nahm wieder Konturen an, meine Wahrnehmung wurde schärfer.
    Ich saß auf einem Stuhl. Der gleichmäßige Luftdruck, die gedämpften Geräusche und der kleine Nachhall verrieten mir, dass ich unter der Erde war. Ein Seil war um meine Brust geschlungen und hielt mich an den Stuhl gefesselt. Die Hände hatte man mir hinter dem Rücken verbunden, meine Finger waren angeschwollen, auch meine Ellbogen waren aneinandergebunden, meine Knöchel über und über mit blauweißem Nylonseil umwickelt.
    Ich verlagerte ein wenig das Gewicht und testete die Fesseln nach Schwachstellen ab. Und fand welche.
    Wer immer mich vertäut hatte, hatte verdammt schlampige Arbeit geleistet. Ich hielt still und sah zu, wie das Silber in meinem Haar blaue Funken spuckte, die auch die Oberfläche des glatten Metalls durchzogen. In der Atmosphäre lag

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