Blutige Vergeltung

Titel: Blutige Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow

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loderten hellorange, missgestaltete Flammen empor.
    Das Brennen auf der Haut spürte ich kaum, so kalt war mir unter dem Leder und dem Gewicht meiner Waffen. Diese Eiseskälte war stärker als jede Wut, als jeder Schmerz und jede Angst.
    Ich wünschte, es fühlte sich nicht so vertraut an. „Danach fackle ich die ganze Anlage bis auf die Grundmauern ab und vertraue jede Seele im Ostteil Gott an.“ Ich machte eine Pause. „Wenn er sie will.“
    Leon hatte den Trader im Griff und zerrte ihn auf die Tür zu. Die Schatten der beiden zeichneten sich im ausgefransten Rechteck aus sauberem Sonnenlicht ab, während das Feuer von meinen Fingern tropfte und den Boden versengte. Es waren die magischen Flammen, die jeder Jäger beizeiten zu beschwören lernt: Bannfeuer. Es frisst jede Spur von Höllenbrut auf und hinterlässt einen Segen – geweihten Boden. Aber diesmal benötigte ich mehr als das.
    Ich brauchte pure Zerstörungskraft.
    Das Höllenfeuer klang wie das Wispern von erwürgten Kindern. Wie die Seelen Verstorbener, die den Raum mit wütenden Stimmen wie von Grillen erfüllten. Wie das Klicken einer Kugel, die man ins Magazin schob, wieder und wieder, gepaart mit einer immensen Rückkopplung, als ich meinen Zorn eine Sekunde lang nicht unter Kontrolle halten konnte, wie ein Atemzug zwischen zwei Gedanken.
    Dann gingen die Bücherregale in merkwürdig hellorangen Flammen auf. Das Höllenfeuer lachte, während es meine Finger umtanzte, und in hohem Bogen schleuderte ich es wie Napalm gegen die Becher und Regale an der hinteren Wand. Glas explodierte mit schrillem Kreischen, und ich zog mich zur Tür zurück, während immer mehr Feuer von meiner Hand tropfte und eine flüssige Spur zog.
    Wirklich beängstigend war nicht, wie leicht es mir fiel, eine so immense Kraft aus der Narbe zu beziehen, auch nicht die mörderischen Qualen, die meinen rechten Arm und die Schulter durchzuckten und an jedem Nerv rissen, als sich Ströme von flüssiger Lava in mich ergossen.
    Nein, das Beängstigende war, dass das Höllenfeuer gelb wurde, ein reines Gelb wie von Sonnenlicht. Mit einem Ruck hielt ich meine Hand weit von mir, schleuderte das Licht auf die grünen Reihen von schwimmenden, toten Scurf. Glas splitterte und zerbrach, Schleim ergoss sich über den Boden, und die Leichen fielen mit einem nassen Klatschen heraus, während der Rückstoß mich zur Tür hinaus katapultierte. Gerade noch rechtzeitig.
    Auf allen vieren landete ich auf der hölzernen Rampe und hörte das Dröhnen des Automotors, gerade als die erste Explosion die Wüstenluft erschütterte und das Feuer gierig, mächtig und heiß Atem schöpfte. In den Gebäuden lagerten haufenweise Chemikalien, und ich jagte praktisch das Munitionslager einer Virus-Waffenschmiede hoch. Eine Stichflamme, gefolgt von schmierigem, schwarzem Rauch stieg wie aufgehender Hefeteig in den Himmel empor.
    Verbrenne es, wisperte jemand in meinem Kopf. Verbrenne alles. Doch diesmal erschrak ich. Panisch versuchte ich, das gelbe Höllenfeuer von meiner Hand abzuschütteln, wie heißes Fett. Denn diesmal gehörte die Stimme Perry, und ich wusste, dass ich dieses eine Mal genau das tun würde, was sie mir sagte.
    Eine gewaltige, dreckige schwarze Rauchwolke stieg auf, wie von einem Leuchtfeuer, untermalt von hellen gelben, leckenden Flammen. Ich erschoss das letzte quäkende schwarz verkohlte Ding, das in der Asche umherkrabbelte und entfernt einem Kopf ähnelte. Wieder wurde mir übel, doch die Übelkeit verging mit einem Geräusch wie von einem erstickten Lachen. Die Hangars brannten allesamt, laute Explosionen schleuderten brennende Trümmer über das Rollfeld.
    Der ganze Flughafen sah aus wie nach einem Bombenangriff, abgesehen von dem letzten Gebäude. Die Sonne hing schon tief im Westen, wie ein gigantisches blutrotes Auge. Inzwischen sollte das jemand bemerkt haben. Ein müder Laut schlüpfte durch meine Lippen, und es hörte sich verdächtig nach einem Kichern an.
    Das einzige Gebäude, das ich bisher unangerührt gelassen hatte, war das südliche. Der Trader hatte gesagt, dass in einer Woche eine Anrufung anstand, und ein Blick hinter die eingetretene Tür des Südflügels hatte mir einen frisch gegossenen Betonboden offenbart, in den ein Pentagramm geritzt worden war. Und es war definitiv ein Pentagramm, kein Pentakel, das dort von einem Kreis und einem Rechteck umgeben war. Auf geriffelten Metallhaltern standen Kerzen, und der Gestank von Höllenbrut war so mächtig und allumfassend,