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Blutige Vergeltung

Blutige Vergeltung

Titel: Blutige Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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Husten eines Löwen war zu hören. Habe wirklich ich all das angerichtet?
    Ich hielt meine rechte Hand hoch.
    Im schummrigen Licht schien sich der wulstige Lippenabdruck über meinem Puls nicht verändert zu haben. Die Energie, die ich durch die Narbe bezogen hatte, hatte keine Spuren auf meiner Haut zurückgelassen. Sie fühlte sich heiß an, abartig prall, und sie pochte im Takt mit meinem Herzschlag.
    „Lieber Gott“, flüsterte ich. Blaue Funken stoben zischend empor.
    Langsam entfachte sich das Bannfeuer und umspielte wispernd meine Finger, es kämpfte gegen die höllische Verpestung im Äther an, die es auszudrücken drohte. Ich fühlte das Kribbeln wie in einer eingeschlafenen Gliedmaße, kurz bevor es schmerzhaft wieder zum Leben erwachte.
    Im Geiste sagte ich das Gebet auf. Du, der Du … Es umkreiste die Wut, kehrte zurück. Du, der Du mich auserkoren hast, das Böse zu bekämpfen, beschütze mich und bewahre mich von allem Übel. Das Gebet überschlug sich, holperte und konzentrierte sich schließlich auf den wichtigsten Teil. „Gott, mein Herr“, flüsterte ich, „ich bitte dich, steh mir bei, wenn ich den Legionen der Hölle gegenübertrete.“ Meine Stimme brach, ich leckte mir über die trockenen Lippen. Von irgendwo tief in mir breitete sich eine Ahnung von Ruhe aus, und ich hielt sie mit beiden geistigen Händen fest. Der letzte Satz fiel in ein Meer aus Stille: „In Deinem Namen und mit Deinem Segen ziehe ich aus, die Nacht zu reinigen.“
    Ich schlug die Augen auf.
    Dichtes, hellblaues Bannfeuer wand sich um meine Hand, wie lebende Flammen. Es flüsterte wie zu sich selbst – ein viel reinerer Laut als das ölige Gluckern des Höllenfeuers. Es wuchs und gewann an Kraft, hüllte meine Haut ein, und ich schleuderte es gegen den Altar mit aller Energie, die mein höllisch verstärkter Arm aufbringen konnte.
    Ich traf, das Feuer wurde kurz schwächer und prasselte dann lichterloh, eine lebendige Wand aus blauen Flammen, die über verfluchte Werkzeuge krabbelte und die schwarze Seide versengte. Das geschwungene Messer, die gebogene Kralle, die keinem Tier gehört hatte, das unter dieser Sonne wandelte, der Becher mit seinem widerlichen klumpigen Inhalt, all die anderen Dinge, die keinen Zweck erfüllten, außer zu verletzen und Schaden anzurichten. – Sie alle krümmten sich wie brennendes Papier, während das Bannfeuer immer mehr an Macht gewann.
    Meine Beine, die so schwach waren wie labbrige Nudeln, gaben nach, und ich geriet ins Torkeln, stieß mir die Schulter an der zerstörten Tür und brach beinahe wie ein Häufchen Elend im Staub unter meinen Füßen zusammen.
    Jill. Du bist nicht in Bestform.
    Ich stieß einen scharfen Laut aus. Mein Zustand war immer noch besser als der dieser … Kreaturen … im Ostflügel. Wenn Jäger zur Beichte und zum Abendmahl zugelassen wären, dann hätte ein Priester meinetwegen bestimmt sofort weiße Haare bekommen, wenn ich diesen Horror mit ihm geteilt hätte.
    Alles schien umso schlimmer, weil diese Dinger einmal Menschen gewesen waren. Sogar schlimmer als Scurf, weil …
    Doch mein Geist scheute entsetzt vor dem Gedanken zurück. In meinem Leben als Jägerin gibt es nur zwei oder drei Dinge, die diesen Effekt haben: Erinnerungen, die so schrecklich sind, dass das Hirn sich weigert, sie zu speichern, und das menschliche Fassungsvermögen das Verstehen ablehnt.
    Super, du kannst dich nicht erinnern, also ist es vorbei! Was bedeutet, dass du jetzt verflucht noch mal wieder aufstehen und deinen Job zu Ende führen kannst! Monty. Theron. Carp. Sie alle sind in Gefahr, und nur du kannst etwas ausrichten. Also vergiss das verdammte Gejammer und lass dir was einfallen, um so schnell wie möglich in deine Stadt zu kommen!
    Als ich mich wieder gefasst hatte, kniete ich mit hängendem Kopf im Staub, das Haar baumelte mir in dunklen, silberbeladenen Strähnen ins Gesicht. Meine Amulette versprühten blaue Funken, und das Zischen von Bannfeuer übertönte das Prasseln anderer Flammen. Falls es eine Auszeichnung dafür gegeben hätte, Dinge in Schutt und Asche zu legen, hätte ich sie hiermit gewonnen!
    Der gesamte Landeplatz sah aus wie der Flughafen auf einem Foto von einem Luftangriff, das ich einmal in einer alten Zeitschrift gesehen hatte. Jeder Hangar war umgeben von einer brüllenden Feuersbrunst, und auch die neuen Gebäude brannten heiter, standen in überwiegend orangegelben Flammen.
    Ich rappelte mich hoch und atmete ein paarmal tief und rasselnd ein. Der

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