Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutige Vergeltung

Blutige Vergeltung

Titel: Blutige Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
Vom Netzwerk:
Beine zu kommen. „Himmel, Herrgott. Carper.“
    „Die Beerdigung ist diesen Samstag. Ich hab mir alles aufgeschrieben, falls es dich interessiert.“ Er ließ die Schultern hängen, genau wie ich. Zwischen uns, im sicheren Sonnenlicht, kehrte Stille ein.
    Er wusste, wie es sich anfühlte, jemanden aus den eigenen Reihen zu verlieren. Nur ein Jäger kann das verstehen. Unsere Aufgabe ist es, zu beschützen, und wenn wir versagen, sind nicht immer wir selbst diejenigen, die den Preis dafür bezahlen. Andere, weniger gut ausgebildet, weniger gut ausgerüstet, um dem Druck standzuhalten, bezahlen an unserer Stelle.
    Und, bei Gott, es tut weh.
    Es gab nichts, was Leon dazu sagen konnte.
    Also schwieg er.
    Ich legte mir die kühle Bierflasche an die Stirn. Als ich sie wieder wegnahm, war das dicke braune Glas ganz fleckig von Schmutz und trockenem Blut. In meiner Kehle bildete sich ein blutiger Kloß, hinter dem die Kohlensäure des Biers eingesperrt war. Meine Augen waren heiß und trocken.
    „Er war ein guter Polizist“, flüsterte ich schließlich.
    Leon stand langsam auf. Die Sonne zauberte Strähnen in sein Haar und ließ die Kupfertalismane glänzen. Die Amulette um seinen Hals klimperten aneinander, als er das Gewicht verlagerte, und Rositas stahlblauer Lauf schimmerte unter dem frisch aufgetragenen Waffenöl. „Ich muss zusehen, dass ich heimkomme. Es gibt da noch verschiedene Dinge zu klären. Kommst du klar?“
    Nein. Wahrscheinlich. Hab ich denn eine Wahl? Wieder einmal bemühte ich mich nach Kräften, mich zu konzentrieren. Jetzt, wo ich etwas ausgeruht war, fiel es mir schon leichter. „Ich weiß nicht, ob die Sache wirklich schon abgeschlossen ist. Harvill war womöglich nicht der einzige Großkotz, der daran beteiligt war. Ich werde also weitergraben.“ Andrew. Du hättest dich da raushalten sollen. Warum konntest du nicht warten?
    Leon balancierte auf seinen Fußballen. „Verflucht gute Arbeit, Darling.“ Er warf der Tür einen nervösen Blick zu. Galina war noch immer unten und summte. „Dachte schon, du wärst übern Jordan gehüpft.“
    „Hätte leicht passieren können.“ Die ganze Zeit über waren mir diese arrogante Höllenbrut und zwei selten dämliche Trader zwei Schritte voraus, und Carp hat dafür die Quittung bekommen. Ich sollte meine Marke abgeben. Wenn ich eine hätte. „Leon?“
    Er grunzte, typisch Mann, und nahm einen weiteren Schluck von seinem als Bier getarnten Spülwasser.
    Und ich musste auf das unpassendste Wort zurückgreifen, das unsere Sprache zu bieten hatte – ein viel zu nichtssagendes Wort, um meinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen: „Danke.“
    „Ach, Scheiße, Mädchen. Wir tun doch alle nur unser Bestes.“ Sein Schulterzucken war ein wahres Kunststück an Gleichgültigkeit. „Immer schön cool bleiben.“ Es tut mir leid, sagten seine Augen.
    „Du auch, Leon. Und schick deinen Truck mal zur Inspektion, hörst du?“ Mir auch, dachte ich. Mir tut es auch leid. Diesmal kann ich es wirklich nicht als Sieg verbuchen. Nicht mal als Unentschieden.
    „Alles klar. Wie immer am Nörgeln.“ Er wedelte mit seiner Bierdose, ließ den Inhalt schwappen und stampfte auf die Tür zu. Auf halber Strecke blieb er noch einmal stehen.
    Ich wartete, aber er sagte nichts weiter. Streckte nur die Schultern und stolzierte ohne einen Blick zurück davon. Ein klassischer Leon!
    Andererseits stehen die wenigsten Jäger auf Abschieds-Trara. Man weiß nie, wann es das letzte Mal sein könnte. Deshalb war es besser, einfach davonzugehen, um das Gespräch das nächste Mal fortzuführen.
    Es ist ein alter Aberglaube, aber man klammert sich an alles.
    Nun schälte ich mich endgültig aus der Decke. Jemand hatte mir die Stiefel ausgezogen, und jetzt standen sie in einer miefenden Pfütze neben dem Bett. In Socken trottete ich durch das Zimmer, musste aber immer wieder schlagartig stehen bleiben, weil sich in meinem Kopf wieder alles zu drehen anfing oder meine Knie weich wurden.
    Vom Schlafzimmerfenster aus konnte man die Straße einsehen. Galina hörte auf zu summen, und dafür hörte ich nun wieder leise Stimmen. Leons Frage, ihre leise Antwort. Dann seine Schritte, die schneller wurden. Kurz darauf klingelte die Glocke über Galinas Ladentür, und Leon ging über die Straße auf seinen Truck zu.
    Meine Brust tat überall weh, doch der Schmerz war nicht körperlich. Das Kupfer in Leons Haaren flammte auf. Dann stieg er ins Auto und startete den Motor.
    Ich hob die Hand, um zu winken,

Weitere Kostenlose Bücher