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Blutige Vergeltung

Blutige Vergeltung

Titel: Blutige Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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schoss noch zweimal. Stand da und starrte auf sein Opfer. Ich hörte ein leises Geräusch wie ein lautes Ausatmen. Wie von jemandem, der sich ins Bett fallen lässt. Der Gestank nach Korruption nahm zu, legte sich auf die Szenerie, während die Seele den Körper bereits verließ und den Kampf um ihren Sitz im Fleisch aufgab.
    Muss ich ihn jetzt auch noch töten?
    „Das war für meinen Bruder, du Stück Scheiße!“ Bei der letzten Silbe versagte Gilbertos junge Stimme. Und ich ließ mich tiefer in den Sitz hinunterrutschen. Also hatte Gil seinen eigenen kleinen Kreuzzug verfolgt, und auf eigene Faust herausgefunden, wer den Killer auf seinen Bruder angesetzt hatte.
    Alles ergab plötzlich Sinn: Harvill war es gewesen, der jeden Cop, dem er traute, auf mich angesetzt hatte. Außerdem hatte er seinen Einfluss benutzt, um mir eine ganze Gang auf den Hals zu hetzen. Leider würde ich ihn nicht mehr befragen können, um herauszufinden, wer genau auf mich geschossen hatte.
    Das Lehen ist kein Wunschkonzert, Jillimaus. Sei zufrieden mit dem, was du hast.
    Der 51 ging zu seinem Wagen zurück. An der Fahrertür blieb er stehen und musterte den Dodge. Ich legte die Hand auf einen Pistolengriff, ließ die Finger darübergleiten und war froh, im tiefen Schatten versteckt zu sein.
    Ich wollte dieses Kind nicht umbringen, egal wie gruselig der matte, gleichgültige Glanz in seinen Augen war.
    „He, hruja“, flüsterte der junge Mann. „Ich bin immer noch am Ball.“
    Das sehe ich, Gilberte). Ich hatte mich in eine Salzsäule verwandelt und die Stille wie einen Mantel um mich geschlungen. Konnte er die Veränderung in der Nacht spüren, die Leere, wo eben noch jemand gelauscht hatte?
    Wie viel wusste er von der Schattenwelt?
    Und wer genau war dieses Kind überhaupt?
    Er ließ sich in den Honda plumpsen. Der Kettensägenmotor erwachte erneut zum Leben. Er bog rückwärts in Harvills leicht abfallende Einfahrt ein, fuhr wieder heraus und die Straße hinunter. Irgendwo im tiefen Meer der Nacht bellte ein Hund.
    Bevor er um die Kurve verschwand, sah ich ein kurzes orangefarbenes Glimmen. Gilberto hatte sich eine Zigarette angezündet.
    Himmel! Ein Schaudern bahnte sich seinen Weg durch meinen gesamten Körper. Auch ich startete den Dodge und beobachtete die Straße. Nichts hatte sich verändert, abgesehen von dem Hund in der Ferne. Jeder hier schlief den Schlaf der Reichen und Sorglosen.
    Die Nachbarn von Jacinta Kutchner hatten auch nichts bemerkt.
    Ich schaltete auf Fahren und machte mich auf den Weg. Bog nach rechts in die Fairview ab. In der Stadt blieb alles ruhig. Wieder wurde mir schwarz vor den Augen, und mein Körper erinnerte mich daran, dass ich ihn in den letzten achtundvierzig Stunden einer Menge Scheiße ausgesetzt hatte.
    Ich schaffte es zwar bis zu Galina, parkte aber völlig schräg direkt vor ihrem Laden, als wäre ich betrunken. Ich konnte einfach nicht mehr klar genug sehen, um mehr zustande zu bringen, als das Auto bis zum Randstein rollen zu lassen. Ich sank auf die gepolsterte Mittelkonsole, und schließlich umfing mich die Dunkelheit. Eine Weile noch kämpfte ich dagegen an – gab es nicht noch etwas, das ich tun musste? Es gab immer noch etwas zu tun, und da war etwas, das ich vergessen hatte.
    Ich träumte von gelbem Höllenfeuer, das vor sich hin kicherte und dröhnte. Ich träumte von kriechenden Krabbelviechern, die sich durch Risse in der Wand zwängten. Sie leckten die Fäulnis und die Verdorbenheit auf, die aus den Leichen sickerten, die man in einem zehn Quadratmeter großen Kellerraum aufgestapelt hatte. Rinnsale von Verwesung rannen aus den Wänden. Ich träumte sogar von der Zeit, bevor ich zur Jägerin wurde, als ich zusammengerollt in einem kleinen Raum kauerte, während sich draußen die Erwachsenen stritten und jemand leise ins nasse Fell eines Teddybären weinte.
    Ein Viertel des Weges kämpfte ich mich zurück ins Bewusstsein, während jemand mich hochhob und trug, dessen Hitze und tiefes grollendes Schnurren mich an Saul erinnerte. Doch wieder meuterte mein Körper und zog mich hinab in die erfrischende Finsternis, in der es keine Träume gab.

31
     
     
    Sonnenlicht fiel durchs Fenster. Ich lag da und starrte es eine lange Zeit an, bevor ich mich rührte und leicht zusammenfuhr, als Kopf und Muskeln einstimmig protestierten. Selbst die Kraft einer Höllenbrut hat ihren Preis, und ich hatte genug Sphärenenergie durch meinen Körper rauschen lassen, um einen höllisch bösen Kater

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