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Blutige Vergeltung

Blutige Vergeltung

Titel: Blutige Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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heraufzubeschwören.
    Kapiert, Jill? Höllisch böser Kater? Har, har. Ich ächzte, bewegte mich ein bisschen und schob die Decke langsam zur Seite. Man hatte mich in Galinas Bett gesteckt, diese riesige Monstrosität im spanischen Kolonialstil, über die sie ein weißes Netz gehängt hatte, um daraus eine Art Schlafwolke zu machen.
    Ich hörte Schritte. Stimmen. Niemand schrie, und eine der Sprechenden war Galina, die so ruhig wie immer klang. Also ging es ihr gut.
    Gut.
    Eine Weile blieb ich noch im Bett liegen und betrachtete das einfallende Sonnenlicht. Mein Mantel, noch immer ruiniert und noch immer eingehüllt in ein rauchiges Aroma, hing über einem Holzstuhl mit hoher Lehne. Es war kühl hier drin, wofür die rauschende Klimaanlage über einen Schlitz nahe der Tür sorgte. Die hellen Holzdielen glänzten unter mehreren Schichten aus sorgfältig aufgetragenem Bohnerwachs.
    Inzwischen waren meine Finger wieder auf ihre normale Größe geschrumpft. Noch immer klebten verkrustetes Blut und der Gestank nach Rauch an mir, und mir tat der Kopfweh, so weh – fühlte sich so groß an wie ein Kürbis auf dem Stängel, meinem Hals. Auch die Quetschungen von Shens schmalen, feingliedrigen Händen, die sich in meinen Rachen gebohrt hatten, spürte ich noch.
    Wie lange bin ich ohne Bewusstsein gewesen? Haben wir schon Neumond? Ich habe diese Beschwörungsstätte vernichtet, aber vielleicht gibt es ja eine zweite. Irene glaubte zwar nicht daran, aber das konnte genauso gut gelogen sein.
    Sinnvolle, zusammenhängende Gedanken waren nicht länger möglich, mir fehlte einfach die Kraft dafür.
    Ich blinzelte. Meine Wangen fühlten sich heiß und spröde an. Ruß bedeckte mein Gesicht, und Dreck klebte mir unter den Nägeln.
    Es passiert so gut wie nie, dass ich einschlafe, ohne mir wenigstens das Gesicht zu waschen. Auch wenn ich von Kopf bis Fuß mit Glibber bedeckt bin, schrubbe ich mir gerne mein leuchtendes kleines Sonnengesichtchen, wie es Schwester Maria Ignatius im Kindergarten immer nannte.
    Noch einmal versuchte ich, mich zu bewegen. Rollte mich auf den Bauch.
    Hoch mit dir, Jill. Setz dich in Bewegung! Dein Job ist noch nicht getan.
    Schritte auf der Treppe. Ich lauschte: Das war Galinas leiser, unverkennbarer Tritt, und außerdem der von jemand anderem. Wahrscheinlich Leon – die Art, wie er sich bei jedem Schritt leicht vom Boden abfederte, war mir vertraut. Ich stemmte mich mit beiden Händen hoch, ignorierte das Zittern in meinen Armen und stellte fest, dass ich ein T-Shirt trug, das nur mehr aus blutgetränkten, durchlöcherten Lumpen bestand. Und meine Lederhose stank nach Höllenbrut.
    Ausgerechnet so lag ich in Galinas hübschem, sauberem Bett. Warum hatte sie mich nicht einfach im Gästezimmer untergebracht? Ob Carp noch immer dort lag?
    Ruh dich aus, Carper. Es ist alles unter Kontrolle. Naja, zum größten Teil. Ich hoffte, dass er schlief. Hoffentlich würde er durchkommen.
    „Du bist wach.“ Das süße Gesicht der Bewahrerin war ernst. „Ich muss gleich Theron Bescheid sagen. Er hat gedroht, dir den Hals umzudrehen, sobald du wieder aufwachst.“
    Ich räusperte mich. Hinter Galina kam Leon zum Vorschein, völlig ausdruckslos, mit einer Bierdose in der einen und einer Flasche in der anderen Hand. Das Kupfer in seinem Haar schimmerte, und Rosita hatte er sich auf den Rücken geschnallt.
    „Wie reizend.“ Meine Stimme war ein heiserer Abklatsch ihrer selbst. Ich musste husten, und Leon schob sich an Galina vorbei und bot mir die Flasche mit dem gut gekühlten Hopfentrunk einer Kleinbrauerei an. Warum er diese Dosenkacke trank, wenn er so viel Besseres haben konnte, war mir unbegreiflich. „Wie lange war ich denn weg?“
    „Keine Sorge.“ Mein Jägerkumpan ließ sich mit einem Seufzen am Bettende nieder, vorsichtig, als täte auch ihm jeder Knochen im Leib weh. „Wir haben die Hauptbeschwörungsstätte in diesem miesen Nachtschuppen gefunden. Ich hab mich darum gekümmert.“
    Erleichtert ließ ich mich wieder zurückfallen. Also war der Flugplatz Shens Notlösung gewesen. Damit hätten wir schon eine Sorge weniger.
    „Jill …“, setzte Galina an, aber Leon unterbrach sie.
    „Warum besorgst du ihr nicht ’nen Happen zu essen, Darling? Ich pass solange auf sie auf. Und ruf doch auch gleich Theron an, damit er aufhören kann, sich Sorgen zu machen.“
    Leons dunkle Augen waren starr geradeaus gerichtet und sein Mund war eine schmale Linie.
    Oh Scheiße! Was gibt es jetzt wieder für Probleme?

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