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Blutige Vergeltung

Blutige Vergeltung

Titel: Blutige Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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aufgebrochen – wahrscheinlich die Arbeit der Werwesen. Wenn irgendjemand diese Sauerei hier überlebt haben sollte, würden die Wers ihn oder sie auf Scurf untersuchen und sie dann nach Möglichkeit wieder nach Hause schaffen.
    Nicht, dass es noch einen großen Unterschied machen würde. Die Menschen, die man in diese Käfige gesperrt hatte, hatten so oder so bis zum Ende ihres Lebens mit Albträumen und dem Schuld-Syndrom der Überlebenden zu kämpfen – und wären vermutlich innerhalb eines Monats wieder zurück, um hier, auf der anderen Seite der Grenze, mies bezahlte Sklavenarbeit zu verrichten, weil sie ihre Familie zu ernähren hatten.
    Himmel.
    „Ich habe in meinem Leben schon eine Menge verflucht dumme Sachen zu hören bekommen, aber das schlägt dem Fass den Boden aus. Welcher hirnverbrannte Idiot würde Scurf in ein nicht infiziertes Gebiet einschmuggeln? Nicht mal Dämonen sind so dämlich.“ Leon berührte eins der aufgebrochenen Vorhängeschlösser und sah zu, wie der ganze Käfig zitterte.
    Ich schloss die Kühlschranktür. Das Klicken klang laut in der Stille. Etwas passt noch immer nicht ins Bild. Etwas …
    Ich wollte gerade etwas sagen, da traf mein Blick auf den von Leon, und wir beide erstarrten. Unnötig, zu fragen, ob er es auch gehört hatte.
    Schleichende, sachte Tritte, die definitiv nicht menschlich waren, näherten sich. Instinkt verriet uns auch, von wo – direkt hinter der Ecke des großen L. Jemand war durch den Haupteingang hereingekommen und bahnte sich nun leise einen Weg durch den Schotter.
    Sachte löste ich eine der Pistolen aus dem Holster, hüllte mich in Stille wie in einen Schleier und ging meine Möglichkeiten durch, als neue Schlurflaute an mein Ohr drangen. Unser unbekannter Gast war nicht alleine gekommen.

22
     
     
    „In Deckung!“, schrie ich, und Leon ging in die Knie, kurz bevor ich das Feuer eröffnete und mit Silberkugeln die Hülle der dritten Höllenbrut durchbrach. Zwei waren außer Gefecht, sechs galt es noch zu erledigen, und die Lage stand nicht zu unseren Gunsten, als ich die Peitsche knallen ließ.
    Leon rollte sich ab, und ich sah bereits, dass er zu langsam war – zu langsam für die Höllenbrut, die ihn angriff. Das Biest knurrte wütend, als ich das Leder niedersausen ließ und dünnes schwarzes Dämonenblut in hohem Bogen durch die Luft spritzte. Während ich erneut zum Schlag ausholte, schepperten Drahtzaunteile unter meinen Stiefeln – nicht gerade der beste Stand. Trotzdem landete ich einen Glückstreffer und verschaffte Leon einen Vorsprung, während ich zum Hechtsprung ansetzte und mich darauf konzentrierte, unsere Gegner von ihm abzulenken.
    Das war ein Fehler. Noch im Sprung wurde mir das klar. Ich wirbelte um die eigene Achse, um ein möglichst kleines Ziel abzugeben, dann krachten meine Stiefel mit voller Wucht in das bereits lädierte Gesicht der Höllenbrut unter mir. Mein Schwung übertrug sich auf den Dämon, ich hielt inne und kam sicher auf dem Boden auf. Die brünette Höllenbrut wurde rückwärtsgeschleudert und prallte in zwei ihrer Kumpanen. Es klang, als würden massige Rinderhälften aneinanderklatschen, und zwar mit genug Kraft, um Knochen aus Stahl zu zerbrechen.
    Ich fand mein Gleichgewicht wieder und hörte, wie Leon sich hinter mir aufrappelte. Dann zog ich die Lippen hoch und fletschte die Zähne. Das stille Knurren ließ das gesamte Gebäude erschaudern, brachte die Neonröhren zum Schwanken und die hartkantigen Schatten zum Tanzen.
    Nein. Das lag nicht an meinem Knurren. Sondern an dem von jemand anderem. Es war ein Unterschall-Dröhnen, das sich anhörte, als würden Erdplatten aneinanderwetzen.
    „Halt!“ Der Befehl erfüllte die Luft mit Dunkelheit wie mit ausgeschüttetem Wein, und die Dämonen hielten allesamt inne, krümmten sich unterwürfig unter dieser Woge aus Höllenmacht. „Keine Bewegung, Racheengel. Wir sind nicht deine Feinde.“
    Wenn das keine große, fette Lüge ist! Aber ich rührte mich nicht. Ich kannte diese Stimme.
    „Scheiße“, flüsterte Leon, und ich stimmte ihm von ganzem Herzen zu.
    Meine Peitsche rollte sich zusammen, und mit einem Handgriffhatte ich sie sicher verstaut. Mit beiden Kanonen zielte ich jetzt auf die Ecke, als er in mein Blickfeld trat und das Licht auf sein hellgelbes Haar fiel. Er hatte nicht mehr die coole superkurze Frisur vom letzten Mal, als ich ihm begegnet war. Nein, heute trug er sein Haar etwas länger, allerdings war der Schnitt ebenso teuer, und auch

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