Blutige Vergeltung
diesmal ließ er sein betont langweiliges Gesicht nicht interessanter erscheinen.
Die meisten Verdammten sind schön. Der Besitzer des Monde Nuit dagegen sieht nur durchschnittlich aus. Und genau das lässt einem den Mund so schnell austrocknen, wie ein einsamer Tautropfen in der Wüste verdampft.
Vor allem, wenn seine Augen von diesen indigoblauen Schlieren verzehrt werden, die die Augäpfel trüben, in denen das durchdringende Blau der Iris wie eine Gasflamme brennt. Augen sollten nicht so aussehen.
Er hielt beide Hände hoch – die klassische Geste, die ausdrücken sollte: Hey, Mann, ich bin doch völlig harmlos, und die mich keine Sekunde lang täuschen konnte. Sein Anzug war makellos, diesmal aus grauer Wolle statt des üblichen weißen Leinens, aber wie immer tadellos gebügelt und in Form. Seine Schultern waren etwas breiter, als ich sie in Erinnerung hatte, und an seinem Hals glitzerte etwas Neues – eine Metallkette mit einem kleinen Edelstein, der in einer filigranen Eiseneinfassung steckte und im unruhigen Licht erstrahlte. Es war ein roter Diamant, und ich hätte schwören können, dass in seinen blutglänzenden Tiefen ein Fleck wie ein schreiendes Gesicht zu sehen war.
Ich schluckte, justierte meine Waffen – eine Knarre zielte noch immer auf ihn, die andere auf die Gruppe von Höllenbrut, die er mitgebracht hatte – sowohl auf die angeschossenen als auch auf die, die noch standen.
„Was zum Teufel hast du hier verloren, Perikles?“
Er ließ die Hände eine Winzigkeit sinken, und das Indigoblau wirbelte in seinen Augen herum wie Tinte in Wasser. „Aber, aber, meine herzallerliebste Kiss – natürlich bin ich hier, um dir zu helfen. Was sollte ich sonst für einen Grund haben?“
„Wir haben die Spuren von Höllenbrut im Büro gefunden, und das ausgerechnet in einem Fall, der genau dein Stil ist. Nenn mir einen guten Grund, warum ich dich nicht sofort, an Ort und Stelle, umnieten sollte. Hast du beim letzten Mal gar nichts dazugelernt?“ Beruhige dich, Jill. Du klingst wie eine Marktschreierin statt eine Jägerin. Komm wieder runter.
Er rührte sich nicht, aber seine ganze kaltblütige Aufmerksamkeit galt mir. „Oh, ich habe dazugelernt, Liebes. Das damals war allerdings eine äußerst bedauerliche Aneinanderreihung von unglücklichen Umständen, aber das liegt nun schon so lange zurück. Ich finde, im Moment haben wir andere Probleme, meinst du nicht?“ Mit einer bedeutungsschwangeren, wenn auch knappen Geste deutete er auf das Tohuwabohu um uns herum, und die indigoblaue Verfärbung verschwand aus seinen Augen, zog sich zurück wie die Flut von einem mit Trümmern übersäten Strand. „Ein äußerst ungepflegter Haushalt.“
„Du hast genau zehn Sekunden, um mir zu sagen, was du hier zu suchen hast, Perry. Und sogar noch weniger, um mich davon zu überzeugen, dass du nichts mit all dem hier zu schaffen hast.“ Ich entsicherte geräuschvoll meine Pistolen – ein eindrucksvoller kleiner Bluff. Leons Atmung beruhigte sich, und ich wusste, auch ohne hinzusehen, dass er die übrigen Dämonen in Schach hielt. Der eine, auf den ich geschossen hatte, lag jammernd auf dem Boden, und Perry schenkte ihm nicht die geringste Aufmerksamkeit.
„Dieses Gebäude gehört mir, und es ist mein Grund und Boden. Warum sollte ich solchen Abschaum hierher einladen?“ Angeekelt verzog er das gelangweilte Gesicht. „Sie machen auf den Teppich und verpesten die Luft. Und trau mir doch bitte wenigstens ein bisschen mehr Geschäftssinn zu. Ich habe keinerlei Profit davon, diesen Unrat meinen Besitz infizieren zu lassen – was ich dir mitgeteilt hätte, wenn du dir die Mühe gemacht hättest, mich zu fragen.“
Lass es gut sein, Jill. Er versucht nur wieder, dich auf falsche Gedanken zu bringen. Die Narbe schmatzte vor Vergnügen, und mein Puls fing an zu hämmern, als eine Hitzewelle meinen Arm hinaufschoss. Das tat Perry besonders gern – meinen inneren Thermostat zu manipulieren, wenn er mit mir in einem Raum war.
Ein neuerlicher kräftezehrender Versuch, die Kontrolle nicht zu verlieren und mir die Prioritäten klarzumachen, ließ mir vor Anstrengung den Schweiß auf den Rücken treten. Aber meine Pistolen blieben trotzdem stur auf ihr Ziel gerichtet. „Du bist genauso eine Plage wie die Scurf, Höllenbrut. Und jetzt spucks endlich aus.“
Er öffnete den Mund – vermutlich, um sich über mich lustig zu machen – und fing ganz offensichtlich an, die Möglichkeiten auszuloten. Verschiedene
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