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Blutige Vergeltung

Blutige Vergeltung

Titel: Blutige Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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würden.
    „Scheiße“, entfuhr es mir, dann sah ich mich um. Der abartige Bonbongestank von Scurf überdeckte beinahe den Verwesungsgeruch von Höllenbrut. Aber nachdem ich es erst einmal wahrgenommen hatte, wurde das Aroma der Hölle immer übermächtiger.
    Und ich war nicht hier gewesen, um meine Werwesen zu beschützen, verflucht noch mal!
    Der Boden war übersät mit schleimbekleckerten Papierfetzen. Unter einer gekühlten Wandvitrine in einer Ecke stand ein Schreibtisch aus Metall. Ich warf einen Blick darauf und öffnete mit spitzen Fingern die pudrige Tür. Auf mehreren Regalen standen ordentlich aufgereiht mehrere Flaschen mit einem dunklen rostfarbenen Inhalt.
    Ich hätte beinahe gekotzt, aber nur beinahe. Das war Blut. Allerdings nicht annähernd genug für die Menge an Scurf, die man hier untergebracht hatte.
    Und dann wäre da natürlich noch die naheliegendste Frage -wer waren die edlen Spender; und haben sie freiwillig gespendet? „Leon? Siehst du da unten irgendwelche Kühlschränke?“
    „Ich schau mal nach. Was ist da oben?“
    „Blutkonserven, aufbewahrt wie Bierflaschen. Und ein Schreibtisch. Außerdem war mindestens eine Höllenbrut mit von der Partie.“
    „Scheiiiiße!“ Vielleicht lag es an seiner texanischen Herkunft, jedenfalls konnte er unglaublich viel Abscheu in nur zwei lang gezogene Silben verpacken.
    Die Schreibtischschublade klemmte, aber ein kurzes Rütteln löste das Problem. Es war fast erschreckend, mit welcher Leichtigkeit ich das verstärkte Metall aufriss.
    Ungesunde Hitze jagte durch die Narbe, die gerötet und prall war. Es wurde langsam besorgniserregend einfach, Dinge auseinanderzunehmen. Ich griff mir eine Handvoll Aktenmappen und schlug eine davon auf.
    Nichts außer Lieferscheinen. Ich überflog sie, und ein ungutes Gefühl überkam mich. Langsam setzten sich die Informationen darin im rationalen Teil meines Hirns fest, dann schaltete sich Intuition ein. Ich durchflog noch mehr Papiere, fand Bilder – fünfundzwanzig mal dreißig Zentimeter große Fotos von einem Flugplatz. Das Bild wirbelte in meinem Kopf umher, und mir wurde schlecht.
    Mein Gott. Ich hatte wenigstens zehn Minuten damit verbracht, mich durch Papierkram zu wühlen! Scheißbürokratie. Ohne sie geht gar nichts, aber überall hinterlässt sie kleine klebrige Spuren.
    „Jill?“ Leon machte sich unten zu schaffen. „Du solltest runterkommen und dir das hier mal ansehen.“ Etwas bewegte sich. „Jill?“
    Mein Hals wurde trocken, und meine Hände zitterten. „Herrgott“, flüsterte ich. „Verdammte Scheiße!“
    „Jill, Liebling, komm verflucht noch mal runter!“ Leons Stimme war fest und entschlossen. „Komm schon.“
    „Sofort“, krächzte ich durch meine rostige Kehle. Das Prinzip war deutlich: unregelmäßige Lieferungen aus einer Gegend, die im tiefsten Südwesten liegen musste, aus Richtung Viejarosas; ziemlich regelmäßige Lieferungen aus dem Süden, mit kleinen Anmerkungen zu Unregelmäßigkeiten, die ich mir zu gut ausmalen konnte. Kleinere, häufigere Notizen in einer anderen Spalte zu Lieferungen nach ÄRA, wo auch immer das sein mochte. Allerdings hatte ich ein zunehmend übles Gefühl, dass ich sogar wusste, wo das war.
    Oh Himmel. Bei allen Heiligen! Kein Wunder, dass es in Santa Luz nicht mehr Vermisstenmeldungen gab, die ich verfolgen konnte.
    „Herrgott noch mal, Jill! Was zum Teufel treibst du?“ Leon wirkte erleichtert, als ich den Kopf zum Fenster hinausstreckte. Er schien allerdings weniger erleichtert, als ich mit einem lauten Knall direkt neben ihm landete und die Wucht des Aufpralls mich um ein Haar in die Knie gezwungen hätte. Die geringe Höhe hatte nicht gereicht, mich richtig auf die Landung einstellen zu können!
    „Mir ist gerade eine Idee gekommen. – Warum brüllst du so?“
    Er gab mir einen Wink. „Da lang.“
    Als wir in den hinteren Teil des Ls vordrangen, wurden die Pferche immer stabiler – und noch verwüsteter. Wie viele Scurf waren hier wohl eingesperrt gewesen, hatten an dem Maschendraht gezerrt und an ihrem eisernen Gefängnis gerüttelt?
    Himmel. Ich hatte eine ungefähre Vorstellung, was uns hinter der Ecke erwarten würde.
    Leon hatte sie schon ausgekundschaftet, aber trotzdem gingen wir mit äußerster Vorsicht vor. Hier hinten war das Licht ein bisschen besser, weil weniger Lampen kaputt waren, aber trotzdem herrschte nicht das grelle sterile Weiß, das vor dem Kampf zu sehen gewesen war.
    Auf einer Seite gab es noch mehr Gatter,

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