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Blutiger Sand

Blutiger Sand

Titel: Blutiger Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Kneifl
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Sänger?“
    „Sänger?“
    „Marilyn Manson.“
    „Nein, du Spinner. Charles Manson war der Anführer einer satanistischen, rassistischen Hippie-Sekte in den späten 1960er-Jahren. Er und seine Anhänger haben zeitweise auf dieser entlegenen Ranch im Death Valley gelebt. 1969 haben seine Jünger zwei Nächte lang ein Blutbad in Los Angeles angerichtet. Sie haben die im achten Monat schwangere Schauspielerin Sharon Tate und sechs andere Leute brutal ermordet. Tate war die Ehefrau des Regisseurs Roman Polanski.“
    „Oh scheiße!“
    „Du sagst es. Charles Manson ist lange vor deiner Geburt zum Tode verurteilt worden. Ein Jahr später wurde allerdings die Todesstrafe in Kalifornien vorübergehend abgeschafft und Mansons Urteil revidiert. Also verbüßt er bis heute eine lebenslange Haft in einem kalifornischen Gefängnis. Seit Jahren kursieren Gerüchte, dass die Manson-Familie noch mehr Leute umgebracht hat. Auch hier auf der Farm. 2008, glaube ich, hat das FBI die gesamte Umgebung der Barker Ranch erneut umgraben lassen.“
    Nicht nur der Gedanke an diese Morde, vor allem die heiße Luft treibt mir den Schweiß auf die Stirn. Meine Haare greifen sich an wie Stroh. Die von der Sonne gebleichten Strähnen hängen mir ins Gesicht. Der Kaugummi knirscht zwischen meinen Zähnen. Obwohl Dach und Fenster des Cabrios geschlossen sind, dringt permanent Sand in das Innere des Wagens.
    Meilenweit ist die Straße wie ausgestorben. Ohne zwingenden Grund wagt sich bei dieser unmenschlichen Hitze keiner in die Wüste. Ich verfluche meine Neugier. Was soll mir diese Tankstelle, die vor siebzehn Jahren von einem der Mörder meiner Eltern überfallen wurde, verraten? Im Grunde will ich nur wissen, ob der andere bei diesem Überfall auch dabei war. Detective Hunter hat zwar behauptet, Dick Carson hätte es allein getan, aber ich will das überprüfen. Vielleicht waren sie doch zu zweit und jemand erinnert sich heute noch an den anderen Mann?
    Nach ein paar Meilen erblicke ich ein Schild mit einem Camping-Zeichen.
    Ich biege auf eine kleine Schotterstraße ab. Als Straße kann man diese Sandpiste eigentlich nicht bezeichnen. Die Schlaglöcher werden immer tiefer. Die Räder des Cabrios drehen im Sand durch. Nur nicht stecken bleiben, das fehlt uns jetzt gerade noch.
    Orlandos verdrossener Gesichtsausdruck spricht Bände.
    Der Weg führt leicht bergab. Mir fällt ein, dass ich die ganze Strecke wieder zurückfahren muss. Ich frage mich, ob das mit diesem filigranen Vehikel zu schaffen ist.
    Plötzlich erblicke ich einen großen schwarzen Wagen im Rückspiegel. Ein paar Sekunden später überholt er mich in höllischem Tempo. Er kommt von der Schotterpiste ab, rast am offenen Gelände weiter und verschwindet hinter der nächsten Sanddüne. Wer im Inneren des Wagens saß, war durch die getönten Scheiben nicht zu erkennen.
    Ich steige auf die Bremse. Meine Hände sind schweißnass. Zitternd klammere ich mich ans Lenkrad.
    „Was war denn das?“
    „Ein Hummer“, sagt Orlando. „So einen fährt auch der Arnold Schwarzenegger.“
    In der Ferne glänzt etwas silbern.
    „Autodächer?“
    „Der Campingplatz, endlich! Gott sei Dank!“
    „Oder eine Fata Morgana?“
    Der Self-Service-Campingplatz mitten in der Wüste ist leer. Wir hatten die Schatten spendenden Aludächer mit Autodächern verwechselt.
    Ich zögere. „Denk an dieses Killer-Auto, das uns gerade überholt hat. Das ist ein idealer Platz, um jemanden abzumurksen. Hier kommt sonst sicher jahrelang keiner vorbei.“ Mein Versuch, mit einem kleinen Scherz die Stimmung zu verbessern, geht voll daneben.
    Orlando hat Tränen in den Augen.
    Ich mache auf dem Campingplatz kehrt und fahre zurück Richtung Highway.
    Die Sanddünen erscheinen mir höher als zuvor. Bergauf kommen wir sehr langsam voran. Die Räder des kleinen Mazda greifen nicht im Sand.
    Orlandos Jammerei macht die Sache auch nicht besser. Zweimal bleiben wir stecken. Zum Glück schaffen wir es beide Male, die Räder wieder freizukriegen. Unter dem Sand ist der Boden steinig.
    Der Zeiger der Benzinuhr steht wieder auf Reserve.
    „Scheiße!“
    Holpernd und ächzend gibt der Mazda den Geist auf. Wir rumpeln an den Straßenrand, dann bleibt die Karre ruckartig stehen.
    „Wir haben doch gerade erst getankt“, sagt Orlando empört.
    „Du wirst es nicht glauben, daran erinnere sogar ich mich.“
    Ich kann momentan auf seine Bemerkungen verzichten. Seit fast sieben Stunden sind wir jetzt unterwegs, weil ich Idiotin

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