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Blutiger Sand

Blutiger Sand

Titel: Blutiger Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Kneifl
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unbedingt den Schauplatz eines Raubüberfalls aufsuchen will. Ich bin wirklich nicht mehr ganz dicht.
    „Irgendetwas stimmt mit diesem Wagen nicht. Ich habe vollgetankt. Entweder frisst das Cabrio doppelt so viel Benzin wie ein normales Auto oder der Tank hat ein Leck.“
    „Da leuchtet etwas.“ Orlando deutet auf das Armaturenbrett.
    „Verfluchter Mist. Das ist die Öllampe. Weißt du, was das bedeutet? Kolbenreiber nennt man so was.“
    „Aus. Finito. Ende der Reise!“
    „Deine Kommentare sind wie immer sehr hilfreich.“
    Gerädert klettern wir aus dem Auto. Orlando dehnt und streckt sich, soweit sein enger Rock das erlaubt.
    „Wenn du deine gymnastischen Übungen beendet hast, könntest du mir eine Flasche Wasser geben.“
    „Wir haben kein Wasser mehr.“
    „Hinten müsste noch eine Flasche sein.“
    Orlando kramt in dem ganzen Zeug, das auf den Rücksitzen und hinten im Wagen am Boden liegt, und wird fündig.
    „Pfui Teufel!“ Er spuckt das Wasser gleich wieder aus. „Schmeckt wie Pipi …“
    „Lauwarmes Wasser ist gut für die Verdauung.“
    „Apropos Verdauung. Ich müsste mal.“
    „Lass dich nicht aufhalten.“ Ich deute auf die Wüste.
    „Da ist weit und breit kein Baum, nicht einmal ein Busch. Man würde mich meilenweit sehen.“
    „Seit wann bist du so g’schamig? Dein Hintern ist doch recht ansehnlich.“
    „Danke, Kafka.“
    „Gern geschehen.“
    „Wo haben wir das Sonnenöl?“
    „Das hast du eingepackt.“
    „Ich hol mir garantiert einen Sonnenbrand …“
    „Hör auf zu jeiern, Orlando. Überleg dir lieber, was wir jetzt machen.“
    „Ich hab dir ja gleich gesagt, wir hätten die Corvette nehmen sollen. Mich wundert es, dass wir es mit diesem Pseudo-Cabrio überhaupt so weit geschafft haben. Du und deine ewige Herumgeizerei …“
    „Halt den Mund! Lass mich nachdenken.“
    Orlando setzt sich wieder in den Wagen und versucht, die Klimaanlage in Gang zu kriegen.
    „Die funktioniert nur bei laufendem Motor, du Idiot.“
    „Ich komme mir vor wie in einem Backrohr.“
    Ich öffne die Motorhaube. Fast hätte ich mir die Hände verbrannt. Auf dem heißen Blech könnte man sich ein Spiegelei braten.
    Ich habe keine Ahnung von Motoren, mache einfach das, was wahrscheinlich alle Autofahrer in solch einem Fall tun: Ich fluche mehrmals lautstark.

7.
Death Valley, Kalifornien, April 2012
    Orlando hat sich mittlerweile in den spärlichen Schatten, den der Mazda auf die Straße wirft, geflüchtet.
    Einige LKWs fahren vorbei, hupen lautstark, halten aber nicht an.
    Ich setze mich zu Orlando auf den warmen Asphalt und umarme ihn. Mein hübscher junger Freund sieht ziemlich mitgenommen aus. Seine rotblonde Perücke sitzt leicht schief und auf seinen Wangen kleben die Reste seiner schwarzen Wimperntusche.
    Ich höre den Wagen, lange bevor er in Sicht kommt, stelle mich mitten auf die Straße und winke wie verrückt. Er nähert sich aus der Richtung, aus der auch wir gekommen sind.
    Ausnahmsweise ist uns das Glück hold. Der Fahrer des Ford-Kastenwagens verlangsamt sein Tempo und hält ein paar Meter vor uns an.
    „Hi, Probleme?“
    Der Mann, der seinen Kopf aus dem Fenster des Wagens streckt und uns angrinst, sieht nicht gerade Vertrauen erweckend aus. Oben fehlen ihm zwei Zähne und der Rest seines Gebisses ist gelbbraun verfärbt. Graue Bartstoppeln bedecken seine Wangen und sein Kinn.
    „Ja, unsere Ölpumpe ist hin oder was auch immer.“
    Der Mann steigt aus. Er erinnert mich an einen Desperado in einem alten Western. Seine Kleider sind staubig. Sein graues, kinnlanges Haar hält er mit einem schmutzigen roten Stirnband in Schach. Er sieht aus wie ein Indianer, aber ich bin mir nicht sicher, ob er wirklich indianischer Abstammung ist. Indianer haben, soviel ich weiß, kaum Körperbehaarung. Und auf seiner Brust – seinem Jeanshemd fehlen die obersten drei Knöpfe – kräuseln sich kleine graue Büschel. Sein Stoppelbart und seine granitfarbenen Augen verleihen ihm etwas Verwegenes. Er scheint ein harter Hund zu sein. Einer, mit dem man sich besser nicht anlegt. Aber irgendwie ist er mir nicht unsympathisch.
    Orlando, der selbst eifrig ein Fitness-Studio besucht, fällt sofort auf, wie muskulös der Mann ist. „Mein Gott, hat der einen irren Körper!“
    Das breite Kreuz, der starke Nacken und die kräftigen Arme und Beine des Mannes fallen selbst mir auf. Er ist mittelgroß, kaum größer als ich, wirkt jedoch so, da er Cowboystiefel mit mindestens sechs Zentimeter hohen

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