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Blutiger Spessart

Blutiger Spessart

Titel: Blutiger Spessart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenter Huth
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Flügelaltar. Er warf noch einen bewundernden Blick auf die beeindruckenden Gemälde, dann verließ er ebenfalls die Kapelle.

35
    Steffi wunderte sich. Als sie von der Arbeit nach Hause kam, fand sie einen recht entspannten Simon Kerner vor, der laut deklamierend durch die Wohnung lief und seine Rede übte.
    »Hallo, Schatz«, begrüßte sie ihn, »du weißt, du solltest über alles reden, nur nicht über zwanzig Minuten.« Sie lachte.
    Kerner rieb sich die Stirne. »Ich habe den Text jetzt schon dreimal umgeschrieben. Man will ja was Geistreiches von sich geben, ohne die Gäste zu langweilen. Zum Glück muss die Landgerichtspräsidentin die Begrüßung der Gäste übernehmen. Das ist eigentlich der Part, bei dem man in die meisten Fettnäpfe treten kann.«
    »Du wirst das schon machen«, gab sie zurück und wandte sich in Richtung Küche.
    »Du bist ja bei mir. Zur Not kannst du mir dann die Hand halten«, rief er ihr nach.
    Steffi war von ihrer Teilnahme an der Feierstunde nicht gerade begeistert. Vier Reden waren zu ertragen, drei klassische Musikstücke eines Geigentrios und danach noch ein, zwei Stunden Smalltalk mit irgendwelchen Menschen, die sie nicht kannte. Sie war extra beim Friseur gewesen und hatte sich einen dem Anlass angemessenen, dunkelblauen Hosenanzug gekauft. Sie zuckte mit den Schultern, das würde auch vorübergehen.
    Jedenfalls hatte sie ihren Schatz jetzt im Amtsgericht in Gemünden in ihrer Nähe, wo sie ihn bei Bedarf auch mal besuchen oder mit ihm die Mittagspause verbringen konnte. Aus ihrer Sicht war damit das gefährliche Leben als Mafiaermittler vorbei, und sie konnte wieder ruhiger schlafen. Sie ging in die Küche und öffnete den Kühlschrank.
    Il Freddo war sich darüber im Klaren, dass ein zweiter Angriff auf das Anwesen Emolinos, um Trospanini zu beseitigen, wesentlich gefährlicher war als der Schuss auf Emolino. Vermutlich hatte der Consigliere das Grundstück mit zusätzlichen Sicherheitsvorkehrungen versehen lassen. Der Killer plante deshalb, Trospanini bei einer anderen Gelegenheit außerhalb des Hauses zu erledigen. Möglichkeiten hierzu würde es sicher geben. Zunächst wollte er sich aber um Schmitt kümmern, das war die riskantere Aufgabe. Er kannte Schmitts Ruf als unfehlbarer Killer, von dem keiner wusste, wie er tatsächlich aussah. Dieser Job hatte daher auch den besonderen Reiz, den nur eine Auseinandersetzung mit einem gleichwertigen Gegner bieten konnte. Il Freddo war zwar von seinem Können absolut überzeugt, aber er war nicht leichtsinnig. Schmitt war eine gefährliche Beute, die eine interessante Jagd versprach. Trospanini war dagegen nur ein Klacks.
    Da Il Freddo den Schuss aus der Ferne dem Finale aus der Nähe vorzog, legte er sein Scharfschützengewehr in den Kofferraum eines Wagens, den er gemietet hatte, einen unauffälligen Fiat. Privat fuhr er einen Audi in seiner Lieblingsfarbe schwarz, den er aber bei Einsätzen aus naheliegenden Gründen nicht benutzte. Im Schulterholster trug er zusätzlich eine Beretta mit Schalldämpfer, um für alle Fälle gerüstet zu sein. Seine Kleidung war sportlich.
    Da Schmitt nach Il Freddos Informationen Trospaninis Leibwächter war, musste er sich zwangsläufig auch in der Nähe seines Auftraggebers aufhalten. Der sicherste Weg zum Erfolg war daher, Trospanini zu beobachten. Irgendwann würde Schmitt auftauchen. Dann war er bereit.
    Nachdem er Trospanini ein paar Tage überwacht hatte, stellte er fest, dass dieser an bestimmten Abenden regelmäßig feste Adressen im Landkreis Main-Spessart anfuhr. Immer handelte es sich dabei um Bars oder Nachtclubs. Dabei war er stets in Begleitung eines kräftigen, dunkelhäutigen Mannes, der seiner Figur nach ein Boxer oder Ringer sein konnte. Offenbar fungierte der Mann auch als Fahrer. Il Freddo hatte Schmitt noch nie gesehen, war sich aber sicher, dass dieser Begleiter Trospaninis nicht Schmitt war.
    Der selbsternannte Nachfolger Emolinos ging zusammen mit dem Farbigen in das jeweilige Etablissement hinein. Der Fahrer trug dabei einen Aktenkoffer aus Metall. Sie blieben ungefähr zwanzig Minuten. Il Freddo konnte sich gut vorstellen, was Trospanini dort machte: Er trieb vermutlich Schutzgelder ein. Gewöhnlich erledigten das niederrangigere Familienmitglieder. Wahrscheinlich wollte Trospanini den Barbesitzern klarmachen, wer jetzt nach dem Tod Emolinos der Boss war. Sein Begleiter war dafür da, bei Schwierigkeiten die Forderungen mit den nötigen »Argumenten«

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