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Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Titel: Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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mochte ihn nicht sonderlich. Das beruhte auf Gegenseitigkeit. Kurzuk war ein guter Anführer, aber genau da lag auch das Problem. Er ließ keine Gnade walten, bestrafte jeden, der auch nur an Ungehorsam zu denken wagte, und verteilte die Beute großzügig. Rutrok musste warten, bis Kurzuk einen Fehler machte, wenn er dessen Posten einnehmen wollte, und das wollte er mehr als alles andere.
    Seitdem die Orks aus Nelbor vertrieben worden waren und niemand die Führung über sein Volk an sich genommen hatte, lebten sie in dem Ringgebirge, das den roten Sumpf umschloss. Sie hatten sich - von den Hüttenbauern dazu gezwungen - in viele kleine Gruppen zersplittert, die sich von dem ernähren mussten, was das karge Land ihnen bot. Nur selten fanden sie Gelegenheit, einen gemeinsamen Raubzug zu starten. Die meiste Zeit verbrachten sie damit, ihre Rivalitäten untereinander auszufechten.
    Rutrok wartete ab und beobachtete aufmerksam das tanzende Licht auf den Wellen. Es war noch zu früh, sich zu freuen. Das Licht konnte alles Mögliche sein, und selbst wenn es sich um ein Schiff handelte, konnte dieses immer noch rechtzeitig beidrehen. Solange sein Trupp die Küste beobachtete, hatte sich noch kein Segler so nahe an die Nordklippen gewagt. Unberechenbare Winde, Untiefen und Strömungen, die einen direkt auf die Felsen trieben, hielten jedes Schiff fern.
    Rutrok wischte sich den Regen aus dem Gesicht. Mit zusammengekniffenen Augen versuchte er, sein Ziel nicht aus dem Blick zu verlieren. Es dauerte noch eine ganze Weile, bis er sich sicher war, aber das Warten lohnte sich. Das Licht kam stetig näher, und dann zeichneten sich mit einem Mal die Umrisse eines Schiffes in der hellen Gischt der Brandung ab.
    Rutrok verlor keine Zeit. Er musste die hundert Fuß steilen Ufers zwischen sich und den Klippen so schnell wie möglich überwinden. Es war nicht sein erster Abstieg hinunter zum Wasser. Schon oft war er hinabgeklettert, um Treibgut aufzusammeln, aber das war immer bei Tageslicht gewesen.
    Das nächtliche Wagnis musste sich lohnen. Der Fund eines verunglückten Schiffes, vielleicht voll beladen, würde sein Ansehen bei den anderen Orks enorm steigern. Unter Umständen machten sie ihn sogar zum Anführer, wenn er mit ihnen die reiche Beute teilte und zeigen konnte, dass er genauso kaltblütig und brutal war wie Kurzuk.
    Alles hing davon ab, dass er das Schiff rechtzeitig erreichte. Wenn der Rumpf von den Felsen erst einmal aufgerissen war, dauerte es sicher nicht lange, bevor das Meer sich seinen Teil des Plündergutes holte. Dem galt es zuvorzukommen.
    Geschickt sprang Rutrok von einem Felsen zum nächsten. Immer wieder hielt er kurz inne, um nach seiner Beute Ausschau zu halten. Der Ork glaubte, dunkle Gestalten zu erkennen, die panisch versuchten, das Schiff unter Kontrolle zu bekommen. Ab und an trug der Wind einige Wortfetzen vom Deck hoch zu ihm. Besatzung an Bord erhöhte die Chancen auf Ladung. Ein führerloses Schiff, das sich aus einer der Ankerbuchten eines Fischerdorfes losgerissen hatte, versprach wenig Beute. Die Besatzung fürchtete Rutrok nicht, sondern nur einen leeren Laderaum. Ob es sich bei den Seeleuten nun um Menschen, Zwerge oder Elfen handelte, spielte keine Rolle für ihn. Die Brandung sowie die spitzen Felsen würden ihm einen Großteil der Arbeit abnehmen. Selbst für den Fall, dass es Überlebende gab, wären sie sicher so geschwächt, dass es ein Leichtes sein würde, sie zu erledigen. Einige Streiche mit seinem Schwert, und ihre Kehlen lägen offen.
    Verunsichert beobachtete der Ork das Schiff, dessen Grundstruktur er inzwischen ausmachen konnte. Es schien nicht sonderlich groß zu sein. Der einzige Mast war auf halber Höhe abgebrochen und hing, nur noch von der Takelage gehalten, in den Rumpf hinein. Das Deck zog sich nicht über die gesamte Länge des Schiffes hin, sondern legte sich nur über Bug und Heck, die Mittelpartie lag somit offen. So einen Segler hatte Rutrok noch nie zuvor gesehen. Die Schiffe der Nelborianer besaßen wenigstens zwei Segel und einen bauchigen Rumpf mit viel Laderaum. Andererseits schien dieses Gefährt, das vor ihm mit den Brechern kämpfte, nicht so seetüchtig zu sein, als dass es von weit her gekommen sein konnte.
    Der Ork wurde langsam ungeduldig. Immer wieder spülten die Wellen das Schiff zwischen die Klippen und sogen es anschließend gleich wieder heraus. Wie von selbst manövrierte sich der Kahn zwischen den spitzen Felsen des Riffs hindurch. Rutrok malte

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