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Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Titel: Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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sich in Gedanken aus, wie er in den geborstenen Rumpf des Schiffes sprang und nichts weiter als ein paar Schiffbrüchige fand. Das wäre eine herbe Enttäuschung, und er würde seinen Frust an ihnen auslassen. Die Seeleute würden sich wünschen, ertrunken zu sein und niemals die Nordküste Nelbors erreicht zu haben.
    Mit einem dumpfen Klatschen schlug der Segler mit der Bordwand gegen einen Felsen. Das Schiff drohte zu kentern und trieb nun längsseits auf eine Gruppe von Felsen zu. Rutrok hatte zum ersten Mal Gelegenheit, sich das Schiff aus unmittelbarer Nähe zu betrachten. Bug und Heck lagen erhöht und boten genug Platz als Unterstand. Oben aus der Bordwand ragten schwere Haken aus dem Holz, die zur Aufnahme von Rudern dienten. Der Rumpf war durchfurcht von tiefen Schrammen, und an zwei Stellen war das Holz gar zersplittert und ins Innere gedrückt worden, sodass hier breite Risse klafften. Mast und Ruder trieben zertrümmert im Wasser, die Takelage hing in Fetzen herab. Diese Schäden rührten nicht allein von der Kollision mit dem Riff, dessen war sich Rutrok sicher.
    Immer wieder drückten die Wellen das Schiff gegen die Felsen. Wasser schwappte über die Bordwand und füllte den offenen Rumpf, doch der Segler wollte weder bersten noch sinken. Doch dann, als ob das Meer sich des Fremdkörpers entledigen wollte, hob eine Welle das Schiff über die erste Reihe von Felsen hinweg und ließ es eingekeilt auf dem Riff liegen. Das Gewicht des halb mit Wasser gefüllten Rumpfes ließ die spitzen Klippen das Holz durchstoßen.
    Rutrok erinnerte dieses Bild an Zeiten, als die Orks noch von den Meistern geführt worden waren. Damals hatten sie ihre Feinde auch aufgespießt und zum Sterben zurückgelassen, als Mahnmal und zur Warnung. Ebenso tat es das Meer nun mit diesem Schiff.
    Der Ork belauerte das Wrack noch einige Minuten, bevor er sich näher wagte. Nichts regte sich an Bord außer den Resten der Takelage, die von Wind und Wasser umhergetrieben wurden. Kein Laut war mehr von der Besatzung zu hören. Schließlich beschloss Rutrok, es zu wagen. Er passte die nächste Welle ab, um nicht von ihr zwischen die kantigen Felsen gespült zu werden, dann setzte er vorsichtig einen Fuß auf das Riff. Geschickt stützte er sich mit Armen und Beinen ab, ohne ein einziges Mal das Gleichgewicht zu verlieren, sein breites Schwert mit dem geschmiedeten Widerhaken an der Spitze mit einer Hand fest umklammert. Es war die Waffe eines wahren Orkkriegers - die Geierklinge.
    Mit einem zufriedenen Grunzen erreichte Rutrok das Wrack. Die Bordwand ragte steil vor ihm auf. Der Schiffsrumpf war mit Öl getränkt und die Ritzen zwischen der Beplankung mit Pech verschmiert. Ohne Seil und Haken hinaufzuklettern war undenkbar bei dem Sturm. Langsam tastete er sich vom Heck zum Bug vor. Der Segler hatte eine Länge von ungefähr sechzig Fuß und maß an der breitesten Stelle sicher zwanzig Fuß.
    Rutrok klopfte mit dem Griff seines Schwertes den Rumpf ab und blieb bei einer zerborstenen Planke stehen. Wasser lief durch ein armdickes Loch aus dem Schiffsinneren. Er setzte die Picke seines Schwertes wie ein Brecheisen an und versuchte, die Planke weiter aufzuhebeln. Aber die fast vier Daumen dicke Bohle rührte sich keinen Zoll. Außer sich vor Wut, hämmerte Rutrok mit seiner Waffe auf das Holz ein. Immer tiefer schnitt die Klinge in das ölige Holz. Span für Span löste sich aus dem Rumpf, bis der Ork endlich einen Teil der Planke herausreißen konnte. Das restliche Wasser ergoss sich aus dem Inneren. Rutrok hoffte, dass der Spalt breit genug sein würde, um in das Schiff zu gelangen.
    Rutrok horchte - nichts rührte sich im Inneren. Er wechselte seine Waffe in die andere Hand und schob den nun freien Arm tief durch das Loch in den Rumpf des Schiffes. Gierig tastete er nach einem Hinweis auf die Ladung. Ohne zu sehen, was er mit seiner Hand zu fassen bekam, war es schwierig, noch Brauchbares von Trümmern und beschädigtem Gut zu unterscheiden. Doch nach einigen Fehlgriffen berührte seine Hand plötzlich kalten Stahl. Behutsam, um sich nicht zu verletzen, ertastete er den Gegenstand - es handelte sich um eine herrenlose Klinge!
    Die Breite und Länge der Waffe ließ auf kein normales Schwert schließen. Nur die besten Krieger der Menschen führten so eine Waffe. Vor seinem inneren Auge stellte Rutrok sich einen Zweihänder vor, bestimmt für einen König gedacht, geschmiedet von einem Zwergenmeister und mit kostbaren Edelsteinen verziert. In

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