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Blutiges Eis

Blutiges Eis

Titel: Blutiges Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
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schwarze Tasche in der Hand, in den Wald. Er schenkte den verschiedenen Körperteilen kaum Beachtung. »Detective Cardinal«, sagte er. »Mein fachmännisches Urteil lautet, dass dieser nicht identifizierte Mann eines unnatürlichen Todes starb. Darauf weist zum Beispiel die Tatsache hin, dass in der Nähe der Leiche keine Kleider gefunden wurden. Die geringe Menge Blut deutet ebenfalls darauf hin. Angesichts der schweren Verletzungen, die das Tier oder die Tiere ihm zugefügt haben, müssten die Bäume und Blätter hier voller Blut sein. Sind sie aber nicht.«
    »Könnte das nicht einfach nur bedeuten, dass die Bären ihn woanders getötet und die Leiche dann quer durch den Wald geschleppt haben?«
    Barnhouse schüttelte den Kopf. »Der Bär oder mehrere Bären haben ihn gefressen. Sie haben ihn nicht getötet. Man sieht das deutlich an den großen Knochen. Ich bin überzeugt, dass einige der Verletzungen nicht von einem Tier stammen, sondern von einer Axt oder einem anderen scharfen Gegenstand. Die Knochen scheinen abgehackt, nicht herausgerissen zu sein. Ich bin in diesen Dingen kein Experte, und Sie werden zweifellos auf die Dienste des Gerichtsmedizinischen Zentrums in Toronto zurückgreifen.«
    »Was können Sie uns zur Todeszeit sagen?«
    »Großer Gott, Mann. Wie soll ich mir dazu was aus den Rippen schneiden? Wir haben nicht einmal einen Magen, dessen Inhalt wir untersuchen können.«
    »Na schön. Und das mit der Axt? War er da schon tot oder noch nicht?«
    »Schon tot. Die Knochen sind nicht eingeblutet, das heißt, es war schon Herzstillstand eingetreten, bevor er zerstückelt wurde. Und dafür sind wir, nehme ich doch an, alle dankbar.« Barnhouse kritzelte etwas auf einen Formularblock, riss das oberste Blatt ab und reichte es Cardinal. »Mit schönem Gruß an die Gerichtsmedizin. Wenn jetzt bitte jemand die Güte hätte, mich hier rauszubegleiten? Ich wünsche noch einen schönen Tag.«
    Cardinal machte Larry Burke ein Zeichen.
    »Hier lang, Doc«, sagte Burke. Und Cardinal sah den beiden nach, bis sie der Nebel verschluckte.
    »Ich sollte mich eigentlich inzwischen an ihn gewöhnt haben«, sagte Delorme. »Hab ich aber nicht.«
    Cardinals Walkie-Talkie kreischte, und eine Stimme sagte etwas Unverständliches.
    »Cardinal. Könnten Sie das bitte wiederholen?«
    »Ich sagte, wir haben hier unten eine Hütte.« Es war Arsenaults Stimme. »Ich glaube, Sie sollten sich das mal ansehen.«
    »Wo sind Sie?«
    »Vom Service Centre den Hang runter. Folgen Sie dem Bachlauf nach Westen.«
    Delorme blickte in das blassgraue Gespinst zwischen den Bäumen. »Nach Westen? Und wo bitteschön soll der Bach sein?«
     
    Sie fanden den Wasserlauf und folgten ihm, bis sie Stimmen hörten. Vor ihnen nahmen die diffusen Umrisse einer HütteGestalt an. Arsenault kniete neben einem Busch und hantierte mit einem Taschenmesser und einem Reagenzglas.
    »Was haben Sie gefunden?«, fragte Cardinal.
    »Lacksplitter. Sieht so aus, als ob vor kurzem jemand hier reingefahren ist.« Er machte eine Daumenbewegung nach hinten, wo eine schwache Reifenspur zu erkennen war. »Hier könnte der Wagen runtergekommen sein«, fügte er hinzu. »Ich meine, bevor die Bären sich den Kerl geschnappt haben.«
    Cardinal sah sich die Reifenspuren genauer an. »Was meinen Sie? Können wir davon einen Gipsabdruck bekommen?«
    »Ausgeschlossen«, sagte Arsenault. »Zu viele Blätter.«
    »Dachte ich mir. Was ist das hier eigentlich? Ein ehemaliger Holzfällerweg?«
    »Klar. Muss so achtzig Jahre alt sein. Man sieht allerdings, dass er benutzt worden ist. Wahrscheinlich von dem stolzen Besitzer dieser Bruchbude hier.«
    Arsenaults Partner von der Spurensicherung, Bob Collingwood, war bereits in dem Verschlag.
    »Bah«, sagte Delorme. »Dieser Gestank!«
    Die Hütte war kaum mehr als fünfzehn Quadratmeter groß und aus ungehobeltem Holz gezimmert, das wenig gegen die Kälte und nichts gegen die Feuchtigkeit ausrichtete. Es gab einen Kühlschrank, ein verrostetes Feldbett mit einer Matratze, die an einem Ende aufgerollt war, eine Küchenarbeitsplatte aus Metall mit zwei Spülbecken und einem eisernen antiken Holzofen, dessen Türchen an einem beschädigten Scharnier offen herunterhing. Der ganze Raum roch nach Fäulnis – Schimmel, Moder und verrottetem Holz.
    »Es war kein Schloss dran«, sagte Arsenault, der hinter Delorme hereinkam. »Die Tür stand halb offen.«
    »Ist lange nicht benutzt worden.« Delorme zeigte auf die riesigen Spinngewebe rund um

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