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Blutiges Eis

Blutiges Eis

Titel: Blutiges Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
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dass in Nummer vier jemand gewesen wäre. Na, jedenfalls war er definitiv am Samstagmorgen nicht mehr da. Und ich hatte das Gefühl, da stimmt was nicht. Der Wagen weg, und ich konnte keinen Rauch aus dem Schornstein sehen. Hab heute Morgen an die Tür geklopft. Kam keine Antwort, und ich hab gedacht, ich geb ihm noch ein paar Stunden, bevor ich mir Gedanken mache, ob er mich beschissen hat.«
    »Hat er irgendwelche Anrufe gemacht?«, fragte Cardinal. »Hätten Sie das mitbekommen?«
    »Ferngespräche schon – hat er nicht geführt. Ortsgespräche kontrolliere ich nicht.«
    »Danke, Mr. Wallace. Wir kommen allein zurecht.«
    »In Ordnung.« Wallace machte ihnen die Tür auf. »Falls Bargeld da drinnen ist, stehen mir, wie’s aussieht, hundertvierzig Dollar zu.«
    Die Inneneinrichtung einer Loon-Lodge-Hütte sah noch genauso aus wie das letzte Mal, als Cardinal hier gewesen war. Ein Doppelbett in einer Nische, eine Couch mit Blümchenmuster und eine Miniküche in einer Ecke – winziger Kühlschrank, Kochplatte, Aluminiumspülbecken. Eine Erinnerung huschte Cardinal durch den Kopf – eine kreischende Frau, die ihm eine Bratpfanne entgegenschleuderte, als er kam, um ihren Mann zu verhaften.
    Neben einem Fenster stand ein Tisch mit einem gelben Plastiktischtuch. Darauf lag eine New York Times . Die Ausgabe war fünf Tage alt, und Matlock hatte sie vermutlich vom Flug mitgebracht.
    Das Bett (mit der etwas fadenscheinigen Chenillebettwäsche inklusive Loon-Lodge-Emblem, identisch mit dem auf dem Schlüsselanhänger) war ordentlich gemacht. Daneben lag ein kleiner Koffer mit Rädern, in dem sich ausreichend Kleidung für ein Wochenende befand, und eine Taschenbuchausgabe von einem Tom-Clancy-Roman.
    »Hier ist seine Brieftasche«, sagte Delorme. Sie holte sie unter dem Küchentisch hervor und hätte dabei fast eine Lampe (mit Loon-Emblem auf dem Schirm) umgerissen.
    »Also, das ist merkwürdig«, sagte Cardinal. »Der Wagen ist weg. Wieso fährt einer mit dem Auto weg und nimmt seine Brieftasche nicht mit? Wenn man mit dem Wagen fährt, nimmt man seine Brieftasche doch mit, oder?«
    »Vielleicht stand derjenige, der ihn getötet hat, hier auf der Matte.«
    »Möglich. Sie kämpfen, und er verliert seine Brieftasche –obwohl hier drinnen eigentlich nichts auf einen Kampf hindeutet.«
    Delorme öffnete die Brieftasche. »Wie auch immer, Raub können wir als Motiv jedenfalls ausschließen. Hier sind siebenundachtzig Dollar drin, amerikanische. Vielleicht ist er nur raus, um ne Packung Zigaretten zu kaufen. Dafür hat er seine Brieftasche nicht gebraucht.«
    »Er hatte noch Zigaretten.« Cardinal zeigte auf die halb leere Packung Marlboro auf dem Nachttisch.
    »Howard Matlock«, las Delorme in offiziellem Ton vor, was auf einer Visitenkarte stand, »ist amtlich zugelassener Steuerberater im Staat New York.«
    »Ich wette mit Ihnen – alle Eisfischer sind Steuerberater.«
    »Er hat auch einen Ausweis der Öffentlichen Bibliothek von New York sowie einen von der Blockbuster-Videothek und einen New Yorker Führerschein.«
    Sie reichte Cardinal die Papiere. Der Tote starrte ihm vom Führerscheinfoto entgegen. Er trug dieselbe getönte Fliegerbrille, die sie im Wald gefunden hatten.
    Sie sahen sich beide im Zimmer um.
    »Außer der Brieftasche auf dem Boden sieht es hier völlig normal aus«, sagte Cardinal. »Und den Zimmerschlüssel hatte er noch in seiner Hosentasche, aber nicht den Wagenschlüssel. Weshalb ich vermute, dass der oder die Mörder mit seinem Wagen abgehauen sind.«
    »Wenn Sie ein Auto stehlen wollen, wieso dann ausgerechnet einen Ford Escort? Und wenn Sie einen Autodiebstahl vertuschen wollen, scheint mir das Zerstückeln der Leiche im Wald doch ein bisschen übertrieben.«
    »Vielleicht war etwas Belastendes im Auto.«
    Sie gingen den Inhalt des Köfferchens durch: drei Hemden mit Etikett, drei Paar Hanes-Unterwäsche, drei Paar Socken, zwei davon mit Löchern.
     
    »Ich dachte, Steuerberater verdienen ganz anständig«, sagteDelorme. »Aber wie’s aussieht, ging’s dem Kerl hier nicht besonders gut.«
    Auf der Badezimmerablage fanden sie Tabletten gegen Sodbrennen und Durchfall sowie eine Reisepackung Abführmittel. »Offenbar ein Pfadfinder«, sagte Delorme. »Auf alle Eventualitäten vorbereitet.«
    »Alles außer Jagen oder Fischen, wie man sieht. Keine Angel, keine Spule, keine sonstige Ausrüstung. Nichts. Auch wenn er die Stelle nur auskundschaften wollte, trotzdem merkwürdig.«
    »Vielleicht

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