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Blutiges Eis

Blutiges Eis

Titel: Blutiges Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
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Bett erwischen würden.«
    »Das liebe ich so an Ihnen, Cardinal. Sie sehen immer das Positive.«
    Auf der Straße, die zum neuen Ski-Center hinausführte, war so reichlich Salz gestreut worden, dass man wie auf Kies fuhr. Die Kette der Rücklichter schlängelte sich so langsam wie ein rot glühender Wurm über die Berge in den Wald.
    Irgendwann kamen sie an eine Ampelanlage, die das Eis außer Gefecht gesetzt hatte, und an ein großes Schild mit der Aufschrift HIGHLANDS SKI CLUB. Während Cardinal darauf wartete, dass sich die Autokolonne in Bewegung setzte, las er im Licht seiner Scheinwerfer, was sonst noch auf dem Schild stand. Es enthielt eine Liste von Firmen, die an dem Projekt beteiligt waren, vorneweg Laroche Development. Unter den Firmennamen stand, wenn auch in kleinerer Schrift: DIESES PROJEKT WURDE TEILWEISE MIT FÖRDERMITTELN ZUR ERSCHLIESSUNG DES NORDENS FINANZIERT.
    Cardinal bog in die Auffahrt ein. Er musste in den niedrigen Gang schalten, um die Steigung zu schaffen. Nach knapp fünfzig Metern hörten die Birken auf, und vor ihnen lag die silbrige Weite der Highlands. Der Club bestand aus zwei Gebäudeteilen: einem fünfstöckigen Ständerbau, der im rechten Winkel an einen lang gestreckten, niedrigen Holzbau anschloss. Die Zedernverkleidung verlieh dem Ganzen einen warmen, ungehobelten Countrylook, den die Ski-Clubs bevorzugten, und das steile Dach steuerte ein alpines Stilelement bei.
    Der Parkplatz war fast voll. Adrette junge Männer mit Ohrschützern wiesen die Autos in die wenigen verbleibenden Parklücken ein. Cardinal parkte ein gutes Stück vom Eingang entfernt.
    Hinter dem Club wogten die Ausläufer der Laurentian Hills wie ein Meer aus Eis, das im Licht des Clubs wie Buttermilchschimmerte. Eine Reihe fünfzehn Meter hoher Strommasten stand quer über den Gebirgskamm Spalier.
    Im Eingang stand ein breitschultriger, bärtiger Mann in Smoking neben einem Samtstrick und überprüfte die Einladungen. Cardinal und Delorme zeigten ihm ihre Dienstmarken.
    Delorme stieß einen leisen Pfiff aus, als sie das Speisezimmer betraten.
    Cardinal musste zugeben, dass es atemberaubend war. Unter dem offenen Dachstuhl hingen kanadische Flaggen und Banner von Ontario. In drei Kaminen prasselten Feuer, wie sie einmal die mittelalterlichen Schlösser in kalten Winternächten erwärmt haben mussten. An der gegenüberliegenden Seite gab eine drei Stock hohe Glaswand den Blick auf die vereisten Berge frei. Cardinal suchte, besonders bei den vorderen Tischen, die Menge ab, konnte jedoch Laroche nirgends entdecken.
    Delorme ging auf der Eingangsseite nach vorne. Sie sollte in der Nähe des Bühnenaufgangs bleiben, von wo aus sie die Kulissen links und rechts gut im Blick hatte. Cardinal steuerte einen Tisch am entgegengesetzten Ende an.
    Er spürte, wie es auf dem Weg zu der großen Glaswand kälter wurde. Er hörte ein Geräusch wie entfernter Applaus, und dreihundert Köpfe schnellten zum Fenster herum: Es hatte wieder zu regnen angefangen, und die eisigen Tröpfchen trommelten gegen die Scheiben. Cardinal erkannte in der Menge eine ganze Reihe Gesichter: einige Stadträte, den Bürgermeister, mehrere Anwälte, einen Richter, den Eigentümer einer großen Baufirma und mindestens fünf Makler. Ganz vorne bemerkte er eine Schar alte Politiker aus Toronto und ein paar konservative Parlamentsabgeordnete sowie den ehemaligen Premierminister. Beacoms Team war, mit Kopfhörern bewaffnet, an verschiedenen Ausgängen postiert.
    Dank der hochmodernen Hi-Fi-Technik, die bis in die Highlands vorgedrungen war, zerriss eine Trompetenfanfare die Luft, und jeder im Saal drehte sich nach hinten um, wo eine Flügeltür aufschwang und Geoff Mantis, der Premierminister von Ontario, hereinschritt, flankiert von der üblichen Eskorte Männer und Frauen in Anzug und Kostüm, darunter auch Paul Laroche. Sie marschierten durch den Mittelgang, Mantis winkte allen zu und lächelte wie jemand, der gerade sechs Richtige im Lotto gewonnen hatte. Die Menge erhob sich und spendete tosenden Beifall. Es gab vereinzelte Pfiffe.
    Mantis schüttelte Leuten an den vorderen Tischen die Hand und setzte sich an seinen Platz. Seine Frau war, wie Cardinal registrierte, nirgends zu sehen. Charles Medina, Immobilien-Magnat und Präsident des Ortsvereins der konservativen Partei, ging auf die Bühne.
    Medina dankte allen, dass sie gekommen waren. Er machte ein paar Witze über das Wetter und noch ein paar über die Liberalen und die Neuen Demokraten. Er

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