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Blutiges Eis

Blutiges Eis

Titel: Blutiges Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
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pries Geoff Mantis, indem er die Segnungen seiner Amtsführung aufzählte: Steuer senkungen, ein besseres Investitionsklima, höhere Profite. Klar doch, dachte Cardinal, wie wär’s, wenn du uns auch was von den geschlossenen Schulen oder den wachsenden Obdachlosenzahlen erzählen würdest, vom schwindsüchtigen Gesundheitswesen ganz zu schweigen.
    Medina wurde mehrmals von Hochrufen unterbrochen. Und als er schließlich den Premier selber vorstellte, sprang die Menge unter frenetischem Applaus noch einmal auf, während Mantis seinen Tisch verließ und zu Medina auf die Bühne ging. Sie schüttelten sich die Hände, packten sich bei den Schultern und tauschten offenbar einen Witz unter alten Freunden aus. Mantis wandte sich der Menge zu, hob die Hände zum Dank für seinen Empfang und bat mit einer Geste um Ruhe. Bis unter den Zuschauern Stille herrschte, vergaß er keinen Moment zu grinsen.
    Cardinal stand nicht weit von der Bühne. Er konnte den Platz sehen, der am dritten Tisch für ihn reserviert war, doch er blieb an der Wand stehen.
    Paul Laroche hielt sich jetzt auf Abruf am anderen Ende des Saals. Cardinal kam der Gedanke, dass der Mann irgendwann etwas trinken und Spuren seiner DNA auf dem Glas hinterlassen würde. Doch Laroche machte keine Anstalten, sich an einen Tisch zu setzen. Er stand mit gespreizten Beinen und über der Brust verschränkten Armen da wie ein Zauberer, der zusieht, wie sich seine Magie entfaltet. Am Mikrofon stellte Mantis einige rhetorische Fragen: »Wie würde Ihnen ein ganzer Katalog an Steuererhöhungen gefallen? Wie fänden Sie es, wenn Sie zusehen müssten, wie noch mehr Leute fürs Nichtstun bezahlt werden? Was würden Sie davon halten, wenn unsere begabten Geschäftsleute und technischen Genies von einer Gesetzesflut behindert würden?« Jedes Wort war Cardinal sattsam bekannt. Und ebenso jedem anderen im Saal, doch allen anderen schien es zu gefallen.
    Cardinal bahnte sich einen Weg um die vorderen Tische herum. Delorme sah ihn fragend an, als er an ihr vorbei zum Bühnenausgang strebte.
    »Wo wollen Sie hin?«, fragte sie, doch statt zu antworten, winkte Cardinal ihr nur zu.
    Laroche stand nicht mehr abrufbereit. Er war auch nicht an irgendeinem der vorderen Tische. Cardinal nahm die Zuhörer in Augenschein, die alle mit bewundernden Blicken zu ihrem Premier aufsahen, dem Jungen von nebenan, der es zu etwas gebracht hatte. Cardinal ging durch eine Seitentür in die Lobby. Laroche lief zielstrebig Richtung Haupteingang.
    »Sie bleiben nicht, um die Stunde Ihres Triumphs zu genießen?«
    Laroche drehte sich, den Schirm in der Hand, zu ihm um. »Es ist nicht mein Triumph, Detective, sondern der des Premiers.«
    »Trotzdem, Sie haben es durchgezogen. Sind Leuten auf die Füße getreten, haben die Strippen gezogen?«
    »Dazu ist ein Wahlkampfleiter da. Meine Arbeit ist damit erledigt – fürs Erste jedenfalls. Und ich vertraue ganz und gar darauf, dass Mr. Mantis, Profi, der er ist, weiß, wie er seine Wähler mobilisiert. R. J. hat gesagt, Sie würden zum Essen bleiben.«
    »Ich glaube nicht. Ich habe keinen rechten Appetit.«
    »Tut mir leid, das zu hören. Und Ihre Ermittlungen – machen Sie Fortschritte?«
    »O ja, wir wissen eine ganze Menge mehr als noch vor einer Woche. Zunächst einmal hat sich herausgestellt, dass zwischen unseren beiden Morden eine Verbindung besteht. Und dass sie gewissermaßen mit Ihrer Branche zu tun haben.«
    »Welcher? Den Immobilien oder dem Baugewerbe?«
    »Der Politik.«
    Laroche lachte. Es war ein breites, unbeschwertes Lachen, das Lachen eines Mannes, der weiß, dass er zu wichtig ist, um sich sagen zu lassen, er lache zu laut. »Natürlich werfen Menschen, die nicht viel von der Politik wissen, den Politikern immer vor, Leute, die anderer Meinung sind als sie, zu vergewaltigen. Aber man beschuldigt sie nicht einer tatsächlichen Vergewaltigung.«
    »Dr. Cates wurde nicht vergewaltigt.«
    »Ach so? Dann hat der Lode mal wieder was Falsches geschrieben?«
    »Dr. Cates wurde ermordet. Und dann hat der Mörder sich einiger Mühe unterzogen, um es wie eine Vergewaltigung aussehen zu lassen.«
    »Das ergibt doch keinen Sinn. Wenn Sie jemanden töten, wie kann es da Ihre Lage verbessern, so zu tun, als hätten Sie Ihr Opfer auch noch vergewaltigt? Das macht das Verbrechen doch nur schlimmer.«
    »Möglich. Es könnte aber auch das wahre Motiv verschleiern.«
    »Natürlich. Daran hatte ich nicht gedacht. Chief Kendall sagte schon, dass Sie gut sind.

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