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Blutinsel

Blutinsel

Titel: Blutinsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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«
    » Wenn wir erst einmal in Freeport sind, dann ist der Rest ein Kinderspiel. «
    Duval griff nach dem Rucksack auf der Rückbank. Er nahm eine mit Roastbeef gefüllte Dose heraus und öffnete sie mit dem Büchsenöffner. » Bis Freeport sind es noch gut sechzig Kilometer, das schaffen wir in einem Rutsch. «
    Tyler lehnte sich zurück und schloss die Augen. Seine rasselnden Atemzüge waren das einzige Geräusch, das die Stille im Wagen durchbrach. Frank Duval warf ihm einen skeptischen Blick zu. Tyler musste es einfach schaffen, er brauchte ihn. Tyler war der Schlüssel zu einem Leben in Freiheit auf irgendeiner Insel in der Karibik, mit der es keinen Auslieferungsvertrag mit den Staaten gab. Nur noch ein paar Tage, dann hätte er es geschafft, dann wäre er reich und konnte das Leben in vollen Zügen genießen. Hoffentlich hielt Tyler durch, er war auf Gedeih und Verderb auf ihn angewiesen.
    The Village, Parish Hall, Hell’s Kitchen Island, Maine,
    16 . März 2007 , 10 . 35 Uhr (Freitag)
    Cathy Ronsted hatte es vorgezogen, die Befragung von Malcom Hurst in ihrem notdürftig eingerichteten Büro im Gemeindehaus durchzuführen. Die erste Begegnung in der Bar hatte ihr gezeigt, dass Hurst in Gegenwart seiner Freunde kein leichter Gesprächspartner werden würde. Sie hatte die Stunde genutzt und sich ausreichend auf den Termin vorbereitet. Brian hatte ihr vor kurzem mitgeteilt, dass Collingdale mit einem Suchtrupp, bestehend aus vierzehn Mann und zwei Spürhunden, am Leuchtturm eingetroffen war. Ein Hubschrauber der Küstenwache hatte sie dort abgesetzt. Sie warf einen Blick aus dem Fenster und schmunzelte. Der Regen hatte zugenommen, und ein kalter Nordwind pfiff durch die Straßen des kleinen Dorfes. Bestimmt war der Wind auf South Bench noch viel heftiger.
    Es klopfte an der Tür. Cathy platzierte sich eilends hinter ihrem Schreibtisch und schlug einen Aktenordner auf. Sie wartete, bis es ein weiteres Mal klopfte, ehe sie ein gespielt genervtes Herein in Richtung der Tür rief.
    Schon als Malcom Hurst eintrat, wusste sie, dass sie gewonnen hatte. Hurst trug einen gelben Ölmantel, schwarze Gummistiefel und hielt seinen Südwester mit beiden Händen knapp unterhalb seines Bauchansatzes fest. Sein grauer Bart war vom Regen und dem Wind zerzaust. Mit niedergeschlagenen Augen, verlegen auf den Boden blickend, blieb er vor dem Schreibtisch stehen, wie ein ungezogenes Schulkind, das zum Schuldirektor befohlen worden war.
    Cathy tat, als wäre sie noch immer in die Akte vertieft. Beinahe eine Minute lang ließ sie ihn stehen, bevor sie den Aktendeckel zuschlug und ihn zum Hinsetzen aufforderte. Artig gehorchte der alte Hurst, der in der Bar noch eine große Klappe gehabt hatte.
    » Sie sind Malcom Hurst, geboren am 3. Mai 1947 auf Lanes Island? « , fragte sie ihn, als sie das Mikrophon ihres Aufzeichnungsgerätes ausrichtete.
    » Ja, Ma’am « , antwortete er schüchtern. Er beugte sich vor und sprach in das kleine Mikro.
    » Sie können ruhig sitzen bleiben, das Gerät zeichnet alles auf « , erklärte Cathy.
    Hurst nickte und ließ sich auf dem Stuhl zurücksinken.
    » Mister Hurst « , begann Cathy mit ihrer Befragung. » Sie wissen, dass Gabriel Jefferson auf seinem Anwesen am Leuchtturm von South Bench ermordet worden ist? «
    » Ja, Ma’am. «
    » Wann haben Sie Jefferson das letzte Mal gesehen? «
    Hurst runzelte die Stirn und überlegte. » Das muss vor vier Wochen gewesen sein. Wir haben am Benchmark nach ein paar versprengten Schafen gesucht. Ich arbeite für die Bratts und hüte ihre Schafe, müssen Sie wissen. Wir kamen am Leuchtturm vorbei, da hat Gabriel an einer Holzskulptur gearbeitet. Das ist … das war sein Hobby, die Schnitzerei. Ich habe ihn gefragt, ob er unsere Schafe gesehen hat. Aber das hatte er nicht. Dann sind wir weitergefahren. «
    » Wer ist wir? «
    » Dan Boyd hat mich begleitet, er arbeitet ebenfalls für Otis, ich meine für Mister Bratt. «
    » Hat Jefferson etwas zu Ihnen gesagt, haben Sie etwas Ungewöhnliches bemerkt? «
    » Ungewöhnliches? « , wiederholte Hurst und zuckte mit der Schulter.
    » Hatte er Besuch? «
    » Nein. «
    » War seine Frau ebenfalls dort? «
    » Im Haus vielleicht, gesehen habe ich sie nicht. Wir waren nicht länger, als man braucht, um ein Schnapsglas zu leeren. Gabriel hatte Besuch nicht so gerne, er blieb lieber für sich. «
    Cathy öffnete den Aktendeckel. » Wie ich hörte, kam er nur selten ins Dorf und mied den Umgang mit den Dorfbewohnern. Gab

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