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Blutleer

Blutleer

Titel: Blutleer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Kaffke
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Schweigen, das früher so sehr zu ihrem Leben gehört hatte, von einem Gefühl der Zusammengehörigkeit zu einer Qual geworden war. Vielleicht, weil in der Zeit direkt vor Thomas’ Herztransplantation das Schweigen einer Nähe gewichen war, zu der Barbara sich nie zuvor für fähig gehalten hatte. Mitten in der ständigen Bedrohung durch seinen möglichen Tod hatten sie für kurze Zeit das Paradies gefunden.
    Jakubians Kuss fiel ihr plötzlich wieder ein und ihr Wunsch nach mehr. Wie nah konnte sie Ruben jemals kommen? Die Trauer über das verlorene Paradies krallte sich in ihren Magen.
    Wenig später schlich sie sich in Heinz’ Gästezimmer, froh, dass er nicht mehr wach war. Das schlechte Gewissen, Thomas im Stich gelassen zu haben, ließ sie trotz ihrer Müdigkeit nur schwer einschlafen.

11.
    Heinz hatte sie lange schlafen lassen, es war schon fast zehn, als Barbara endlich aufwachte. Erschrocken griff sie nach ihrem Handy, das sie eingeschaltet auf das Nachttischchen gelegt hatte, aber es gab keine Nachrichten. Hannah Maldien hatte sich nicht gemeldet, und auch Thomas hatte nicht versucht, sie zu erreichen.
    Als sie aus dem Bad kam, wirkte sie immer noch verschlafen. Heinz hatte ihr ein Frühstück gemacht. Er kam gerade aus dem Garten herein. »Ich hoffe, ich hätte dich nicht wecken sollen.«
    »Nein, ist schon in Ordnung. Ich brauchte den Schlaf dringend.« Sie musste ohnehin nicht so früh im Präsidium sein. Ihre Aufgabe heute würde sein, die eintreffenden Informationen über Jens Maldien einzuordnen und zu bewerten und in ihr Profil einfließen zu lassen.
    Während des Frühstücks setzte sich Heinz zu ihr, und sie erzählte von den gestrigen Ereignissen.
    »Es ist ganz schön haarig, sich darauf verlassen zu müssen, dass die Frau ihren Mann verrät«, meinte er.
    Barbara nickte. »Deshalb hat Jakubian ja auch die anderen Maßnahmen angeordnet. Aber wie man es dreht, die Chance, dass er uns entkommt, ist sehr groß.«
    »Solange er nicht mehr Geld hat als tausend Euro …«
    »Seine Kreditkarten und Konten werden überwacht. Aber auch das hilft nur, wenn wir schnell genug sind.«
    Heinz zögerte einen Moment. Dann sagte er: »Thomas hat gestern spät noch zweimal hier angerufen und nach dir gefragt.«
    Barbara seufzte. »Ich habe ihn gestern hängen lassen, und dann war ich zu feige, zu ihm zu fahren. Aber der Fall! Früher hatte er für so etwas Verständnis.«
    »Es hat sich viel verändert zwischen euch, Barbara. Du solltest ihn anrufen.«
    »Und was soll ich ihm sagen?« Barbara legte den Toast wieder weg, den sie sich gerade hatte buttern wollen. Sie hatte plötzlich keinen Appetit mehr darauf »Hallo, Thomas, ich denke an dich, aber jetzt musst du erst mal warten, bis wir den Mörder haben?«
    »Das wäre vielleicht besser, als sich überhaupt nicht zu melden.« Heinz blieb ruhig.
    »Du warst doch selbst Polizist, Heinz, du weißt doch, wie das ist. Wie oft hast du deine Frau allein gelassen?«
    Er stand auf, um Barbara noch eine Tasse Kaffee einzuschenken. »Ich habe es bitter bereut. Beurlauben ließ ich mich nur in ihren letzten Wochen, bevor sie starb.«
    Barbara schloss die Augen. Da war es wieder. Nähe und Tod. Aber damit waren Thomas und sie durch. Jetzt war er für eine lange Zeit so gut wie gesund.
    »Ich werde mich bei ihm melden. Versprochen.«
    »Gut. Möchtest du nicht doch noch den Toast? Du hast ja kaum etwas gegessen.«
    Am Mittag wartete im Präsidium schon ein kleiner Stapel Nachrichten auf sie. Sie wollte Jakubian begrüßen und steckte kurz ihren Kopf in sein und Sven Heyers Büro, aber er war nicht da.
    Sie nahm die ersten Berichte und begann zu lesen. Maldien hatte eine normale kaufmännische Ausbildung durchlaufen, sich aber schnell als sehr ehrgeizig erwiesen. Für seine Verhältnisse war er recht hoch gestiegen, Abteilungsleiter in einem Konzern mit Ende zwanzig war schon eine ansehnliche Karriere. Dort erinnerten sich nur wenige an ihn, Freunde schien er kaum unter den Kollegen gehabt zu haben. Diejenigen, die direkt mit ihm gearbeitet hatten, seine Vorgesetzten und Untergegebenen schilderten ihn als jemand, der trotz seiner Leistungen immer Bestätigung von außen brauchte und sich zudem größer machte, als er war. Den Konzern hatte er verlassen, als ihm für eine freiwerdende Hauptabteilungsleiterstelle jemand mit Hochschulabschluss vorgezogen wurde.
    Danach hatte er die Stellen relativ schnell gewechselt. Ein paar Zeugen schilderten ihn als sehr arrogant. Einige

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