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Blutleer

Blutleer

Titel: Blutleer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Kaffke
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»Wir müssen den Kerl kriegen. Er weiß, dass wir das hier haben. Er hat alle seine Erinnerungsstücke zurückgelassen.«
    »Die Wahrscheinlichkeit, dass er jetzt unmittelbar wieder jemanden umbringt, ist gering.« Barbara überlegte einen Moment. »Er hat nie gewollt, dass die Morde ans Tageslicht kommen. Seine eigene Sicherheit ist ihm wichtig. Unter diesem Druck ist er durchaus in der Lage, seine Mordlust eine Weile zu zügeln.«
    Jakubian nickte. »Und wenn er sich nicht bei seiner Frau meldet oder irgendein dummer Zufall uns zur Hilfe kommt, hat er gute Chancen zu entkommen und anderswo wieder von vorn anzufangen – im wahrsten Sinne des Wortes.« Er sah auf die Uhr. »Fahren wir zurück nach Duisburg. Ich muss noch ein paar Dinge koordinieren und mit Roters sprechen. Und dann brauche ich etwas Schlaf.«
    Plötzlich zuckten sie zusammen, denn Barbaras Handy klingelte. Barbara sah auf die angezeigte Nummer. »Falscher Alarm, es ist Thomas.«
    »Dann mach es bitte kurz. Wir dürfen deine Nummer nicht lange blockieren.«
    Barbara ging in den Wohnraum. Hier war alles so klein, dass sie kaum verhindern konnte, dass Jakubian und die Technikerin mithörten. »Thomas? Tut mir Leid, aber gerade jetzt ist es ganz schlecht. Wie geht es dir?«
    »Nicht sehr gut. Barbara, ich brauche dich. Bitte.«
    »Ich kann jetzt wirklich nicht. Wir sind dem Mörder ganz dicht auf den Fersen.«
    Am anderen Ende blieb es einen Moment still. »Ich verstehe. Kommst du denn zum Schlafen nach Hause?«
    Barbara zögerte. Der Tag war so stressig gewesen, dass sie wenig Lust verspürte, in der Nacht vielleicht mit Thomas reden zu müssen. Früher wäre das alles kein Problem gewesen. Sie wäre nach Hause gekommen, hätte sich an ihn gekuschelt, und er wäre einfach nur da gewesen. Jetzt war er ein Problem. »Ich versuche es. Ich kann es nicht versprechen.«
    »Dann bis … vielleicht heute Nacht.« Er legte auf.
    Barbara seufzte.
    »Er will, dass du nach Hause kommst.« Jakubian versuchte gar nicht erst vorzugeben, dass er nicht mitgehört habe.
    Sie nickte. »Er sagt, er braucht mich.«
    Jakubian sah sie nicht an. »Nun, die Sache läuft doch jetzt. Du könntest gehen.«
    »Und Hannah Maldien?«
    »Wer weiß, ob die überhaupt anruft.« Jetzt sah er sie wieder an. »Wenn du dein Handy anlässt …«
    »Nein. Ich kann jetzt nicht weggehen. Und ich will es auch gar nicht. Das ist auch mein Fall.« Der Trotz, mit dem sie das sagte, erstaunte sie selbst. »Und sollte ich heute Nacht überhaupt schlafen, dann bei Heinz.«
    Jakubian kam auf sie zu und beugte sich ein wenig zu ihr hinunter, um ihr in die Augen zu sehen. »Du treibst ihn fort, das weißt du?«
    Barbara vergewisserte sich, dass die Technikerin noch im Bad war und sagte dann leise: »Hast du Angst, dass ich das deinetwegen tue?«
    »Und wenn?«
    Sie fuhr sich über das Gesicht. »Es ist viel profaner, Ruben. Ich bin einfach zu fertig, um heute Nacht Babysitter für ihn zu spielen.«
    »Ich schätze deine Ehrlichkeit«, sagte er. »Aber du solltest netter über ihn reden. Er ist dein Mann.«
    Er klimperte mit den Autoschlüsseln in seiner Jackentasche. Barbara wunderte sich, wie gut sie ihn in der kurzen Zeit schon kannte. Er wusste, dass er viel zu weit gegangen war, und versuchte das zu überspielen. Hastig verließ er die Wohnung, und sie folgte ihm. Auf der Straße fiel ihnen ein, dass sie glatt vergessen hatten, sich von der Spurenermittlerin zu verabschieden.
    Drei Stunden später war Barbara wirklich auf dem Weg zu Heinz. Jakubian hatte alle um die späte Stunde noch anwesenden Soko-Mitglieder in seinem und Heyers Büro zusammengeholt und mit ihnen das weitere Vorgehen abgesprochen. Ein Sondereinsatzkommando in Düsseldorf sollte sich bereithalten für den Fall, dass Maldien auftauchte. Und am nächsten Tag sollten Zweierteams alles über Maldien zusammentragen, was greifbar war: Befragungen früherer Chefs und Kollegen, das Abgleichen von Daten und Terminen. Und natürlich ging die Beschattung von Hannah Maldien weiter.
    Jetzt, auf dem Weg nach Rheinhausen, dachte sie zum ersten Mal wieder an Thomas. Sie vergegenwärtigte sich nochmals das kurze Telefongespräch, und ihr wurde klar, dass er das ehrlich gemeint hatte, als er sagte, dass er sie brauche. Natürlich, wenn sie zu ihm gefahren wäre, hätten sie wahrscheinlich gar nicht so viel geredet. Barbara fürchtete sich davor, vor einer Aussprache ebenso wie vor der Sprachlosigkeit. Wieder fragte sie sich, wann das gemeinsame

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