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Blutleer

Blutleer

Titel: Blutleer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Kaffke
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für die Durchsuchung war eingetroffen. Hannah Maldien wollte zur Tür, aber Barbara hielt ihre Hand sanft fest. »Das machen meine Kollegen schon.«
    »Mein Mann könnte nie einer Frau …« Sie brach ab.
    »Ihr Mann ist vielleicht im Alltag kein gewalttätiger Mensch. Aber im Bett, da hat er Probleme. Er muss Ihnen weh tun, damit er auf Touren kommt.« Barbara warf das ruhig vor sie hin und wartete, was passierte, aber Hannah Maldien starrte nur vor sich hin.
    »Hat er die Wohnung gemietet, damit er seine Sexualität ausleben konnte?«, setzte Barbara nach.
    »Ausleben?« Hannahs Stimme war leise, aber Barbara konnte gut den bitteren Unterton heraushören. »Er überfällt keine Frauen, um Sex zu haben. Er … er ist impotent, schon seit vielen Jahren.«
    »Selbst wenn er Sie gewürgt hat?«
    Jetzt schossen ihr die Tränen in die Augen. »Selbst dann.« Sie machte eine Pause. »Aber er sagte, wenn er das tut, dann ist das fast so gut wie wirklicher Sex.« Sie begann zu weinen.
    »Hannah, wir vermuten, dass die junge Frau gestern Abend nicht sein erstes Opfer war. Und dass sie nur überlebt hat, weil er gestört wurde.«
    »Töten? Er tötet?«
    »Der Serienmörder, S-Bahn-Mörder hat die Presse ihn genannt. Wir vermuten, dass das Ihr Mann ist.«
    »Hören Sie auf!« Jetzt schrie Hannah Maldien wirklich.
    Und Barbara konnte auf ihrem Gesicht lesen, was in ihr vorging. Denn so entsetzt konnte nur jemand sein, der gerade eine schlimme Wahrheit erfahren hatte. Hannah Maldien hielt ihren Mann für fähig, die Morde begangen zu haben.
    »Hannah, wir müssen wissen, wo Ihr Mann ist.«
    Sie fiel wieder in sich zusammen. »Ich weiß es doch nicht. Er ist seit gestern nicht nach Hause gekommen, und er hat nicht mal angerufen.«
    Verdammt, dachte Barbara. Ihm war klar, dass er untertauchen musste. Er würde weder hier noch auf der Ackerstraße auftauchen. Aber er brauchte Geld.
    »Wird er auch in der Firma vermisst?«
    Hannah nickte. »Ich war nicht sehr überrascht, als die Polizei vor der Tür stand. Er hat Bargeld aus der Firma gestohlen. Heute Morgen. Er muss dort angekommen sein, hat das Geld genommen und ist sofort wieder gegangen. Sein Chef hat mir gesagt, er hätte vorgegeben, dass ihm unwohl sei.«
    »Wie viel Geld?«
    »Nicht viel.« Hannah Madien beruhigte sich wieder ein wenig. »Etwas über tausend Euro.«
    Damit kam er nicht weit. Aber für ein Flugticket würde es reichen.
    Barbara ging zu Jakubian. »Wir müssen die Bahnhöfe und den Flughafen überwachen lassen. Er hat rund tausend Euro in der Firma mitgehen lassen, sagt seine Frau.«
    »Verdammt. Dann weiß er, dass wir ihm auf den Fersen sind, und wird untertauchen.«
    Barbara dachte einen Moment lang nach. Sie betrachtete Hannah Maldien, deren Bild der Flurspiegel reflektierte. In ihrem Kopf setzten sich die Puzzleteile aus Jens Maldiens Persönlichkeit und seinem Täterprofil zusammen.
    »Er wird nicht einfach verschwinden. Sie ist der Schlüssel, wir müssen sie beschatten. Er wird sich bei ihr melden, Ruben. Sie ist der einzige Mensch, dem er bedingungslos vertraut. Ja, er will untertauchen, aber nicht ohne sich von ihr zu verabschieden. So verrückt das klingt, er liebt sie.«
    »Gut. Aber wir müssen vorsichtig sein. Wenn er alle Brücken hinter sich abbricht, ist er gefährlicher denn je.«
    »Habt ihr etwas gefunden?«
    Er zog sich die Einmal-Handschuhe aus. »Nichts von Belang. Wir werden uns noch die Wohnung an der Ackerstraße vornehmen, Kramer regelt das.«
    Barbara ging zurück zu Hannah Maldien. Sie gab ihr ihre Karte. »Ich glaube, Ihr Mann wird sich bei Ihnen melden. Es wäre gut, wenn Sie uns dann Bescheid geben würden.«
    Hannah sah sie entsetzt an. »Sie meinen, ich soll ihn verraten?«
    Barbara setzte sich wieder und sah ihr fest ins Gesicht. »Ihr Mann ist sehr krank, Hannah. Er kann diese Dinge nicht mehr steuern. Die junge Frau gestern, sie kannte ihn und kann ihn identifizieren. Er hatte also von vornherein geplant, sie zu töten, deshalb war es ihm egal, ob sie sein Gesicht gesehen hat. Er kann an nichts anderes mehr denken als daran, sein nächstes Opfer zu töten. Selbst wenn er aufhören wollte, er kann es nicht mehr. Sie müssen ihm helfen, Hannah. Nur Sie können ihn stoppen, aber das können Sie nicht allein tun, dazu ist er zu gefährlich. Sie müssen uns informieren.«
    Sie wusste nicht, ob ihre Worte wirklich bei Hannah Maldien angekommen waren. Dennoch: Es war ihre einzige Chance, sie zu beschatten. Es war Plan B, aber da

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