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Blutlied -1-

Blutlied -1-

Titel: Blutlied -1- Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Farmer
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ihn mit einem großzügigen Bakschisch.
    Caroline war noch nie so glücklich gewesen, wie in diesen Tagen.
    Als sie ins regnerische England zurückkehrten, war ihr, als betrete sie einen fremden kargen Planeten. Nur Frederics Lebhaftigkeit, seinem Optimismus und der männlichen Ungezwungenheit verdankte sie es, nicht allzu traurig zu werden.
    Frederic bezog Asburyhouse. Er war ein wohlhabender Mann. Sein Vater war Gründer der Kanzlei Densmore and Densmore. Sie vertraten Klienten auf der ganzen Welt und unterhielten beste Beziehungen zu Sherlock Holmes, Pinkerton und Interpol. Weiterhin hielten sie Aktienbesitz in Indien, Deutschland und besaßen eine kleine Reederei.
    Dennoch war Caroline tausendmal vermögender.
    Sie rechnete es Frederic hoch an, dass er Geld nie zum Thema machte. Voller Vertrauen gab er seine eigene Wohnung in der City auf und übernahm als neuer Hausherr Asburyhouse. Hier habe man sich kennen gelernt, meinte er, hier wolle man leben! Auf dem Lande! Im Grün der Hügel. Wo die Seele baumeln kann und die Liebe blühen. Wo Kinder gesund aufwachsen würden und Onkel Alberts Rosen ihren Duft verströmten.
    Die alte Wanda fegte durchs Haus wie ein Wirbelwind und brachte das Personal auf Vordermann. Es blitzte und blinkte in jedem Zimmer. Kein Staubkorn, wohin man blickte. Die Mahlzeiten wurden pünktlich serviert. Die Pferde waren gestriegelt, wenn sie es sein sollten. Der Hof war geharkt, wenn es notwendig war. Die Büsche im Garten waren gestutzt, wenn Caroline sie genießen wollte. Onkel Alberts Rosengarten gedieh noch immer voller Pracht.
    Eine weitere Bereicherung war der Butler Ludwig, ein Mann unbestimmten Alters. Er begleitete seit zwanzig Jahren Frederics Lebensweg. Nach dem tragischen Tod seiner Eltern war ihm nur noch Ludwig geblieben. Dieser hatte sich rührend um den Jungen gekümmert. Wenn er Frederic anschaute - wusste Caroline schon nach wenigen Minuten - sprach tiefe Liebe aus seinem Blick. Dieser Mann würde niemals von Frederics Seite weichen. Dafür verehrte sie ihn auf der Stelle und der Butler gab ihr seine Sympathie zurück.
    Dennoch konnte auch er das Unheil nicht verhindern.
    Das Unheil, das in der folgenden Nacht geschah.
    In jener Nacht, in der Caroline Densmore starb.
     

     
    Frederic schleuderte die Bettdecke weg.
    Caroline setzte sich kerzengerade auf.
    »Wer ist da?«, zischte Frederic und griff seine Handballenpistole. Diese Waffe war eine Mischung aus Schlagring, Dolch und Revolver. Als ehemaliger Soldat hatte er die Angewohnheit, eine Waffe in seiner Nähe zu haben, nie abgelegt, außerdem hatte er Caroline versprochen, auf sie Acht zu geben.
    Er richtete die Waffe auf den Eindringling.
    Neben der Tür, die der Eindringling leise wieder geschlossen hatte, ragte seine Gestalt auf. Fast sieben Fuß groß, in einen dunklen Mantel gehüllt, den Kopf unter einer Kapuze verborgen.
    »Er ist es ... Der dunkle Mann, das Gespenst«, entfuhr es Caroline.
    Sie hatte den Eindringling seit jener Nacht schon fast vergessen. Zu viel war geschehen, zu lange war es her. Vielleicht hatte sie einen Teil der Begegnung geträumt?! Hatte es sich doch nur um einen ganz gewöhnlichen Einbrecher gehandelt, den sie auf frischer Tat ertappt hatte?
    »Sie haben Recht, junge Lady. Wir kennen uns«, kam es unter der Kapuze hervor. »Sie können sich ihre sechs Patronen sparen, Mr Densmore. Kugeln können mir nichts anhaben.«
    »Ich werde Sie erschießen, wenn Sie nicht sofort die Hände sinken lassen, Mann!«, schnappte Frederic und stand in einer fließenden Bewegung neben dem Bett.
    Der Eindringling senkte die Arme und hob etwas den Kopf. Seine Augen glühten genauso wie in der Nacht, als er Caroline das erste Mal begegnet war.
    Frederic zog mit der freien Hand am Klingelzug, der Ludwig aktivierte. Dann riss er wieder daran, die Schnur löste sich aus ihrer Halterung und fiel in Frederics Hand. »Sie haben Pech, Mann. Ich habe einen leichten Schlaf. Daran gewöhnt man sich, wenn man im Krieg war. Deshalb werde ich Sie nun fesseln. Dann reden wir miteinander!«
    Der Eindringling lachte heiser, bewegte sich jedoch nicht. »Wenn ich nicht gewollt hätte, dass Sie erwachen, wäre das nie geschehen, Mr Densmore.«
    »Was bedeutet das?«, stammelte Caroline.
    »Hören Sie auf Ihre Frau, Mr Densmore. Sie ist eine kluge Lady. Sie droht nicht mit leeren Gesten, sondern sie stellt die richtigen Fragen.«
    »Also?«, stieß Frederic rau hervor.
    »Ich habe mit Ihrer Frau nichts zu tun, Frederic. Ich

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