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Blutmale

Blutmale

Titel: Blutmale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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krachend auf Edwinas Schädel. Lily spürte das Splittern der brechenden Knochen, das sich durch das Eisen direkt auf ihre Hand übertrug. Edwina stürzte ohne einen Laut zu Boden. Der Schürhaken glitt Lily aus der Hand und landete scheppernd auf den Holzdielen. Betroffen sah sie, was sie soeben getan hatte. Sie sah Edwinas Kopf, den eingeschlagenen Schädel. Das Blut, das wie ein dunkler Fluss hervorströmte. Plötzlich wurde es schwarz um sie herum, und ihre Beine gaben nach. Sie sank zu Boden und blieb benommen sitzen. Und dann fiel ihr das Kinn auf die Brust. Sie fühlte nichts: keinen Schmerz, keinerlei Empfindung in Armen und Beinen. Wie von ihrem Körper gelöst, schwebte sie am Rand der Bewusstlosigkeit.
    »Lily.« Jane berührte ihre Schulter. »Lily, Sie bluten. Lassen Sie mich Ihren Arm ansehen.«
    Sie atmete keuchend. Das Zimmer wurde wieder heller.
    Langsam hob sie den Kopf und richtete den Blick auf Janes Gesicht. »Ich habe sie getötet«, murmelte sie.
    »Schauen Sie einfach nicht hin, okay? Kommen Sie, legen Sie sich aufs Sofa.« Jane bückte sich, um Lily aufzuhelfen. Und erstarrte in der Bewegung, während ihre Finger sich plötz lich fester um Lilys Arm schlossen.
    Auch Lily hörte das Flüstern, und das Blut in ihren Adern gefror zu Eis. Sie starrte Dominic an und sah, dass seine Augen offen und wach waren. Seine Lippen bewegten sich, doch die Worte waren so leise, dass sie kaum verstehen konnte, was er sagte.
    »Nicht … nicht …«
    Jane beugte sich über ihn, um zu lauschen. Lily wagte es nicht, näher heranzugehen, aus Furcht, Dominic könne plötzlich hochschnellen und sie anfallen wie eine Kobra. Sie konnten ihn ein ums andere Mal töten, doch er kam immer wieder. Er würde nie sterben.
    Das Böse stirbt nie.
    In der schillernden Blutlache spiegelte sich der Schein des Feuers, als wären es die Flammen selbst, die über den Boden krochen, ein loderndes Inferno, dessen Ausgangspunkt Dominic war.
    Wieder bewegten sich seine Lippen. »Wir sind nicht …«
    »Sprechen Sie«, forderte Jane ihn auf. »Sagen Sie es mir.«
    »Wir sind nicht … die … Einzigen.«
    »Was?« Jane kniete sich hin, packte Dominic an den Schultern und schüttelte ihn heftig. »Wer noch?«
    Ein letzter Atemzug entströmte Dominics Lungen. Langsam sackte sein Unterkiefer herab, und die harten Linien in seinem Gesicht glätteten sich wie schmelzendes Wachs. Jane ließ den Leichnam los und richtete sich auf. Dann sah sie Lily an. »Was hat er damit gemeint?«
    Lily starrte in Dominics blicklose Augen, seine erschlafften, leblosen Züge. »Er hat uns gerade gesagt«, antwortete sie, »dass es noch nicht vorbei ist.«

38
    Ein Schneepflug schob sich die Bergstraße hinauf; das Dröhnen seines Motors erfüllte schon das Tal. Jane stand auf der schneebedeckten Terrasse der Hütte und beugte sich über das Geländer, um ein Stück von der Straße sehen zu können. Sie beobachtete, wie der Schneepflug sich langsam, Kurve um Kurve, zu ihnen heraufarbeitete und eine Schneise durch den frischen Pulverschnee schlug. Sie sog die kalte, klare Luft in ihre Lungen und hielt das Gesicht in die Sonne, um die letzten Nebelschwaden aus ihrem Hirn zu vertreiben. Sobald die Straße frei wäre, würde eine Armada von Einsatz fahrzeugen auf dem Berg eintreffen: die Staatspolizei, die Rechtsmedizin, die Spurensicherung. Dann musste sie hellwach sein und bereit, sich ihren Fragen zu stellen.
    Auch wenn sie nicht alle Antworten wusste.
    Sie stampfte sich den Schnee von den Stiefeln, schob die Glastür auf und ging wieder hinein.
    Die anderen Überlebenden saßen um den Küchentisch herum. Obwohl es in dem großen, vom Kamin beheizten Salon wärmer war, wollte niemand die Küche verlassen. Niemand wollte mit den Leichen in einem Zimmer sein.
    Maura hatte gerade den Verband an Lilys Arm erneuert. »Ihre Beugesehnen sind verletzt. Ich fürchte, Sie kommen um eine Operation nicht herum. Auf jeden Fall brauchen Sie Antibiotika.« Sie wandte sich an Jane. »Sobald die Straße frei ist, müssen wir sie in ein Krankenhaus bringen.«
    »Es wird nicht mehr lange dauern«, sagte Jane. »Der Schneepflug ist schon auf halbem Weg hier herauf.« Sie setzte sich und sah Lily an. »Ihnen ist sicher klar, dass die Polizei Ihnen Fragen stellen wird. Eine Menge Fragen.«
    »Das kann doch warten«, wandte Maura ein. »Zuerst sollte sie ärztlich versorgt werden.«
    »Ja, natürlich. Aber, Lily, Sie wissen, dass man Sie fragen wird, was letzte Nacht hier eigentlich

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