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Blutmaske

Blutmaske

Titel: Blutmaske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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schnellte
gegen den vor Entsetzen schreienden Pierre und riss ihn fauchend
zu Boden. Die Krallen schlitzten den Rock in Höhe der
Brust auf; Blut quoll aus fünf langen Schnitten hervor.
    »Antoine!«, schrie Jean und zwang sich zur Ruhe, damit sein
nächster Schuss saß. Angst durfte er sich nicht erlauben. Er
sah die Bestie genau vor sich, erkannte die Ähnlichkeit zu
dem Wesen, das sie an der Wolfsangel gefunden hatten. Aber
dieses Exemplar besaß einen kräftigeren Körperbau und stand
gut im Futter. Er dachte an die vier Einschusslöcher, und sein
Mut sank. Der Zeigefinger wanderte weiter nach hinten, um
den zweiten Abzug zu bedienen.
    »Allez, Loup-Garou!« Antoine zog die Aufmerksamkeit auf
sich. Er saß vor dem gefangenen Werwolf und drückte ihm die
Muskete gegen das linke Auge. »Willst du deinen Freund zurück?
Dann lass meinen Bruder gehen, oder ich verteile das
Gehirn dieser Bestie im Wald!«
    Langsam wandte sich der schauderhafte Kopf in seine Richtung.
Das Biest … schien ihn zu verstehen! Die glutroten Augen
hefteten sich auf Antoine, die Lefzen zogen sich zurück, und es
zeigte den Männern sein einschüchterndes Raubtiergebiss. Eine
Klaue umschloss Pierres Kehle, dann erhob es sich zur Bestürzung
der Wildhüter auf seine langen Hinterbeine und war
plötzlich so groß wie ein Mensch! Es hielt sein Opfer vor sich in
die Luft, als wöge es nicht mehr als ein Sack Federn.
    »Lass ihn los!«, verlangte Antoine, zog seine Pistole und
richtete sie ebenfalls auf den Kopf seiner Geisel. Er grinste dabei
unentwegt. Es schien für ihn kaum mehr als ein Spiel zu
sein. »Ihr vertragt bestimmt viel Blei in euren hässlichen Leibern,
aber ohne Kopf müsst auch ihr sterben. Habe ich Recht?«
Grollend schleuderte der zweite Werwolf Pierre von sich,
der sich mehrmals überschlug und vor den Füßen seines Vaters
ohnmächtig liegen blieb. Sein Blut sickerte auf den Waldboden.
Jean wagte nicht, sich zu bücken und nach dem Verletzten
zu sehen. Die Gefahr war noch lange nicht gebannt.
    Antoine fühlte sich dagegen sehr sicher. »Braver Loup-
Garou«, höhnte er. »Ich werde dich als mein Haustier halten.«
Er leckte sich über die Lippen, seine Augen wurden schmal.
»Aber das würde meinem Vater nicht gefallen.«
    »Nein! Tu es nicht«, raunte Jean vorahnungsvoll. »Reize ihn
nicht.«
    »Du bist doch der Meinung, dass nur ein toter Wolf ein guter
Wolf ist.« Ohne mit der Wimper zu zucken, schoss Antoine
dem liegenden Werwolf die Ladungen beider Läufe in den
Kopf. Der breite Schädel zerbarst in einer Wolke aus Blut.
Allein der Druck der Treibladungen hätte ausgereicht, den
Kopf zu zerfetzen, die Kugeln taten ihr Übriges dazu. Es blieb
nichts außer Resten des Unterkiefers und der hinteren Schädelpartie
zurück. Dennoch tobte der Kadaver wie lebendig,
schlug um sich, bäumte sich auf, rollte in seinem Blut umher,
die Klauen rissen die Erde auf, schlugen nach dem Feind.
Dreck und Blätter stoben herum. Lachend sprang Antoine von
dem sterbenden Wesen weg und hob seine Pistole.
    Jean verfluchte die unberechenbare Art seines jüngeren
Sohns. Er ahnte, wie der betrogene Werwolf handeln würde.
Er drückte ab, spürte den Rückstoß gegen seine Schulter und
sah die weiße Pulverwolke aufsteigen, die ihm wegen eines
ungünstigen Windes die Sicht raubte.
    Die aufgellenden Schreie Antoines sagten ihm, dass die Bestie
bereits Rache nahm. Ohne zu zögern, hob er Pierres geladene
Muskete auf und rannte dorthin, wo sich Mensch und
Kreatur auf der Erde wälzten.
    Sein Sohn rang mit den Kräften eines Giganten und schaffte
es trotzdem nicht, den Angreifer von sich zu stoßen; auch die
tiefen Stiche des Dolchs, den Antoine zur Verteidigung benutzte,
beeindruckten die Bestie nicht. Ihre Fänge bissen tief
ins Fleisch des Unterarms und drängten dann nach der Kehle
des jungen Mannes.
    Jean handelte instinktiv. Die Angst um seinen Sohn, missraten
oder nicht, überwand den Schock und alle lähmenden
Gefühle. Er drosch den Kolben der Waffe mehrmals hart in
den Nacken des Werwolfs und brachte ihn dazu, von Antoine
abzulassen. Die roten Augen wandten sich ihm zu, die weit
geöffnete Schnauze flog heran.
    Jean lief rückwärts und schoss auf der Bestie. Sie kreischte
und stürmte als Schrecken erregende Silhouette weiter auf ihn
zu. Als sie den Pulverdampf durchbrach, erkannte Jean deutlich
die beiden Einschusslöcher auf Höhe des Herzens. Doch
die Wunden schlossen sich bereits!
    »Verschwinde!«, schrie er voller Verzweiflung und

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