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Blutmaske

Blutmaske

Titel: Blutmaske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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den Kopf und sah,
dass die Symbole auf dem Kammereingang schimmerten.
Knarrend und ohne dass sie sich gerührt hatte, schwang die
Tür zurück. Sie blickte auf die Vitrine.
    Sie war leer.
    I. Buch
    EN GARDE
     
    I. KAPITEL
    31. Oktober
Deutschland, Hamburg, Ohlsdorf
     
    A ber finden Sie nicht, dass rosafarbene Rosen ein bisschen
zu schwul
aussehen?« Der Mann in dem sehr teuren dunkelgrauen
Anzug betrachtete den Blumenstrauß mit Perlenschnüren
und Federn. Ein atemberaubendes Werk vollendeter
Floristikkunst.
    Will seufzte und wischte sich die Finger an seiner schwarzen
Schürze ab. Eine Stunde hatte er damit verbracht, die
Anordnung zu überdenken, und sich Mühe gegeben, den Ansprüchen
des anstrengenden Kunden gerecht zu werden. Und
dann das! »Sie wollen zu einer gleichgeschlechtlichen Hochzeit,
Herr Trenske. Und als ich Sie fragte, welche Farbe Ihr Bräutigam
…«
    »Ja, ja, ich weiß, was ich gesagt habe. Und dass ich mir Perlen
und Federn wünsche.« Trenske zog hilflos die Schultern hoch,
das weiße Hemd und der hellgelbe Schlips verrutschten leicht.
»Aber ich bin mir nicht mehr sicher.«
    »Rosafarbene Rosen stehen für Jugend und Schönheit«, beruhigte
ihn Will.
    Trenske sah auf die Uhr. »Mein Gott! Noch eine Stunde, bevor
ich zum Standesamt muss.« Unglücklich betrachtete er den
Strauß. »Was machen wir denn jetzt?«
    Will hasste solche Aussprüche. Mit »wir« meinte der Kunde
ihn, und es war die kaum versteckte Aufforderung, alles neu
zu arrangieren. Aber er zwang sich zu einem Lächeln. »Ich denke,
dass wir bei den Perlenschnüren zurückschrauben sollten.
Machen Sie sich keine Sorgen, das geht ganz schnell.« Will
nahm seine Kreation, drehte sich um und eilte durch den Laden.
    Das India erinnerte durch seine verwinkelte Anordnung mehr
an einen Garten als an einen Blumenladen. Will hatte seine
Pflanzen- und Blumenauswahl in Regalen, Vitrinen und Hängekästen
so arrangiert, dass der Kunde immer etwas Neues entdecken
konnte. Ein Farben- und Geruchsmeer mit bunten Inseln;
lediglich die Rosen und andere Schnittblumen lagerten
geordnet in Eimern, damit er sie schneller greifen konnte.
    Will entfernte die Perlen, integrierte mit geschickten Handgriffen
verschiedene weiße Blüten, gab etwas Grün und ein feines
Gazeband dazu und schaffte es innerhalb von fünfzehn
Minuten, dem Strauß eine neue Ausrichtung zu geben.
    Seinen eigenen Ansprüchen wurde das Werk nicht zu einhundert
Prozent gerecht, aber hier handelte es sich schließlich
um einen Notfall. »Bitte sehr. Vierzig Euro, Herr Trenske.«
    Trenske sah nun sehr zufrieden aus, legte einen Fünfziger
und einen Zehner auf den Tisch. »Hier, für Ihre Kosten und Ihre
Zeit. Sie können ja nichts dafür, dass ich ein unentschlossener
Mensch bin. Aber Sie sind und bleiben eben mein Lieblingsflorist,
Herr Gul. Sie haben Wundervolles geleistet!« Er schnupperte
an den weißen Rosen und den Lilien. »Ich könnte so etwas
nie.«
    »Deswegen sind Sie der Investment-Banker und ich der Florist
«, gab Will zurück und begleitete den Mann zur Tür. »Beehren
Sie mich bald wieder, und dann möchte ich Fotos von der
Hochzeit sehen, Herr Trenske. Und von der Torte.«
    »Es wird ganz zauberhaft«, seufzte Trenske und trat hinaus
auf den Gehweg. »Schönen Tag, Herr Gul!«
    »Ihnen auch!« Will entbot ihm den Gruß mit den zusammen21
gelegten Handflächen vor der Brust. Dann kehrte er in den
Laden zurück, nahm die Thermoskanne aus einer Schublade
unter der Theke und goss sich seufzend Chai in seinen Becher.
Es roch nach grünem und schwarzem Kardamom, Nelken
und Zimt. Der Duft entspannte ihn sofort und passte hervorragend
in das Blütenbouquet des Ladens, den er seit vier Jahren
führte.
    Will setzte sich auf seinen Hocker, nippte am Becher und betrachtete
zufrieden sein Geschäft. Er drückte den Play-Knopf
des MP3-Spielers; leise erklang So soll es bleiben von Ich&Ich.
»Lord Ganeesha, auf dich«, murmelte er dem elefantenköpfigen Gott des Wohlstands zu, hob seinen Becher und versprach
ihm in Gedanken weitere Opfer, um sich seine Zuneigung zu
erhalten. Gegen Geld auf dem Konto war nichts einzuwenden.
Jetzt vielleicht noch eine nette Frau …
    Der schwarze Tee, der mit Gewürzen, Milch und Honig gekocht
worden war, floss warm und süß seine Kehle hinab. Will
fühlte, wie sich Ruhe in ihm ausbreitete.
    Er fuhr sich mit der rechten Hand durch die nackenlangen
schwarzen Haare, um sie nach hinten zu streifen. Danach betrachtete
er sein Gesicht in der spiegelnden

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