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Blutmaske

Blutmaske

Titel: Blutmaske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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straucheln wie kurz zuvor noch das Entsetzen.
Die Polizei, zuckte ein Gedanke durch ihren Kopf,
ich muss
die Polizei rufen, damit sie mich aus diesem Alptraum befreit.
Sie wollte keinen Schritt mehr aus der rettenden Küche tun.
    1-1-0.
    1-1-0.
    Zwei kleine Ziffern, dreimal tippen. Es klang so einfach.
    Aber ihr Handy war dort, wo sich ihre Kleider befanden. In
dieser Kammer …
    Schluchzend wankte sie weiter in die Küche hinein und sank
an einem Schrank nieder, legte die Hände schützend vors Gesicht
– und atmete dadurch den Geruch, der von ihren Fingern
ausging, intensiv ein: den metallenen Duft genommenen Lebens.
    Sie schreckte davor zurück, stieß sich dabei den Kopf am
Schrank, ohne es zu bemerken, und betrachtete ihre Hände: Sie
waren tiefrot und glitzerten feucht.
Patricks Blut!
    Würgend übergab sie sich, immer und immer wieder, bis
nichts mehr kam. Hustend und weinend zog sie sich an der
Arbeitsplatte in die Höhe. Noch immer weigerte sich ihr Verstand,
Informationen aus den vergangenen Stunden preiszugeben.
Wollte sie die überhaupt noch?
    Erst jetzt bemerkte sie die Geräusche, die aus der Welt des
Grauens zu ihr in die schützende Helligkeit der Küche drangen:
Telefone läuteten mit verschiedenen Melodien und aus unterschiedlichen
Entfernungen. Die Töne gingen ineinander über
und schwebten verhallend durch den Raum.
    Sie zuckte mit einem unterdrückten Schrei zusammen, riss
die Augen weit auf und lauschte mit angehaltenem Atem. Die
Rettung!
    Ein nostalgischer Schellenton war ihr am nächsten. Er befand
sich außerhalb der sicheren Küche, doch jedes
Rrring
lockte
und gab ihr Hoffnung auf Erlösung – wenn sie den Hörer abnahm
und ihre Ängste hineinschrie.
    Dazu musste sie den Raum verlassen. Den sicheren weißen
Raum … Sie atmete wieder schneller, roch das Blut. Das nächste
Klingeln ließ sie losrennen, den Blick nach unten gerichtet,
damit sie so wenig wie möglich von dem Horror um sich herum
mitbekam, und immer dem Ton folgend.
    Es ging durch einen Korridor in ein weiteres, großes Zimmer,
mehr eine Vorhalle, wie sie annahm. Der Teppich, über den sie
lief, war sehr dick und musste teuer sein; das aufwendige Muster
war hübsch, und sie versuchte, sich darauf zu konzentrieren,
um all das Schreckliche, was sie um sich herum vermutete,
ausblenden zu können. Doch dann unterbrach etwas die Unendlichkeit
des Musters: Blutspuren, Spritzer und verschieden
große Flecken bildeten eigene Formen, die gegen das Teppichmuster
verliefen.
    »Mein Gott«, ächzte sie, wich dem schrecklichen Hindernis
aus und folgte dem Klingeln stolpernd bis zu einer angelehnten
Tür.
    Dahinter war das Telefon!
    Sie schluckte, stand zögernd vor der Klinke und schaute sich
selbst zu, wie sie die Hand danach ausstreckte, obwohl alles in
ihr Nein schrie. Sie traute sich nicht, auf die andere Seite zu
gehen. Welcher Anblick wartete dort auf sie? Würde sie noch
mehr ertragen können?
    Ein Zittern breitete sich in ihr aus, ihr wurde schlagartig kalt.
Sie konnte das Beben nicht länger unterdrücken; jede ihrer
Gliedmaßen vibrierte in hoher Frequenz.
    Rrrring!
    Sie müsste lediglich die Tür öffnen, über die Schwelle treten
und abnehmen … den Anrufer anflehen, um Beistand bitten
und warten, bis die Helfer kamen …
    Rrrring.
Das Telefon klingelte noch immer.
    Ihre Finger krampften sich um die Klinke, die sich in ihrer
Hand erwärmte.
    Sie erstarrte, als das nächste Klingeln ausblieb; stattdessen
erklang ein elektronisches Klicken, und eine melodische, tiefe
Männerstimme sagte: »Sie haben meine Nummer gewählt, aber
anscheinend bin ich gerade beschäftigt. Hinterlassen Sie Ihre
Nachricht und Ihre Nummer. Vielen Dank.«
    Dann piepste es.
    »Nein, nein! Dranbleiben! Dranbleiben!« Die Aussicht, dass
der Anrufer auflegen könnte und sie wieder allein in diesem
Haus war, verschaffte ihr den nötigen Mut, die Tür aufzustoßen
und hineinzustürmen.
    Nach zweieinhalb Schritten musste sie stehen bleiben: Was
sie sah, folterte ihren Verstand. Wo auch immer sie hinschaute,
überall erwartete sie ein Anblick, der sie zum Schreien brachte
und einen Würgereflex hervorrief.
    Sie richtete den Blick schnell weg vom Erdgeschoss, von den
Greueln hinauf zur rettenden Decke. Das riesige Zimmer war
acht Meter hoch, eine geschwungene Freitreppe aus hellem Marmor
führte in den oberen Bereich, von dem aus man wie von
einem herrschaftlichen Balkon nach unten blicken konnte.
    Sie wusste unvermittelt: Dort hatte der DJ seine Mischpulte
und

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