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Blutmaske

Blutmaske

Titel: Blutmaske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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sich darum kümmern.
    »Was, zur …?« Überrascht blieb sie stehen und blickte auf den nackten, trainierten Körpers eines Mannes, der von grauem Staub umgeben war. Der Kopf der Leiche war zur Seite gewandt, und sie erkannte ein glattrasiertes, sympathisches Gesicht. Von der Statur her konnte es nur der Weißgekleidete sein. Das Feuer hatte ihn erstickt und ihm die Kleidung vom Leib gebrannt, ihn selbst jedoch unversehrt gelassen. Nicht einmal die halblangen schwarzen Haare waren versengt.
    Das habe ich noch nie erlebt!
Sia ließ den Fuß des enthaupteten Werwolfs los und näherte sich dem Ofen, aus dem extrem heiße Luft und graue Flöckchen waberten. So unbeschadet durfte keine Leiche aussehen. Sie blickte sich sehr genau in dem Verbrennungsofen um: Der andere Gegner war zu Asche geworden.
    Lass dich mal anschauen, Hübscher.
Vom Regal nahm sie sich einen langen Eisenhaken, mit dem normalerweise in der Asche gerüttelt wurde, damit alles durch das Sieb fiel, wie Prothesen, Zahngold und andere Einbauten.
Was stimmt mit dir nicht?
    Sie fischte nach ihm, die Spitze bohrte sich durch die Haut und verhakte sich im Schultergelenk. Schnell zog sie ihn ins Freie.
    Zwei, drei Fliesen platzten unter ihm. Der Leichnam verströmte unglaubliche Temperaturen, als könnte er die Hitze speichern und verstärken.
    Sie prüfte ihn mit Blicken, drehte ihn mit dem Haken recht rüde auf den Rücken. Dabei bemerkte sie am rechten Unterarm etwas: eine Art geschwungene Brandnarbe, die sich mit ihrer eigentümlichen Form vom Handgelenk bis zur Armbeuge schlängelte. Nach Einschusslöchern der beiden Kugeln im Bein suchte sie vergebens.
    Okay. Das Zeichen erklärt es.
Deswegen wunderte sich Sia auch nicht, als sich der mächtige Brustkorb plötzlich hob und senkte.
Den Trick will ich auch können.
Vor ihr lag ein weiterer Dämonendiener, aber weder Vampir noch Werwolf. Das Symbol kannte sie nicht, doch sie trug ein ähnliches Mal.
    Gebrandmarkt von einem Fürsten der Unterwelt. Das Wesen, dem der Mann diente, schien große Macht über das Feuer zu besitzen.
    Was tue ich mit dir?
    Sie schleifte ihn am Haken unsanft durch den Raum zur zweiten Tür und zum Nebeneingang hinaus, durch die Arkaden über die Stufen hinunter ins Freie. Als er in Berührung mit dem Schnee kam, zischte es laut, und Dampf stieg auf.
    Sia ließ ihn im Gras liegen. Die Flocken fielen nun aus einem bewölkten Himmel. Noch bevor sie den Mann berührten, schmolzen sie und vergingen über der blanken Haut zu Dunst. Sie betrachtete ihn.
Und jetzt?
    Ganz schlüssig war sie sich nicht. Aber so nett er aussah und gegen die Werwölfe ins Feld gezogen war: Noch mehr Höllengestalten konnte sie nicht gebrauchen. Weder für sich noch für ihre Blutsverwandten, die ein Leben in Ruhe verdient hatten.
    Eine Chance gebe ich ihm.
Sia kniete sich neben ihn, spürte die Wärme. »Wenn ich später rauskomme und du bist noch da«, sagte sie laut, »mache ich dich fertig. Ich habe dir das Leben gerettet, also stehst du in meiner Schuld. Komm nie wieder nach Leipzig und jage Werwölfe, wo immer du willst. Aber
hier
bestimme ich! Merk dir das und und sage es allen, die so sind wie du.«
    Sia kehrte ins Krematorium zurück. Sie durchsuchte die Toten, nahm Wertsachen und ein Handy an sich. Sie ließ sich das Bild des Mannes anzeigen, auf den die Werwölfe angesetzt werden sollten. Die Züge sagten ihr nichts – außer, dass er gar nicht mal schlecht aussah und etwa ihr Alter besaß. Äußerlich.
    Ein Glückspilz.
    Zügig sammelte sie alle Toten ein und schob sie in die Kammer, breitete die Leichen nebeneinander aus, so gut es ging, damit das Verbrennen schneller verlief. Normalerweise dauerte der Vorgang eine Stunde. Bei
einem
Körper und einer vorgeheizten Kammer.
    Sia blickte auf die Uhr.
Das wird eng, aber es könnte klappen, um sie gänzlich in Asche zu verwandeln, bevor die erste Schicht auftaucht.
Sie schloss die Luke, aktivierte die Brenner manuell und stellte auf volle Leistung. Wehrwölfe und Werwölfe vergingen in den Lohen.
    Die Vampirin nahm den Wasserschlauch von der Wand und spülte das Blut in den Ausguss, säuberte bei der Gelegenheit auch noch den Gang, in dem sie die Frau getötet hatte.
    Ich hätte Putzfrau werden können.
    Auch wenn sie sehr schnell arbeitete, brauchte es seine Zeit, bis sie mit dem Ergebnis zufrieden war. Sie hob einen Eddingstift vom Boden auf und schrieb ein paar Parolen an die Wand, welche die Polizisten an übermütige, jugendliche Vandalen glauben

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