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Blutmaske

Blutmaske

Titel: Blutmaske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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lassen sollten: »Zur Hölle mit den Toten«, »Scheiß Nazis«, »Tod allen Bullen« und andere Klassiker des juvenilen Überschwangs, inklusive des obligatorischen Pentagramms. Zur Asche konnten sie sich ausdenken, was immer sie wollten.
    Sia grinste.
Viel besser!
Schnell schaltete sie den Brenner wieder ab, öffnete die Luke und schmiss noch die halbe demolierte Büroeinrichtung dazu. Jetzt gab es eine Erklärung für die Reste.
Klappe zu, Brenner an.
    Anschließend verließ sie das Gebäude.
    Na? Hast du mich gehört, mein Hübscher?
Sia hielt Ausschau nach dem unbekannten Mann.
    An der Stelle, an der er vor einer knappen halben Stunde gelegen hatte, war nur mehr ein Umriss auf dem schmorenden Gras zu sehen. Die Erde strahlte seine Wärme noch immer ab, so dass der fallende Schnee nicht darauf liegen blieb.
    Aha! Er ist verschwunden.
Anscheinend war ihre Botschaft trotz des Dämmerzustands angekommen. Sie hatte nicht den Ehrgeiz herauszufinden, welchem Dämon er diente und was seine genauen Absichten in Leipzig gewesen waren. Sie war ihn los und die beiden Spezies Wehr- und Werwölfe gleich mit.
    Eine unerwartet aufregende Nacht.
    Sie verspürte, dass ihr Durst mehr und mehr stieg. Das Hantieren mit dem ganzen Blut hatte es nicht besser gemacht.
    Bald müsste sie dem Drang nachgeben und von dem Lebenssaft trinken. Wenn sie um diese Uhrzeit im Krankenhaus auftauchte, würde das keiner merkwürdig finden. Sie arbeitete ausschließlich nachts als Sitzwache.
    Sia ging unruhig, angetrieben von der Gier, um das Krematorium herum und stieg hastig in den VW Touareg.
    Das würde die Ermittler garantiert stutzig werden lassen: Edelkarossenreifenabdrücke.
Kann ja geklaut gewesen sein.
Sie gab Gas und hielt auf den Ausgang zu. Den Wagen würde sie verkaufen, und von dem Geld und den Kreditkarten der Toten würde sie eine Zeitlang gut leben können. Ein ordentlicher Lohn für eine Putzfrau.
    Aus dem Wärterhäuschen flackerten Lichtzeichen.
    Kamerad Fandow.
Sie drosselte die Geschwindigkeit und ließ die Scheibe herab.
Den hätte ich fast vergessen.
Mit einer Fingerbewegung schaltete sie das Fernlicht ein.
    Ein eher durchschnittlicher Typ mit einem angedeuteten Irokesenschnitt trat ins Freie, er sah genervt aus. Das starke Scheinwerferlicht blendete ihn, so dass er zunächst nicht erkannte, wer alles
nicht
im Wagen saß. In der Linken hielt er ein Nummernschild.
    »Wieso hat das denn so lange gedauert? Keiner von euch Idioten ist an sein Handy gegangen.« Er kam ans Fahrerfenster. »Ihr habt was verpasst. Vorhin lief so ein perverser Spinner nackt über den Friedhof und ist mit einem Cayenne abgedüst. War aus München. Das Nummernschild hat er verloren …« Da bemerkte er Sia. »Wer …«
    Sie packte ihn am Kragen und zog ihn zu sich.
    Eigentlich hatte sie ihm sagen wollen, dass die Gemeinschaft der Wehrwölfe aufgelöst sei und er einen Umzug in Erwägung ziehen solle. Drohend und gefährlich hatte sie sein wollen, um ihn danach laufen zu lassen.
    Aber ihr überwältigender Durst, die Gier nach frischem Blut verhinderte das.
    Ihr Mund öffnete sich gegen ihren Willen weiter als bei einem normalen Menschen, der Unterkiefer hängte sich wie bei einer Schlange aus; gleichzeitig schnellten die Fangzähne hervor und zerrissen den stoppeligen Hals des jungen Mannes. Die Lippen umschlossen die klaffende Wunde, und sie sog und soff das Blut innerhalb weniger Sekunden aus den Adern.
    Sie stöhnte dabei leise, schmeckte das Metallische und die Lebenskraft, die aus ihm wich und auf sie überging.
    Fandow zappelte nicht einmal. Der Schock lähmte ihn, und bevor er den Schrecken hätte überwinden können, war er schon tot. Ausgesaugt bis auf den letzten Tropfen.
    Sie ließ die Leiche fallen und sank in den Sitz.
Das habe ich gebraucht.
Sie lächelte und schloss die Augen, war satt und befriedigt.
Dringend.
Um den Mann tat es ihr nicht leid. Sie hatte schon bessere und schlechtere Menschen umgebracht.
    Langsam entstand ein Grinsen auf ihrem Gesicht, während sie sich die letzten Blutreste von den Lippen leckte. Am offenen Fenster sein Mahl in Empfang zu nehmen, das hatte etwas von einem Drive-In. Dennoch:
Aufräumen,
sagte sie sich und stieg aus. Der Putzfrauenjob war noch nicht zu Ende.
    Sie warf den leer gesaugten Fandow in den Kofferraum, als wäre er nichts als lästiger Müll, schwang sich wieder hinters Steuer und setzte rückwärts auf das Krematorium zu.
    Bei der herrschenden Hitze im Ofen wäre er schnell

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